Wie sehr die Luftbelastung in ganz Europa Thema ist, zeigt sich aktuell nicht nur aufgrund des jüngsten Urteils des Bundesverwaltungsgerichts in Deutschland, wonach Fahrverbote in deutschen Städten ab September 2018 zulässig sind, sondern auch an der aktuellen Debatte in Südtirol. Der neueste Luftwertebericht des Landes veranlasste den Südtiroler Umweltlandesrat Richard Theiner, generelle Diesel-Fahrverbote in gewissen Gebieten ab 2019 nicht mehr gänzlich auszuschließen, da die Luftwerte „konstant schlecht“ seien.
In diesem Zusammenhang verweist die Tiroler Umweltlandesrätin Ingrid Felipe auf die Maßnahmen, die nördlich des Brenners bereits ergriffen wurden und mit vollem Engagement fortgesetzt werden sollen. „Wir setzen schon seit 2014 auf ein ganzes Maßnahmenbündel und werden diese in den kommenden Monaten weiterentwickeln und nachschärfen“, erklärt LHStvin Felipe. Das Land hat in den vergangenen Jahren an vielen Stellschrauben gedreht, um die gesundheitsgefährdenden Schadstoffwerte zu senken. Mit dem Luft- und Lärmhunderter, dem sektoralen Fahrverbot, dem massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und Aktionen wie „Richtig Heizen mit Holz“ gelang es die Luft in Tirol sukzessive und nachweislich zu verbessern. Ausruhen könne man sich aber keineswegs, denn die Luftwerte sind an vielen Messstellen noch lange nicht unter den vorgegebenen Grenzwerten der EU und der steigende Transit stellt das Land vor neuen Herausforderungen.
„Wir wollen die Ohren und Lungen der Tirolerinnen und Tiroler weiter entlasten. Zum einen indem wir in den kommenden Jahren viel Geld in die Hand nehmen um die Öffi-Infrastruktur auszubauen, den Komfort zu steigern und Preisstruktur attraktiv zu gestalten. Das sorgt am ehesten dafür, dass die Menschen ihren Autoschlüssel ohne zu zögern daheim liegen lassen. Zum anderen, indem wir alles unternehmen, um den steigenden Transit auf die Schiene zu verlagern. Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, so Felipe. Die Landesregierung hat sich in ihrem Arbeitsprogramm festgelegt, dass der Transit bis 2027 auf eine Million Fahrten reduziert werden soll. Gelingen soll das durch die jährliche Verlagerung von 1,5 Millionen Tonnen Güter auf die Schiene, die Evaluierung und Nachschärfung des Sektoralen Fahrverbots und die Umsetzung der neuen Eurovignettendirektive.
Die Verlagerung des Transits auf die Schiene ist für Felipe die „Herkulesaufgabe“ der kommenden Periode, die mit vereinten Kräften vorangetrieben werden müsse. Hierfür müsse der Druck auf die Bundesregierung sowie auf Italien und Deutschland hoch gehalten werden, um eine Anhebung der Mauttarife zu erreichen und die Kapazitäten zur Verfügung zu haben. „Ohne Anhebung der Maut von München bis Verona werden wir keine Reduktion schaffen. Die aufkeimende Diskussion in Südtirol kommt daher nicht ungelegen. Wir dürfen nicht länger die Billigstroute von Nord nach Süd sein und müssen gemeinsam wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität ergreifen“, so die Landesrätin. Dazu zähle auch der nach wie vor vonseiten der Bundesregierung steuerlich verbilligte Diesel, der viele Frächter veranlasst durch Tirol zu disponieren.