„Give me Moor“ – Tiroler Moorschutz in der Praxis

Seit 2022 wurden bereits 7,5 Hektar Moorflächen revitalisiert

  • Land Tirol setzt Projekte zur Revitalisierung beeinträchtigter Moorstandorte um
  • Lokalaugenschein in Schwentling bei St. Johann in Tirol

Moore schützen, Moore wiederherstellen, Moore als wertvollen Lebensraum etablieren: Ob in den Tiroler Naturparken, in weiteren Schutzgebieten oder auch auf bisher nicht geschützten, privaten Flächen – der Schutz der bedeutenden Feuchtgebiete wird in Tirol großgeschrieben. Um Moore revitalisieren zu können, müssen neben den Standorten insbesondere auch Informationen über mögliche Beeinträchtigungen bekannt sein: Aus diesem Grund wurden vonseiten des Landes gezielte Erhebungen durchgeführt, um bestehende Datenlücken zur Verbreitung und Lokalisierung von Moorstandorten zu schließen.

Seit Projektstart im Jahr 2022 wurden insgesamt bereits rund 7,5 Hektar Moorfläche revitalisiert – das entspricht ungefähr acht Mal der Fläche des Innsbrucker Landhausplatzes. In den kommenden Jahren sollen weitere Flächen hinzukommen. Ein kürzlich abgeschlossenes Projekt mit rund 10.000 Quadratmetern wurde heute in Schwentling (St. Johann in Tirol, Bezirk Kitzbühel) bei einem Lokalaugenschein mit Naturschutzlandesrat René Zumtobel vorgestellt. „In der Vergangenheit wurden Moore oft trockengelegt, um die Flächen bewirtschaften oder bebauen zu können. Heute wissen wir, wie bedeutend diese Landschaftsart für das Klima und die Biodiversität ist und können entsprechende Maßnahmen ergreifen um diese bedeutsamen Lebens- und Naturräume zu sichern oder wiederherzustellen“, sagt LR Zumtobel.

Moorrevitalisierung lohnt sich doppelt

Große Bedeutung haben intakte Moorlandschaften einerseits für den Klimaschutz und andererseits für die Artenvielfalt. 30 Prozent des weltweit erdgebundenen Kohlenstoffs werden in Mooren gespeichert – und das obwohl sie nur rund drei Prozent der Erdoberfläche bedecken. Somit binden Moore global betrachtet doppelt so viel CO2 wie alle Wälder zusammen. Intakte Moore leisten damit und durch die kühlende Verdunstungswirkung einen wichtigen Beitrag zum lokalen und regionalen Klima. Im Gegensatz dazu haben trockengelegte Moore negative Folgen für Umwelt und Klima: Trocknet der Torfkörper aus und kommt mit Luft in Berührung dreht sich der Prozess um und aus einem CO2-Speicher entsteht ein CO2 Produzent. „Auch für die Biodiversität sind Moore ein wesentlicher Faktor“, sagt Felix Lassacher von der Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol und erklärt: „Jede Landschaftsart ist Lebensraum für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Das gilt auch für Moore und Feuchtgebiete. Hier kommen beispielsweise zahlreiche Tormoose, Wollgräser, Heidekraut, verschiedene Seggen und Simsengewächse oder der seltene ‚Rundblättrige Sonnentau‘ vor.  Das Moor ist auch Heimat zahlreicher Insektenarten wie beispielsweise verschiedener Heidelibellenarten, der Hochmoor-Mosaikjungfer, dem Sumpfgrashüpfer oder zahlreichen Schmetterlingsarten wie dem Hochmoor-Perlmutfalter oder dem Hochmoorbläuling.“

Bereits rund 7,5 Hektar wurden in Tirol revitalisiert

Seit 2022 konnten in Tirol bereits rund 7,5 Hektar Moorfläche wiederhergestellt werden. Darunter die Moorflächen am Schwarzsee in Kitzbühel, Teilflächen in der Schwemm (Bezirk Kufstein) und im Piller Moor (Naturpark Kaunergrat). Das Maßnahmenkonzept „Tiroler Moorschutzstrategie“ setzt dabei die in der „Moorschutzstrategie Österreich 2030+“ vorgesehenen Maßnahmen in die Praxis um. Im Rahmen des 2022 und 2023 realisierten Projekts „Revitalisierung ausgewählter Moorstandorte“ wurden Gebiete mit dringendem Handlungsbedarf identifiziert und in weiterer Folge mit den GrundeigentümerInnen Kontakt aufgenommen, um eine Revitalisierung zu ermöglichen. Dafür stellte das Land Tirol insgesamt rund 400.000 Euro zur Verfügung. Weitere Mittel flossen in die Kartierung um bestehende Datenlücken zur Verbreitung und zu den Standorten der Moore zu schließen.

Praxisbeispiel Moorrevitalisierung St. Johann i.T.

Grundeigentümer Johannes Rass aus St. Johann ist proaktiv an das Land Tirol herangetreten und hat seine Fläche für die Revitalisierung zur Verfügung gestellt. Das Projekt im Ausmaß von 10.000 Quadratmetern wurde nun erfolgreich abgeschlossen. „Die Auswirkungen des Klimawandels und der Rückgang der Artenvielfalt sind auch für uns Landwirtinnen und Landwirte spürbar. Ich wollte aktiv einen Beitrag leisten und habe die Fläche daher zur Verfügung gestellt. Es freut mich, wenn ich der Natur wieder etwas zurückgeben kann“, berichtet Rass. Im Rahmen dieser Moorrenaturierung bzw. Moorrevitalisierung wurden Bäume entfernt, die vorhandenen Entwässerungsgräben geschlossen und die Fläche dadurch wieder mit Nässe versorgt.

„Klimaschutz und Naturschutz gehen häufig ineinander über und sind sehr facettenreich. Die Wirkung und Bedeutung von Moorlandschaften ist lange unterschätzt worden. Mit den nun getroffenen Revitalisierungsmaßnahmen gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt, um den Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen auch in Zukunft zu erhalten. Die nächsten konkreten Projekte im Rahmen unseres Moorschwerpunktes sind bereits in der Vor- bzw. Ausarbeitung“, ist LR Zumtobel überzeugt.