Beregnung soll Qualität und Wert von 65.000 Kubikmeter Holz erhalten

Ainet: Erstes Nasslager Tirols für Schadholz ist in Vollbetrieb

In der Osttiroler Gemeinde Ainet wurde im Sommer dieses Jahres direkt angrenzend an den Lagerplatz der Waldgenossenschaft Iseltal auf 2,2 Hektar Tirols erstes Nasslager für schnittfähiges Schadholz errichtet. Jetzt ist es in Vollbetrieb.

„Osttirols Wälder wurden durch das Sturmtief ‚VAIA‘ 2018 und das Schneebruchereignis ‚Ingmar‘ 2019 schwer getroffen. Mit dem Nasslager haben wir Lagerkapazitäten für nicht am Markt unterzubringendes Holz geschaffen. Durch die dauernde Beregnung wollen wir den Wert des Holzes erhalten und den wirtschaftlichen Schaden für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer abfedern. Für die Errichtung und den Betrieb des Nasslagers stellt das Land Tirol eine Million Euro zur Verfügung“, sieht Forstreferent LHStv Josef Geisler im Nasslager eine wichtige Hilfestellung. „Denn wenn es keinen Absatzmarkt und keine Lagermöglichkeit für das höherwertige Schadholz gibt, bleibt es im Wald und ist ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer.“

Mit der Waldgenossenschaft Iseltal habe man den idealen Partner für dieses innovative Projekt gefunden. Der Grund für das Nasslager wurde von der Gemeinde Ainet zur Verfügung gestellt. „Von diesem Nasslager profitieren alle Osttiroler Waldbesitzerinnen und Waldeigentümer“, bedankt sich Geisler bei den Partnern. Nicht nur Mitglieder, sondern jeder, der mit der Waldgenossenschaft zusammenarbeiten will, kann die Vorteile des Nasslagers in Anspruch nehmen.

Holz für 300 Einfamilienhäuser im Wert erhalten

Bereits mehr als 20.000 Kubikmeter Holz lagern derzeit im einzigen Nasslager Tirols in Ainet. In Summe können 65.000 Kubikmeter Holz, das entspricht der Holzmenge, die für 300 Einfamilienhäuser in Holzbauweise benötigt wird, beregnet werden. Durch die dauernde Beregnung wird die Vermehrung des Borkenkäfers verhindert, aber auch die Holzqualität erhalten, bis das Holz am Markt verkauft werden kann. „Unser Ziel ist es, den Holzfluss aus dem Wald aufrechtzuerhalten und die Wertschöpfung in der Region zu halten“, erklärt Christian Brugger, Obmann der Waldgenossenschaft Iseltal. Derzeit wird laufend Holz angeliefert. Im Frühjahr des kommenden Jahres – so hofft man – wird dann wieder Holz aus dem Nasslager in Richtung Sägeindustrie gehen.

Beeindruckende Leistung in der Schadensbewältigung

1,3 Millionen Kubikmeter Schadholz, das Sechsfache der jährlichen Holzerntemenge Osttirols, sind bei den beiden Extremereignissen 2018 und 2019 angefallen. „Rund 80 Prozent der gesamten Schadholzmenge wurden mit Unterstützung des Forstdienstes bereits aufgearbeitet. Regional wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Landesforstgarten Nikolsdorf bereits mit der Wiederbewaldung der Schadflächen begonnen“, bedankt sich Landesforstdirektor Josef Fuchs bei allen Beteiligten. Der Landesforstdirektor würdigt insbesondere die Leistungen der Bezirksforstinspektion Osttirol und der Gemeindewaldaufseher, die bei der Organisation und Koordination des gesamten Holzflusses Wesentliches geleistet habe. „Durch diese unvergleichliche Kraftanstrengung sollte es gelingen, die Borkenkäfergefahr hintanzuhalten und die Schutzfunktion des Waldes ehestmöglich wiederherzustellen.“

Innovative Technik aus Osttirol

Ein wichtiger Baustein in der Bewältigung dieser Naturereignisse ist das Nasslager in Ainet, das während dem erste Lockdown im Frühjahr in kürzester Zeit konzipiert wurde, alle Behördenverfahren durchlaufen hat und auch errichtet wurde. Das Tempo bei der Umsetzung des Projekts ist aber nicht zulasten der Qualität gegangen. „Beregnet wird nach einem ausgeklügelten System, das Temperatur und Sonneneinstrahlung ebenso berücksichtigt wie Windgeschwindigkeit und Windrichtung“, führt der Geschäftsführer der Waldgenossenschaft Iseltal, Mario Sinn, aus. Jeder der 25 Beregnerköpfe kann einzeln angesteuert werden. All das gewährleistet einen sparsamen und effizienten Einsatz von Energie und Wasser. Die Technik dafür kommt aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Für die Wasserversorgung wurden zudem zwei Tiefbrunnen mit einer Leistung von 35 Sekundenlitern gebohrt.

Sichtbares Zeichen des Zusammenhalts im Bezirk

Für LHStv Geisler ist das Nasslager in Ainet ein sichtbares Zeichen des unglaublichen Zusammenhalts im Bezirk zur Bewältigung von Naturereignissen: „Hier ziehen wirklich alle an einem Strick, um die Schutzfunktion unserer Wälder aufrechtzuerhalten, die Zukunft der Wald- und Holzwirtschaft zu gewährleisten und die Wertschöpfung in der Region zu halten.“

Bei diesem Projekt wurde fächerübergreifend intensiv und effektiv zusammengearbeitet. Die Konzeption des Projekts wurde seitens der Bezirksforstinspektion stark unterstützt. Die Bezirkshauptmannschaft Lienz im Behördenverfahren und die Gruppe Forst als zuständige Fachabteilung haben massiv dazu beigetragen, das Projekt schnell und zielgerichtet an den Start zu bringen.