Bilanz zum Motorrad- und Mopedverkehr 2021 in Tirol

Fahrverbote für besonders laute Motorräder in Bezirken Imst und Reutte ein Erfolg

  • 12.600 Motorrad- und Mopeddelikte wurden von Polizei geahndet
  • Verkehrsunfälle mit Zweirädern weiterhin rückläufig

Der anhaltend starke Motorrad- bzw. Mopedverkehr und die damit verbundene hohe Anzahl an Unfällen in den vergangenen Jahren veranlassten das Land Tirol und die Tiroler Polizei dazu, auch im Jahr 2021 wieder einen besonderen Überwachungsschwerpunkt zum einspurigen Verkehr zu setzen. Nun wurde Bilanz gezogen: Insgesamt führte die Polizei bei entsprechender Witterung auf typischen Motorradstrecken 113 Schwerpunkteinsätze durch. 6.316 Einsatzstunden wurden dafür aufgewendet. Insgesamt wurden bei diesen Einsätzen 5.474 Beanstandungen bei Motorrad- und MopedlenkerInnen vorgenommen. Darüber hinaus resultieren 4.136 Anzeigen aus stationären Radaranlagen und noch einmal ca. 3.000 geahndete Delikte aus dem „Basisverkehrsdienst“: In Summe gab es also rund 12.600 Beanstandungen von Motorrad-und MopedlenkerInnen in der Saison 2021. Auch das Dezibel-Fahrverbot im Außerfern und in Imst wurde erneut schwerpunktmäßig kontrolliert. „Ich bedanke mich bei der Tiroler Verkehrspolizei für ihren Einsatz zur Verkehrsüberwachung, die gemeinsam mit einer begleitenden Aufklärung und Sensibilisierung ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Sicherheit im Motorrad- und Mopedverkehr und zum Schutz der Bevölkerung vor Lärm ist“, so die zuständige Verkehrslandesrätin LHStvin Ingrid Felipe.

Der Motorradverkehr war im heurigen Jahr wiederum stark von den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie betroffen. Aufgrund der Verkehrsbeschränkungen an den Grenzen gab es im Frühjahr noch relativ wenig Motorradverkehr. Der Trend setzte sich auch nach der Lockerung der Grenzkontrollen fort. Zudem waren in den Sommermonaten und im Frühherbst die Witterungsbedingungen mit etlichen Regenwochenenden nicht ideal für Motorradausflüge.

Bilanz zu tödlichen Verkehrsunfällen

Am 15. Juni 2021 ereignete sich der erste Verkehrsunfall, bei dem ein Mopedlenker getötet wurde. Der bislang letzte tödliche Motorradunfall geschah am 23.  September 2021 auf der B 165 Gerlosstraße in Hainzenberg. Im heurigen Jahr kamen auf Tirols Straßen vorläufig insgesamt fünf Menschen, die mit einspurigen Kraftfahrzeugen unterwegs waren, ums Leben. Das ist um eine Person weniger als im Vorjahr. Im Jahr 2019 waren noch elf tote MotorradlenkerInnen zu beklagen.

„Es kann angenommen werden, dass der Rückgang dieser Zahlen auch mit der Corona-bedingten, deutlich verkürzten Motorradsaison zusammenhängt. Entsprechend verringerte sich auch heuer die Zahl der Verkehrsunfälle mit einspurigen Kraftfahrzeugen und die Deliktanzahl insgesamt sehr deutlich“, so Bernhard Knapp, Leiter der Abteilung Verkehr- und Seilbahnrecht im Amt der Tiroler Landesregierung.

Rückgang des Unfallgeschehens

Bedingt durch COVID-19 und aufgrund der Wetterverhältnisse ist auch in der Motorradsaison 2021 generell das Unfallgeschehen mit Beteiligung einspuriger Kfz-LenkerInnen rückläufig. Im heurigen Jahr ereigneten sich bislang 571 Motorrad-Unfälle. Dem gegenüber steht die Zahl von 686 Motorrad-Unfällen im gesamten Jahr 2020. Im Jahr 2019 waren noch 792 Unfälle zu verzeichnen. „Nicht angepasstes Fahrverhalten, zu hohe Geschwindigkeiten, vorschriftswidriges Überholen, Selbstüberschätzung, nachlassende Konzentration und zum Teil erheblicher Leichtsinn, oft in Verbindung mit fehlenden Streckenkenntnissen, führten auch heuer wieder zu einer Reihe schwerster Verkehrsunfälle. Auch waren Motorrad- oder MopedfahrerInnen Opfer unaufmerksamer AutofahrerInnen“, erklärt der Leiter der Landesverkehrsabteilung der Polizei, Oberst Günther Salzmann.

Dezibel-Fahrverbote in Bezirken Reutte und Imst

Die auf mehreren Streckenabschnitten im Bezirk Reutte und auf der Straße über das Hahntennjoch geltenden Fahrverbote für Motorräder mit einem Nahfeldpegel von mehr als 95 dB wurden nach einer Pilotphase im Jahr 2020 eingehend evaluiert und auf ihre Wirksamkeit überprüft. Im Rahmen dieser Studie hat sich herausgestellt, dass die gesetzten Maßnahmen Wirkung zeigen und bei der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten große Zustimmung finden. Deshalb wurden diese Fahrverbote erstmals ab dem heurigen Jahr – jeweils im Zeitraum vom 15. April bis 31. Oktober – unbefristet erlassen. Die Erlassung dieses Fahrverbotes hatte einigen Gegenwind erzeugt. Erfreulich ist daher, dass die Europäische Kommission aufgrund einer Beschwerde festgestellt hat, dass diese Fahrverbote nicht gegen geltendes EU-Recht verstoßen. Ebenfalls hat das Landesverwaltungsgericht eine Beschwerde gegen einen Strafbescheid als unbegründet abgewiesen.

Diese Fahrverbote wurden auch heuer von der Polizei intensiv überwacht und insgesamt 7.527 Motorräder überprüft. Bei 123 dieser überprüften Fahrzeuge wurde ein eingetragener Nahfeldpegel von mehr als 95 dB festgestellt. Dies entspricht einer Übertretungshäufigkeit von rund 1,6 Prozent. Im Vergleich dazu wurden im Jahr 2020 bei insgesamt 8.917 kontrollierten Motorrädern 135 Übertretungen registriert, was einer Übertretungshäufigkeit von 1,5 Prozent entspricht.

Zudem ahndete die Polizei auf den betroffenen Streckenabschnitten weitere 554 sonstige MR-Delikte wie Geschwindigkeitsüberschreitungen, verbotenes Überholen, „Kurvenschneiden“ oder kraftfahrtechnische Mängel an den Fahrzeugen. Im Rahmen der Verkehrskontrollen wurde festgestellt, dass der Großteil der MotorradfahrerInnen über den Inhalt und den Umfang dieser Dezibelfahrverbote informiert ist. Die meisten VerkehrsteilnehmerInnen zeigten Verständnis, für diese zum Schutz der Bevölkerung erlassenen Verkehrsmaßnahmen.

„Die Bestätigung der EU-Kommission ist für mich der Beweis, dass diese Verkehrsmaßnahmen verhältnismäßig sind und ein probates Mittel darstellen, um die Anwohnerinnen und Anwohner in den Bezirken Reutte und Imst vor ungebührendem Motorradlärm zu schützen. Die Rückmeldungen aus der Region sind sehr positiv. Auch für die Polizei erweist sich die Regelung als zielführend, zweckmäßig und exekutierbar. Die Kontrollen haben überdies gezeigt, dass die Fahrverbote weitestgehend beachtet werden und vom überwiegenden Teil der Motorradfahrerinnen Motorradfahrer auch akzeptiert werden“, so das Resümee von LHStvin Felipe. „Wir werden daher diese wie auch alle anderen Kontrolltätigkeiten im nächsten Jahr in gewohnt hoher Intensität fortsetzen.“