Herdenschutz
Schalenwild ist die bevorzugte Beute der Wölfe. Dennoch gehören auch Nutztiere, insbesondere Schafe und Ziegen, zu den potenziellen Beutetieren. Das trifft vor allem dann zu, wenn Wölfe auf ungeschützte Herden treffen. Wölfe erbeuten bevorzugt Tiere, die mit geringem Aufwand und wenig Risiko zu erbeuten sind.
Die Präsenz des Wolfes erfordert eine Anpassung des Herdenschutzes. Auf den Heimweiden war es bisher ausreichend, dass die Tiere innerhalb des Zaunes bleiben. Soll die Herde zusätzlich vor Wölfen geschützt werden, ist der Zaun so zu gestalten, dass er Raubtiere vor dem Eindringen abhält. Schutzzäune als Grundschutz vor Wölfen sind aber nicht immer und überall einsetzbar oder ausreichend. Insbesondere auf Almen stellt sich bei dauerhafter Anwesenheit von Wölfen die Frage nach einer Behirtung mit gelenkter Weideführung und dem Schutz der Tiere auf Übernachtungsplätzen mittels Herdenschutzzäunen bzw. allenfalls auch dem Einsatz von Herdenschutzhunden, um Nutztiere ausreichend zu schützen. In der Unterlage "Grundsätze und Rahmenbedingungen von gelenkter Weideführung und Herdenschutz auf Schafalmen" sind die dafür erforderlichen Voraussetzungen und Maßnahmen erläutert.
Weiterführende Informationen finden Sie unter folgenden Links:
Herdenschutz-Pilotprojekte
Im Rahmen von jeweils grundsätzlich auf fünf Jahre angelegten Herdenschutz-Pilotalmprojekten sollen Erfahrungen bei der Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen und mit den damit verbundenen betrieblichen Umstellungen vom freien Weidegang der Schafe hin zur gelenkten Weideführung gewonnen werden. Zudem sollen die mit dieser Umstellung verbundenen Auswirkungen in Bezug auf Tiergesundheit, Gewichtsentwicklungen, Bewegungsmuster, Tierverluste, Hirtenarbeit, Vegetation und Kosten aufgezeigt werden.
Im Bezirk Landeck haben sich aktuell drei Almen mit Schafhaltung im Rahmen von Pilotprojekten zur Umstellung auf gelenkte Weideführung mit ständiger Behirtung und Herdenschutz entschieden. Das Land Tirol fördert die Projektalmen, steht ihnen zusammen mit dem Büro Alpe beratend zur Seite und begleitet die Almprojekte in Zusammenarbeit mit dem Büro Alpe und der HBLFA Raumberg-Gumpenstein auf wissenschaftlicher Ebene. Auswertungen zu den Erfahrungen aus den ersten drei Projektjahren 2021, 2022 und 2023 sind in den Berichten, welche untenstehend zum Download zur Verfügung stehen, nachzulesen:
Projektjahr 2023
- Zwischenbericht Herdenschutzprojekte 2023
- Kurzversion Zwischenbericht Herdenschutzprojekte 2023
- Bericht Bewegungsprofile und Arbeitsalltag HirtInnen und Hütehunde 2023
- Prozessbegleitung Spisser Schafberg-Alm 2023
- Prozessbegleitung Lader Heuberg-Alm 2023
- Prozessbegleitung Verwall-Alm 2023
Projektjahr 2022
- Prozessbegleitung Spisser Schafberg-Alm 2022
- Prozessbegleitung Lader Heuberg-Alm 2022
- Prozessbegleitung Schafalm Verwall 2022
- Bewirtschaftungsanpassung Lavanter-Alm 2022
Projektjahr 2021
- Prozessbegleitung Spisser Schafberg-Alm 2021
- Prozessbegleitung Lader Heuberg-Alm 2021
- Forschungsbericht der HBLFA Raumberg-Gumpenstein 2021
- Vegetationskundliche Erhebungen 2021
- Filmbeitrag
Dieser Filmbeitrag bietet einen Überblick über das erste Jahr des Herdenschutz-Pilotprojekts auf der Spisser Schafberg-Alm im Sommer 2021 und beleuchtet insbesondere die Bedeutung von tiergesundheitlichen Maßnahmen bei der gelenkten Weideführung auf Schafalmen.
Grundlagen zu den Herdenschutz-Pilotprojekten
Machbarkeitsstudie Herdenschutz Tirol
Im Sommer 2019 führten die AGRIDEA und das Büro Alpe auf vier Tiroler Schafalmen und einer Vorweide eine Machbarkeitsstudie zum Herdenschutz durch. Es ging um die Einschätzung ob und wie Herdenschutz auf den hochalpinen und teils stark frequentierten Tiroler Almen machbar ist. Die Studie ist als Kurz- und Langversion verfügbar.
Auf einem Teil der untersuchten Almen sind Maßnahmen wie Behirtung, gezielte Weideführung, Zäune, Pferche oder Hunde zum Schutz der Schafherden vor Wölfen machbar. Herdenschutz ist bei den bewerteten Almen auch möglich, wenn sie touristisch genutzt werden. Der Aufwand und die Herausforderungen steigen dabei jedoch in der Regel.
Auf einem anderen Teil der Almen sind Herdenschutzmaßnahmen auf Basis der momentanen Bewirtschaftungspraxis, der Futtergrundlage und der derzeitigen Rahmenbedingungen nicht oder nur mit größeren Veränderungen in der Bewirtschaftung umsetzbar. Gezeigt hat sich, dass jede Alm in der Machbarkeit und Umsetzung des Herdenschutzes sehr spezifisch und einzeln zu betrachten ist.
Herdenschutz ist meist mit einem bedeutenden finanziellen und arbeitstechnischen Mehraufwand verbunden. Er bewegt sich bei den bewerteten Almen zwischen € 73,- und € 536,-/GVE bzw. zwischen € 11,- und € 80,- pro Schaf älter als 1 Jahr.
Die Machbarkeitsstudie hat zudem gezeigt, dass eine gezielte Weideführung der Schafe in den weitläufigen Almgebieten die Voraussetzung für die spätere Umsetzung konkreter Herdenschutzmaßnahmen ist. Eine gelenkte Beweidung anstatt des freien Weidegangs der Schafe wirkt sich zudem positiv auf die Nutzung der vorhandenen Futterflächen und auf die Biodiversität aus. Bewirtschaftern von Schafalmen, die sich für eine gezielte Weideführung interessieren, bietet das Land Tirol eine Almbegehung mit einem Experten an. Dieser wird vor Ort auch die Machbarkeit von Herdenschutzmaßnahmen einschätzen.
Bei Interesse an einer Begehung Ihrer Schafalm kontaktieren Sie: