Große Literaturstipendien 2023/24:

Isabella Krainer und Robert Prosser überzeugten Jury

Die großen Literaturstipendien des Landes Tirol 2023/24 gehen an Isabella Krainer in der Sparte Lyrik und Robert Prosser in der Sparte Prosa. Die Großen Literaturstipendien werden vom Land Tirol auf Vorschlag einer fachkundigen Jury alle zwei Jahre für vielversprechende literarische Projekte vergeben und sind mit jeweils 15.000 Euro dotiert. Der Jury gehörten in diesem Jahr Robert Renk (Buchhändler und Literaturvermittler), Brigitte Schwens-Harrant (Germanistin, Literaturkritikerin und Journalistin) und Gabriele Wild (Germanistin und Lyrikerin) an. Die Verleihung findet im Herbst beim Fest der Kultur im Haus der Musik in Innsbruck statt.

„Ich gratuliere Isabella Krainer und Robert Prosser zur Anerkennung ihrer literarischen Vorhaben und zum Erhalt des Stipendiums, das ihnen dabei helfen soll, ihre Arbeit ohne finanziellen Druck zu vollenden“, betont Kulturreferent LH Anton Mattle, denn: „Sinn und Zweck der Großen Literaturstipendien ist es, Autorinnen und Autoren mit einer Verbindung zu Tirol, sei es biografisch oder literarisch, finanziell zu unterstützen und ihnen damit zu ermöglichen, sich auf ihre schriftstellerische Tätigkeit zu konzentrieren.“

„Heul doch!“ von Isabella Krainer

„Heul doch!“ lautet der Titel des Projekts der 1974 in Kärnten geborenen Autorin Isabella Krainer, das mit dem Großen Literaturstipendium in der Sparte Lyrik ausgezeichnet wird. „In dem gut durchdachten Zyklus stellt Krainer der Verzweiflung als roten Faden den – ihrer Lyrik eigenen – schwarzen Humor entgegen. Dabei zeigt sich Krainer als beeindruckende Beobachterin mit einem Talent, dem Volk ‚aufs Maul‘ zu schauen, das vor allem auch in ihren Gedichten in Mundart deutlich wird. Der geplante Band ‚Heul doch!‘ versteht sich als Reaktion auf die aktuellen gesellschaftlichen Krisen wie Klimawandel, Pandemie, Existenzangst und Krieg. Durch ihren genauen Blick übersetzt sie ihre politische und feministische Denkweise pointiert in Sprache. Sprachliche Präzision, gepaart mit Sarkasmus, Wortwitz und augenzwinkernden Anspielungen auf die Weltliteratur (Virginia Woolf oder Georg Kreisler) zeichnen Krainers Gedichte aus. Die mittlerweile in der Steiermark lebende Autorin, die einen langen Lebensabschnitt in Innsbruck verbracht hat und die mit Tirol u.a. ihr Verlag (Limbus) verbindet, legt mit ‚Heul doch!‘ ein originelles und durch seine sprach- und gesellschaftskritische Ausrichtung förderwürdiges Konzept für einen weiteren Lyrikband vor“, so die Jury bei der Begründung der Stipendienvergabe

„Die andere Stadt“ von Robert Prosser

Das Romanprojekt „Die andere Stadt“ des 1983 in Reith im Alpbachtal geborenen Schriftstellers Robert Prosser wird mit dem Literaturstipendium in der Sparte Prosa ausgezeichnet. Die Begründung der Jury: „Der Autor thematisiert Shatila, ein ehemaliges Flüchtlingslager in Beirut, aus dem eine Art Stadt in der Stadt geworden ist. Palästinensische Flüchtlinge in zweiter Generation, syrische Flüchtlinge und der Blick des Europäers auf das so fremde Land: Nicht nur im Wahrnehmen dieses komplexen Raums aufgrund eigener Reisen und Recherchen, sondern auch im gründlichen Reflektieren der Erzählperspektiven, in denen Prosser sich als europäischer Autor den Themen überhaupt literarisch nähern kann, zeigt sich der Autor auch theoretisch dem Themenkomplex gewachsen. Dass er nicht eine, sondern zwei unterschiedliche Textproben aus unterschiedlichen Perspektiven beigefügt hat, die seine Arbeit als Projekt in Bewegung, als Suche nach der passenden Form/den passenden Formen zeigen, lässt ebenso wie seine bereits publizierten, thematisch und formal höchst unterschiedlichen literarischen Werke erwarten, dass der Autor auch aus diesem Stoff einen sowohl ästhetisch anspruchsvollen, als auch gesellschaftspolitisch wichtigen Roman hervorbringen wird.“