Tirol zu Besuch in Finnland

Kinderbildung und -betreuung als zentrales Thema der Studienreise

  • LH Mattle und LRin Hagele gemeinsam mit FachexpertInnen auf bildungspolitischem Austausch in Helsinki
  • Finnland gilt als europaweiter Vorreiter in frühkindlicher Bildung und Erziehung
  • Unterstützung für den Vorstoß von Bundeskanzler Karl Nehammer
  • Vorbereitungen auf flächendeckende, wohnortnahe und leistbare Kinderbetreuung laufen auf Hochtouren

Bereits zum sechsten Mal in Folge wurde Finnland 2023 vonseiten der Vereinten Nationen im „World Happiness Report“ als weltweit glücklichstes Land bewertet. Vor allem im Bildungswesen nimmt Finnland eine Vorreiterrolle ein. Bildung und Wissensvermittlung werden in Finnland besonders hochgeschätzt und basieren auf dem selbstverantwortlichen Ansatz „Lernen statt Prüfen“. In Vorbereitung auf die Regierungsklausur der Tiroler Landesregierung reisten LH Anton Mattle und Bildungslandesrätin Cornelia Hagele diese Woche gemeinsam mit FachexpertInnen und VertreterInnen der Sozialpartnerschaften nach Helsinki. Neben offiziellen Terminen in der österreichischen Botschaft und der Außenhandelsstelle der Wirtschaftskammer Österreich erhält die Tiroler Delegation im Laufe dieser Woche umfangreiche Einblicke in das finnische Bildungssystem. Der offene Austausch und zahlreiche Termine mit ExpertInnen und PraktikerInnen aus den Bereichen Schulentwicklung, Forschung und Bildungspolitik sollen die Basis legen, um den Bildungs- und Betreuungsbereich in Tirol weiterzuentwickeln.

„Unser Ziel liegt auf dem flächendeckenden, wohnortnahen und leistbaren Ausbau des Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsangebots in Tirol. Für jedes Kind, das einen Betreuungsplatz benötigt, soll ein qualitativ hochwertiger, leistbarer, ganztägiger und ganzjähriger Bildungs- und Betreuungsplatz in Wohnort- oder Arbeitsplatznähe der Eltern zur Verfügung stehen“, sind sich LH Mattle und LRin Hagele einig. Kurz vor Beginn der Studienreise erreichte Tirol die positive Nachricht, dass der Bund künftig mehr Geld für Kinderbildung und -betreuung zur Verfügung stellen wird. „Wir begrüßen den Vorstoß von Bundeskanzler Karl Nehammer, mehr Geld in die Kinderbildung und -betreuung zu investieren. Der Zeitpunkt dafür könnte nicht besser sein, denn Tirol ist bei der Kinderbetreuung jetzt schon Vorreiter in Österreich. Durch die Gemeinden und die privaten Erhalter wurde viel Vorarbeit geleistet, sodass wir die Vermittlung eines Betreuungs- und Bildungsplatzes nun auch gesetzlich verankern werden. Tirol wird das erste Bundesland sein, das dieses Recht auf Kinderbetreuung umsetzen wird, deshalb werden wir bei den FAG- Verhandlungen auch die Stimme der Kinderbetreuung sein“, unterstützen LH Mattle und LRin Hagele den Bund.

Bildung, Betreuung und Erziehung im Fokus des länderübergreifenden Austauschs

Als zentrales Prinzip des finnischen Bildungswesens gilt die Bildungsgerechtigkeit. Durch die staatliche Finanzierung sämtlicher Unterrichtsmaterialien sowie digitaler Endgeräte wie PC und Tablet wird allen Menschen ein gleichberechtigter Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Bildung ermöglicht. Mit einem dreistufigen Förderprogramm liegt der Fokus auf einer frühestmöglichen Unterstützung für alle – von der allgemeinen über eine intensivierte Förderung mit individualisierten Lehrplänen bis hin zur sonderpädagogischen Förderung für Kinder mit Beeinträchtigungen. „Mit dem Recht auf Kinderbildung und -betreuung wollen wir Chancengleichheit für alle Kinder und Wahlfreiheit für die Eltern garantieren. Wir wollen uns hier an den Vor- und Spitzenreitern orientieren. Man muss das Rad nicht neu erfinden, durch den Austausch in Finnland erhalten wir Einblicke in innovative bildungspolitische Ansätze“, sieht sich LH Mattle durch den Besuch in Helsinki bestätigt. „Der qualitätsvolle Ausbau der Elementarbildung spielt eine wichtige Rolle bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Fokus stehen daher eine gezielte Entlastung der Familien und die Unterstützung beider Elternteile beim Widereinstieg ins Berufsleben“, betont LRin Hagele.

Das finnische Bildungssystem unterteilt sich in die frühkindliche Bildung und Betreuung (für Kinder von 0 bis 5 Jahre), die Vorschule (6 bis 7 Jahre), die Gesamtschule (7 bis 16 Jahre) sowie die Möglichkeit einer einjährigen freiwilligen Vorbereitungsschule bis hin zur Wahl einer Gymnasialen Oberstufe oder einer Berufsbildungseinrichtung. In Finnland besteht eine allgemeine Schulpflicht bis zur Vollendung des 18. Lebensjahrs. Im Austausch mit Arto Kallioniemi, Professor an der Bildungsfakultät der Universität Helsinki und Projektkoordinatorin Ida Immonen der Finnish National Education Agency (EDUFI) wurden die Stärken und Herausforderungen des finnischen im Vergleich zum österreichischen Bildungssystem evaluiert. Während das finnische Bildungssystem als Vorreiter im Bereich Inklusion und frühkindliche Bildung und Betreuung durch eine hochwertige akademische Ausbildung der PädagogInnen gilt, liegen die Herausforderungen wie in vielen europäischen Ländern in einer rückläufigen Geburtenrate, einem Lehrkräftemangel im elementarpädagogischen Bereich und bestehenden Bildungsrückständen bei SchülerInnen mit Migrationshintergrund.