Die Diagnose Krebs ist für die meisten PatientInnen ein großer Schock. Unkontrolliert wachsende Körperzellen bzw. bösartige Tumore verändern nicht nur die Abläufe im Körper, sondern stellen gleichzeitig das ganze Leben des Betroffenen auf den Kopf. „Positiv ist, dass die Therapiemöglichkeiten und somit auch die Überlebenschancen immer besser werden“, weiß Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg. Trotzdem gilt nach wie vor: „Je früher eine Krebserkrankung festgestellt wird, umso höher ist die Heilungschance“, so Tilg, und weiter: „Anlässlich des Weltkrebstages wollen wir die aktuellen Tiroler Zahlen zur Entwicklung von Krebserkrankungen näher beleuchten.“
Rechtzeitig zum Weltkrebstag erschien der neue Jahresbericht des Tumorregisters Tirol am Institut für klinische Epidemiologie. „Tirol ist eines der wenigen Bundesländer mit einem eigenen epidemiologischen Landesregister für Onkologie“ betont die operative Leiterin des IET Irmgard Delmarko, und weiter: „Es werden im Tumorregister Tirol alle Krebsfälle in der Tiroler Bevölkerung unter Einhaltung internationaler Regeln dokumentiert und in regelmäßigen Berichten wesentliche Daten über Krebsinzidenz und Krebsmortalität in Tirol publiziert.“
Tiroler Spitzenmedizin zeigt Wirkung
„Nach wie vor sind Krebserkrankungen im mittleren Erwachsenenalter immer noch die häufigste Todesursache“, betont Günther Gastl, Vorsitzender Fachbeirat des Tumorregisters Tirol. Basierend auf den aktuellen Angaben des Tiroler Tumorregisters erkrankten 2016 1.874 Frauen und 2.097 Männer an einem invasiven Karzinom, mit Ende 2016 lebten ca. 20.200 Frauen und 20.000 Männer mit einer Krebserkrankung in Tirol. „Besonders erfreulich ist jedoch die Entwicklung der relativen Fünfjahresüberlebensrate (altersstandardisiert)“, erklärt Günther Gastl. „Diese lag bei Frauen bei ca. 66 Prozent und bei Männern bei ca. 63 Prozent und war fast identisch mit den Vergleichsdaten aus den USA.“
In dieselbe Kerbe schlägt LR Tilg: „Eine weitere statistische Auswertungsmethode zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung des Überlebens in den Diagnosejahren 2007–2016 im Vergleich zu 1997–2006. Hochprofessionelle Forschung, neue Therapiemethoden sowie die sehr gute Qualität der medizinischen Behandlung in unserem Bundesland zeigen ihre Wirkung“, ist der Landesrat von der Spitzenmedizin in Tirol überzeugt.
Weitere Kennzahlen
Die Raten für Neuerkrankungen und Sterbefälle liegen für Männer besonders beim Lungenkarzinom und für Frauen beim Gebärmutterhalskrebs unter dem EU-Durchschnitt. Trotz entsprechender Erkrankungshäufigkeiten liegen die Sterberaten in Tirol beim Mammakarzinom (Brustkrebs), Prostatakarzinom und Nierenkarzinom unter dem EU-Schnitt. Die häufigste Tumorneuerkrankung in Tirol ist im Jahr 2016 bei Frauen das Mammakarzinom (28 Prozent), gefolgt vom Melanom (10 Prozent), bei Männern das Prostatakarzinom (26 Prozent) und das Lungenkarzinom (12 Prozent). Die häufigste Krebstodesursache ist sowohl bei Männern und Frauen der Lungenkrebs.
Hohe Vollzähligkeit
„Ein qualitätsgesichertes Tumorregister steht und fällt mit der Vollzähligkeit“, erklärt Institutsleiterin IET Irmgard Delmarko, und weiter: „Nur wenn wir alle Tumorfälle der Tiroler Bevölkerung registrieren, können relevante Aussagen getroffen werden.“ Da nicht alle Daten an das Register übermittelt werden, braucht es einigen Rechercheaufwand, um die gewünschte Vollzähligkeit zu erreichen: „Hier gibt es neben der Einhaltung von internationalen Qualitätskriterien in Tirol eine Besonderheit: Alle Hinweise aus medizinischen und verwaltungsbezogen Quellen, die auf eine Krebserkrankung schließen lassen und noch keinen Registereintrag haben, werden in den einzelnen Krankenhäusern tirolweit und vor Ort nochmals recherchiert und wenn nötig dokumentiert“, verrät der Leiter des Tumorregister Tirol Helmut Mühlböck das Geheimnis des Erfolgs. „Tirol ist gerade deshalb schon seit langer Zeit Vorreiter in Sachen Tumorregister. Wir erfüllen die hohen Qualitätskriterien bereits seit dem Jahr 1988“, betont Delmarko nicht ohne Stolz. Seit diesem Jahr wurde das Tumorregister Tirol als erstes Register österreichweit in die internationale Publikation „Cancer Incidents in five Continents“ aufgenommen.
Diese Medieninformation erfolgt in Kooperation mit dem Landesinstitut für Integrierte Versorgung.