1.000 Jahre Tiroler Geschichte: „Gedächtnis des Landes“ wird saniert und erweitert

Spatenstich für Erweiterung des Tiroler Landesarchivs (TLA) in Innsbruck

  • Bau eines neuen Depots und Lesesaals sowie Sanierung der Bestandsgebäude
  • Errichtungskosten rund 21,35 Millionen Euro
  • TLA steht allen interessierten Personen zur Benützung offen

Urkunden, Handschriften, Akten und Karten – das Tiroler Landesarchiv (TLA) bewahrt Archivalien aus über 1.000 Jahren Tiroler Geschichte auf. Gleichzeitig kommen jährlich archivwürdige Aufzeichnungen und Unterlagen der Tiroler Landesverwaltung, des Tiroler Landtags und der Justiz in Tirol hinzu. Insgesamt über 30.000 Laufmeter an Archivalien lagern in den Regalen der Depots. Um diese auch weiterhin unter optimalen Bedingungen aufbewahren und sie Forschenden und Interessierten zur Verfügung stellen zu können, wird ein neues Depot und ein neuer Lesesaal errichtet sowie die Bestandsgebäude saniert. Heute, Donnerstag, fand unter Teilnahme des für den Landeshochbau zuständigen Landesrats Johannes Tratter der Spatenstich für das Bauprojekt statt. „Erst durch die Beschäftigung mit der Geschichte können wir unsere Gegenwart verstehen. Ohne Quellen, wie sie im TLA zu finden sind, wäre eine Aufarbeitung historischer Themen nicht möglich. Mit der Erweiterung und Sanierung des TLA stellen wir sicher, dass das archivwürdige Schriftgut auch in den kommenden Jahrhunderten adäquat aufbewahrt wird und künftigen Generationen zur Verfügung steht – damit auch sie aus der Geschichte lernen können“, sagt LR Tratter. Insgesamt kostet das Projekt rund 21,35 Millionen Euro und soll bis 2025 fertiggestellt werden.

Neuer Lesesaal erhöht Präsenz des TLA im städtischen Außenraum

Als schwebende Holzkonstruktion soll der neu geplante Lesesaal künftig das Hauptgebäude mit den an der südlichen Grundstücksgrenze liegenden Speichergebäuden verbinden. „Der neue Lesesaal wird künftig nicht nur eine optimale Forschungsumgebung für alle Benutzerinnen und Benutzer des TLA, sondern zudem Platz für unterschiedlichste öffentliche Veranstaltungen bieten. Die eindrucksvolle Konstruktion wird auch von der Straße aus gut zu sehen sein und damit die Präsenz des Landesarchivs im städtischen Außenraum erhöhen“, freut sich LR Tratter.

Jährliches Wachstum von 350 bis 400 Laufmeter Archivgut

Neben dem Lesesaal wird im Süden des Grundstücks der insgesamt sechste Speicher des Archives errichtet. Das sich über drei Untergeschoße und das Erdgeschoß erstreckende neue Gebäude wird künftig Platz für Archivgut, Büros und Arbeitsräume sowie einen zweigeschossigen Technikraum bieten. „Jahr für Jahr wächst der Bestand des TLA weiter. Im Schnitt kommen jährlich 350 bis 400 Laufmeter an Archivgut hinzu. Mit der Erweiterung unserer Speicherkapazitäten können wir den Zuwachs auch weiterhin sicher verwahren“, erklärt der Direktor des TLA Christoph Haidacher. Neben den Erweiterungsbauten werden auch die Bestandsspeicher einer dringend erforderlichen Sanierung unterzogen.

TLA: Von Adelsarchiven bis zur Landesverwaltung

Seit 2017 gibt es in Tirol mit dem Tiroler Archivgesetz eine rechtliche Grundlage für das Archivwesen: „Das Gesetzt regelt, internationalen Standards folgend, in welcher Form Archivgut gesichert, bewahrt und für die öffentliche Nutzung aufbereitet werden soll. Dabei berücksichtigt wird auch immer der Datenschutz jener Personen, die in den Archivalien erwähnt werden“, sagt die für das Archivwesen zuständige Kulturlandesrätin Beate Palfrader. „Das TLA steht heute jeder Person kostenlos zur Benutzung offen: Damit kann Jede und Jeder nicht nur in seiner eigenen Familiengeschichte forschen, sondern auch Dokumente der Landesverwaltung einsehen. Dies gewährleistet nicht zuletzt auch Transparenz und die Nachvollziehbarkeit staatlichen Handelns.“

Als staatliches Verwaltungsarchiv des Bundeslandes Tirol verwahrt das TLA primär Schriftmaterial staatlicher (früher landesfürstlicher) Ämter, Dienststellen und Behörden, wie Aufzeichnungen und Unterlagen der Landesregierung, der Bezirkshauptmannschaften oder der Bezirksgerichte. Ergänzt werden diese durch nichtstaatliche und private Archivkörper wie Nachlässe, Adels-, Vereins- und Firmenarchive. Die Zeugnisse der Vergangenheit in Gestalt von Urkunden, Handschriften und Akten reichen dabei bis in das 11. Jahrhundert zurück und umfassen das gesamte historische Tirol. „Dazu zählte bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts auch das sogenannte Vorderösterreich, das sind habsburgischen Gebiete westlich des Arlbergs, die ehemals bis in die Schweiz und das Elsass reichten. Bis 1918/19 reichte Tirol im Süden gar bis zum Gardasee. Das TLA deckt all diese historischen Teile Tirols in seinen Beständen ab und hat daher eine weit über die heutigen Landesgrenzen hinausreichende überregionale Bedeutung“, erklärt Haidacher. Insgesamt 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im TLA beschäftigt und sorgen für die Sicherung, Erschließung und Bereitstellung des Archivguts.