10 Jahre Schulsozialarbeit in Tirol

Vom Pilotprojekt Imst auf inzwischen 17 Schulstandorte als fixe Institution ausgeweitet

Seit einem Jahrzehnt gibt es sie in Tirol – die Schulsozialarbeit (SCHUSO). Im Herbst 2008 hielt die SCHUSO als Pilotprojekt Einzug in Imst und wurde nach zwei Jahren personell aufgestockt und fix an diesem Schulstandort installiert. Inzwischen wurde das Konzept der Schulsozialarbeit auf 17 weitere Schulstandorte in sechs Bezirken Tirols ausgeweitet, wo insgesamt 30 MitarbeiterInnen durchgehend als AnsprechpartnerInnen für SchülerInnen, PädagogInnen und Eltern an den Schulen zur Verfügung stehen. Im Rahmen eines Festaktes wurde nun das 10-jährige Jubiläum gefeiert.

„Schulsozialarbeit ist eine professionelle und kontinuierliche Hilfestellung für Schülerinnen und Schüler sowie deren Umfeld vor Ort“, erläutert LRin Gabriele Fischer, zuständig für die Kinder- und Jugendhilfe des Landes. „Dabei geht es darum, Kinder und Jugendliche im Prozess des Erwachsenwerdens zu begleiten und ihre Kompetenzen zur Lösung von persönlichen und/oder sozialen Problemen zu fördern“. An der Schnittstelle zwischen Schule, Elternhaus und gegebenenfalls der Kinder- und Jugendhilfe angesiedelt, versucht die SCHUSO, die in der Schule auftretenden Konflikte und Spannungen zu reduzieren bzw. ihnen vorbeugend entgegenzuwirken.

Bearbeitung der vielschichtigen Anliegen und Probleme

Nach dem Motto „offen – freiwillig – vertraulich“ nehmen sich die SchulsozialarbeiterInnen daher den vielschichtigen Anliegen der SchülerInnen an. Gemeinsam Lösungen gesucht werden sowohl bei Problemen im Schul- oder Familienverband, als auch beispielsweise bei selbstverletzendem Verhalten, häuslicher und sexueller Gewalt oder bei Konflikten im Klassenverband und Mobbing. „Durch ihre Präsenz in den Schulen können die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter bei Problemen und Krisen rasch intervenieren“, weiß Bildungslandesrätin Beate Palfrader. Im Vorfeld der Einführung der Schulsozialarbeit an den jeweiligen Schulstandorten werden die Bedürfnisse geklärt und Kooperationen bereits in der Vorbereitungsphase sorgfältig abgestimmt.

Regelmäßige Evaluierungen

„Wenn eine Schule interessiert ist, Schulsozialarbeit einzuführen, meldet sie ihren Bedarf bei der Steuerungsgruppe SCHUSO beim Landesschulrat an“, informiert Silvia Rass-Schell, Vorständin der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe. Darin sind die Kinder- und Jugendanwältin sowie die Kinder- und Jugendhilfe, der Landesschulrat und die Tiroler Kinder und Jugend GmbH vertreten, prüfen den Bedarf und geben eine Empfehlung ab. Die Kosten der Schulsozialarbeit übernehmen das Land Tirol zu 65 und die Gemeinden als Schulerhalter zu 35 Prozent. Träger der Schulsozialarbeit ist die Tiroler Kinder und Jugend GmbH.

„Regelmäßige Evaluierungen zeigen, dass die Schulsozialarbeit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Schulklimas leistet und sowohl von den Schülerinnen und Schülern, als auch von den Lehrkräften und Erziehungsberechtigten sehr gut angenommen wird. Herrschte 2008 noch eine gewisse Skepsis, so wurden die anfänglichen Erwartungen hinsichtlich der positiven Auswirkungen sogar übertroffen“, freut sich Karin Hüttemann, Geschäftsführerin der Tiroler Kinder und Jugend GmbH.

„Wir legen besonderen Wert auf den hohen Qualitätsstandard der Schulsozialarbeit in Tirol. Bei uns sind ausschließlich Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter tätig, die in Vollzeit derzeit 200 bis 300 Schülerinnen und Schüler betreuen und auch deren Umfeld zur Seite stehen“, berichtet Philipp Bechter, Schulsozialarbeiter der ersten Stunde in Imst und Fachbereichsleiter SCHUSO in der Tiroler Kinder und Jugend GmbH. Im vergangenen Schuljahr 2017/18 wurden tirolweit 8.565 Beratungen durchgeführt – davon 6.578 mit Schülerinnen und Schülern sowie 1.229 mit Erziehungsberechtigten. Des Weiteren war die SCHUSO unterrichtsergänzend in 1.201 Einheiten zu Präventionszwecken oder intervenierend in Klassen tätig.

Auszeichnung für Studierende des Departments Soziale Arbeit und SCHUSO

Das Engagement der Tiroler SchulsozialarbeiterInnen wurde inzwischen auch ausgezeichnet: Ursprünglich als Studierendenprojekt des MCI angelegt und von der SCHUSO angeleitet, wurde „StopMobbing.at – Der Workshop gegen Mobbing“ in der Schulsozialarbeit in Tirol umgesetzt, weiterentwickelt und mit dem „MyKi“ gewürdigt. Dieser österreichische Kinderschutzpreis wird an Personen und Einrichtungen vergeben, die sich aktiv und kreativ für den Schutz von Kindern und für die Verbesserung deren Lebenssituation in Österreich einsetzen. Beim Projekt geht es darum, Bewusstsein für Mobbingdynamiken und die verschiedenen Rollen der Beteiligten zu schaffen. So können beispielsweise Zeuginnen und Zeugen zu Helferinnen und Helfern werden.