Frauen und Forschung

Aktionstag für Chancengleichheit

  • 11. Februar: Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft
  • Frauen in MINT-Fächern sowie Wissenschaftsberufen nach wie vor unterrepräsentiert
  • Abbau von Geschlechterstereotypen und Vorbilder im Fokus – mit Girls‘ Day Tirol 2024 und Tiroler WissenschaftlerInnen Katharina Wirnitzer und Stefanie Geisler

Vor neun Jahren, im Dezember 2015, führten die Vereinten Nationen den Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft ein. Er wird seither jährlich am 11. Februar begangen und soll an die entscheidende Rolle erinnern, die Frauen und Mädchen in Wissenschaft und Technologie spielen. Zugleich macht der Aktionstag auch auf die geschlechtsspezifischen Benachteiligungen im akademischen Feld aufmerksam: So sind Frauen und Mädchen in MINT-Fächern (Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften-Technik) wie auch später in – vor allem höheren – Wissenschaftsberufen nach wie vor unterrepräsentiert. Laut UNESCO liegt der weltweite Frauenanteil in der Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei unter 30 Prozent. Der Frauenanteil an Tirols Hochschulen ist in der untenstehenden Fact Box einzusehen.

„Die Förderung der Beteiligung von Frauen und Mädchen in der Wissenschaft trägt zu einer gerechteren, vielfältigeren und effektiveren wissenschaftlichen Gemeinschaft bei“, sind Frauenlandesrätin Eva Pawlata und Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele überzeugt.

Strukturelle Hürden abbauen

„Es gibt immer noch zahlreiche strukturelle Hürden für Frauen in der Wissenschaft. Das beginnt bei Rollenbildern, die vorgeben, wie Männer und Frauen sich verhalten sollten. Diese gesellschaftlich konstruierten Erwartungen wirken sich vielfach auf die Ausbildungs- und Berufswahl junger Menschen aus. Entscheiden sich Mädchen und Frauen dafür, den Weg in die Wissenschaft einzuschlagen, so haben sie es mit weiteren Hindernissen zu tun, wie der unzureichenden Vereinbarkeit von Familie und Beruf, unsicheren Perspektiven oder der Reproduktion von Machtverhältnissen im Wissenschaftsbetrieb“, sagt LRin Pawlata und verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Kampagne des Landes „Gleiche Chancen für SIE.“, die noch bis Ende Februar läuft. Die Kampagne macht auf strukturelle Gewalt als gesamtgesellschaftliches Problem aufmerksam, das sich in ungleichen Machtverhältnissen und folglich ungleichen Lebenschancen von Frauen äußert. Mehr dazu unter www.gewaltfrei-tirol.at.

Erstmals in diesem Jahr wird auch der Tiroler Frauenpreis vergeben, der Frauen und Projekte würdigt, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter in Tirol engagieren. Er kann auch wissenschaftliche Arbeiten auszeichnen, die aktuelle geschlechterrelevante Fragestellungen und/oder neue gleichstellungsrelevante Ansätze erörtern. Nominierungen für den Tiroler Frauenpreis sind noch bis zum 8. März 2024 möglich. Mehr Informationen dazu finden sich unter www.tirol.gv.at/frauenpreis.

Frauen in der Forschung fördern

„Mädchen und Frauen verfügen über ein großes Potential, auf das wir in der Forschung nicht verzichten dürfen. Vielfalt in der Wissenschaft ist eine Ressource von der alle profitieren: Nur durch verschiedene Perspektiven und Herangehensweisen können innovative und neue Ideen entwickelt und damit der Fortschritt vorangetrieben werden. Es gilt daher, Mädchen und Frauen für den Einstieg in die Wissenschaft zu ermutigen und sie auf ihrem Weg zu fördern, wie es etwa seitens des Landes über die Wissenschaftsförderungen geschieht“, führt LRin Hagele aus. Im Rahmen der Tiroler Wissenschaftsförderung werden Vorhaben gefördert, die zur Stärkung des Wissenschafts- und Forschungsstandortes Tirol beitragen und diesen auf die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte vorbereiten. Ziel der Forschungsförderungen ist es dabei auch, Frauen im Bereich Forschung und Wissenschaft zu ermutigen, Innovationen zu fördern.

Neben der Wissenschaftsförderung unterstützt das Land Tirol mit dem NachwuchsforscherInnenprogramm gezielt junge WissenschaftlerInnen. Im vergangenen Jahr wurden dadurch 63 Projekte an acht Tiroler Hochschulen mit rund 1,1 Millionen Euro gefördert. Die jährliche Ausschreibung für die Tiroler NachwuchsforscherInnenförderung richtet sich an alle Tiroler Hochschulen und läuft seit 1. Februar bis einschließlich 15. März 2024.

MI(N)Tmachen beim Girls‘ Day Tirol 2024

Um Mädchen und junge Frauen für die Bandbreite an MINT-Berufen, aber auch handwerklichen Berufen, zu sensibilisieren, gibt es seit über 20 Jahren den Girls‘ Day Tirol. Er findet heuer am 25. April statt. Im Vorjahr nahmen knapp 800 Schülerinnen am Projekt teil und konnten in allen Tiroler Bezirken nicht nur neue berufliche Möglichkeiten, sondern auch neue Fähigkeiten und Interessen entdecken. Der Girls‘ Day mini für Volksschülerinnen findet am 27. Juni 2024 statt. Mehr Informationen zum Girls‘ Day finden sich unter www.girlsday-tirol.at.

Tiroler Wissenschaftlerinnen vor den Vorhang

Beispiele für erfolgreiche Wissenschaftlerinnen in Tirol sind Katharina Wirnitzer und Stefanie Geisler.

Die Sportwissenschaftlerin Katharina Wirnitzer hat seit Anfang dieses Jahres die Professur für Sportpädagogik/Sportdidaktik mit Schwerpunkt Public Health an der Pädagogischen Hochschule Tirol inne. Im Fokus dieses Forschungsbereichs steht die Förderung des gesunden Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen im Rahmen des Schulunterrichts durch die Schlüsselfaktoren Bewegung und Ernährung. Aktuell forscht Wirnitzer an zwei interdisziplinären Projekten, die erstmals die Häufigkeitsverteilung verschiedener Ernährungsformen verknüpft mit Bewegung und Sport im schulischen und hochschulisch-universitären Kontext erheben („From Science 2 School“, „Nachhaltig gesund“). Darüber hinaus ist Wirnitzer Studienleiterin der größten Laufstudie Europas: Die „NURMI-Studie“ untersucht den Zusammenhang zwischen Ernährung und Leistungssport. Hierzu hat die Wissenschaftlerin bereits 25 Fachartikel publiziert. „In der Sportwissenschaft hatte ich es als Frau nicht immer einfach, insbesondere mit meinem bereits vor 20 Jahren gleichermaßen umstrittenen wie visionären Forschungsschwerpunkt ‚vegetarisch-vegane Ernährung im (Schul- bis Spitzen-)Sport‘. Dabei profitiert ein Forschungsthema und -team oft entscheidend vom weiblichen Blickwinkel“, betont Wirnitzer.

Stefanie Geisler ist seit 2019 Postdoktorandin in der Arbeitsgruppe von Petronel Tuluc in der Abteilung Pharmakologie und Toxikologie der Uni Innsbruck. Dort ist ein weltweit einzigartiges Zentrum der Kalziumkanalforschung angesiedelt. Als Teil eines internationalen Teams analysiert die Wissenschaftlerin Kalziumkanäle (mehr dazu in der Presseaussendung vom 28.01.2024). „Unser Kalziumkanal-Forschungscluster ist ein sehr unterstützendes Konsortium – egal ob für Frauen oder Männer. Das ist auch das, was mir an meinem wissenschaftlichen Umfeld hier in Innsbruck besonders gut gefällt. Wir helfen und pushen uns alle gegenseitig“, sagt Geisler.


Fact Box: Frauenanteil an Tirols Hochschulen

  • Fachhochschule Kufstein Tirol
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 39,5 Prozent
    Anteil Frauen Lehr- und Forschungspersonal: 40,3 Prozent
  • fhg – Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 73 Prozent
    Anteil Frauen Professuren: 100 Prozent
  • Kirchliche Pädagogische Hochschule Edith Stein
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 62,5 Prozent
    Anteil Frauen Professuren: 58 Prozent
    Anteil Frauen Lehrende: 63 Prozent
  • MCI | Die Unternehmerische Hochschule
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 41 Prozent
    Anteil Frauen Professuren: 34 Prozent
    Anteil Frauen Lehrende: 37 Prozent
  • Medizinische Universität Innsbruck
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 49,6 Prozent
    Anteil Frauen Professuren: 31,3 Prozent
    Anteil Frauen Lehrende: 44,8 Prozent
  • Pädagogische Hochschule Tirol
    Anteil Frauen MitarbeiterInnen gesamt: 61 Prozent
    Anteil Frauen Wissenschaft: 55 Prozent
    Anteil Frauen Professuren: 56 Prozent

     
  • UMIT TIROL – Private Universität für Gesundheitswissenschaften und -technologie
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 45,5 Prozent (davon 50,6 Prozent mit Lehrdeputat)
    Anteil Frauen Professuren: 26,1 Prozent
    Anteil Frauen wissenschaftliche MitarbeiterInnen: 46,9 Prozent

     
  • Universität Innsbruck
    Anteil Frauen Wissenschaft gesamt: 43,1 Prozent
    Anteil Frauen Professuren: 29,3 Prozent
    Anteil Frauen wissenschaftliche MitarbeiterInnen: 45 Prozent

     

Mehr Informationen zu den einzelnen Förderungen im Bereich Wissenschaft finden sich auf der Website des Landes.