Gustav Linert
Gustav Linert besetzt als Gauhauptmann einen der ranghöchsten Posten des Tiroler NS-Regimes. Sein Büro befindet sich im historischen Landhaus. Er ist Leiter der Gauselbstverwaltung. Sie verwaltet die gaueigenen Anstalten und Liegenschaften. Bei dem Vermögensentzug des kirchlichen Beuteguts tritt seine Abteilung als organisatorischer Umschlagplatz in Erscheinung.
Nach einer Berufsoffizierslaufbahn wird er Bankangestellter. Der NSDAP tritt Linert im Dezember 1933 bei. Im März 1938 holt ihn Gauleiter Edmund Christoph als Landesrat für Finanzen in die erste NS-Landesregierung. Unter Gauleiter Franz Hofer steigt er zum Gauhauptmann auf. Von den kriegsbedingten Entbehrungen spürt er nur wenig. Im Jahr 1940 lässt er sich mit vier weiteren Angestellten des Landhauses ein Wochenendhaus am Fernerboden im Sellraintal errichten. Möbel und Einrichtungsgegenstände stammen aus kirchlichem Beutegut.
Linert wickelt die NS-Verbrechen auf Behördenebene anstandslos ab. Lediglich eine Auseinandersetzung mit Gauleiter Hofer ist dokumentiert: Linert nimmt an den Begräbnisfeierlichkeiten für Oberst Oskar Teuber teil. Teubers Ehegattin gilt durch die Nürnberger Rassengesetze als Jüdin. 1943 droht ihr eine Inhaftierung im Lager Reichenau. Das Ehepaar begeht Selbstmord.
Die US-amerikanische Besatzungsmacht inhaftiert Linert von Ende Mai 1945 bis Februar 1947. Das Volksgericht verurteilt ihn anschließend zu 30 Monaten schweren Kerkers sowie Vermögensverfall. Im Prozess versteht er nicht, „dass selbstlose Arbeit und ein anständiges Leben nichts mehr gelten“. Anzeichen von Reue kennt er nicht. Bis ins hohe Alter glaubt er, für die richtige Sache gekämpft zu haben. Linert kommentiert seine Festnahme rückblickend so: „Das war der Dank für alles, was ich für das Land, die Gemeinden und die Bevölkerung getan habe.“