Im Naturpark Karwendel wird es digital

200.000 Euro für Digitalisierung im Naturschutzgebiet

  • Naturpark Karwendel erhält Technologieförderung des Landes
  • Digitale BesucherInnenlenkung, Ranger App und öffentliche Anreise im Fokus 


Ein Downhill-Video geht viral, Wanderbegeisterte schwärmen auf einem Tourenportal für einen neuen Steig, den sie entdeckt haben. Die Digitalisierung bietet viele Vorteile, bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich. Denn durch die schnelle Verbreitung von „Geheimtipps“ im Internet, werden immer häufiger auch gefährliches Gelände oder Ruhezonen für seltene Tier- und Pflanzenarten von zahlreichen Menschen besucht. Im Naturpark Karwendel wird daher die BesucherInnenlenkung zunehmend digital – abseits von Hinweistafeln und Wegmarkierungen gilt es, auch im Netz vermehrt aktiv zu sein. Dieser und weitere Schwerpunkte sind in einem umfassenden Digitalisierungsprogramm des Naturparks enthalten, das nun als eines der Leuchtturmprojekte der Technologieförderung des Landes mit 200.000 Euro unterstützt wird. „Das Projekt zeigt, dass Digitalisierung alle Lebensbereiche umfasst. Auch im Naturpark Karwendel hat man sich große Ziele gesteckt und möchte die digitalen Möglichkeiten unserer Zeit für ein modernes Schutzgebietsmanagement nutzen. Der Naturpark nimmt mit seinen Projekten österreichweit eine Vorreiterrolle ein“, betont Digitalisierungslandesrat Mario Gerber


Von der digitalen Rangerin zur umfassenden Ranger App 


Bereits seit einigen Jahren wird an Ideen zum Einsatz digitaler Möglichkeiten im Karwendel getüftelt. Seit 2023 arbeitet eine Mitarbeiterin des Naturparks als „digitale Rangerin“: Neben der klassischen Schutzgebietsbetreuung vor Ort prüft sie beispielsweise auf gängigen Bergsport- und Tourismusportalen sowie Social Media-Plattformen, ob inoffizielle Routentipps zum Klettern, Radfahren oder Wandern veröffentlicht werden. Zudem arbeitet sie mit SeitenbetreiberInnen daran, dass die BesucherInnenlenkung auch im Internet verstärkt zum Thema wird. „Der Naturpark Karwendel hat sich in seinem Programm bis 2028 mit den aktuellsten Fragen unserer Zeit auseinandergesetzt. Es ist erfreulich, dass neben der Unterstützung aus dem Naturschutzbudget mit der Technologieförderung eine Möglichkeit gefunden wurde, den Naturpark im Bereich Digitalisierung weiter voranzubringen. Insbesondere die BesucherInnenlenkung ist in allen Tiroler Naturparken eine wachsende Herausforderung: Tausende Einheimische und Gäste erholen sich in der Tiroler Natur und müssen entsprechend geleitet werden, damit die Interessen von Naturschutz, Tourismus und Freizeit im Einklang bleiben“, so Naturschutzlandesrat René Zumtobel. Mit Unterstützung der Technologieförderung kann der digitale Fortschritt im 739 Quadratkilometer großen Naturpark nun weiter vorangetrieben werden. 
Künftig soll zudem eine eigene Ranger App die Arbeit im Naturpark Karwendel effizienter gestalten. Die App soll die internen Arbeitsabläufe erleichtern und das Biodiversitätsmonitoring, die BesucherInnenlenkung sowie die Erhebung von Problemstellen und die interne Kommunikation digital ermöglichen. Anton Heufelder, Geschäftsführer des Naturpark Karwendel, erklärt: „Unser Bestreben ist es, die Herausforderungen der Digitalisierung aktiv anzugehen. Hierfür haben wir ein umfassendes Maßnahmenpaket im Rahmen unseres Digitalisierungsprogramms entwickelt. Es ist uns ein großes Anliegen, nicht nur auf Entwicklungen zu reagieren, sondern proaktiv das Thema zu bearbeiten und als größter Naturpark entsprechend vorbildhaft und innovativ voranzugehen.“

Auch die entsprechende Qualifikation der Mitarbeitenden soll gestärkt werden: „Damit digitale Tools funktionieren und immer auf dem neuesten Stand sind, muss das Personal über entsprechende Fähigkeiten verfügen. Ein Teil des Fördergeldes fließt daher in die Schulung der Mitarbeitenden des Naturparks, um im Umgang mit modernen Tools und Programmen versiert zu sein“, so LR Gerber. LR Zumtobel ergänzt: „Die Naturparke in Tirol leisten einen wesentlichen Beitrag zur Umweltbildung in unserem Land. Eigenständig organisiert oder als Angebot von unterschiedlichen Vereinen und Institutionen finden jährlich hunderte Exkursionen und Fortbildungen von Schulklassen und Studierenden statt. Zukünftig sollen digitale Medien verstärkt unterstützend, beispielsweise in der der Exkursionsvorbereitung, zum Einsatz kommen. 

Wöffis 2.0 – Öffentliche Anreise als wichtiger Baustein


Bereits seit einigen Jahren gibt es in allen fünf Tiroler Naturparken die Informationsbroschüre „Wöffi“ – Wandern mit Öffis. Sie listet mögliche Bus-und Zugverbindungen zu beliebten Tourenausgangspunkten auf. „Erholung in der Natur, Naturschutz und Klimaschutz passen nicht wirklich mit den tausenden Besucherinnen und Besuchern zusammen, die mit dem Pkw in die Naturparke kommen. Zu einem umfänglichen Naturerlebnis gehört heutzutage auch, die Anreise so umwelt- und klimaschonend wie möglich zu gestalten“, so LR Zumtobel und betont, dass eine stetige Verbesserung der öffentlichen Verbindungen wesentlich sei, um das zu ermöglichen. „Eine intelligente digitale Darstellung des Wöffis wäre ein weiterer Meilenstein in Sachen Anreise. Die in den Wöffis enthaltenen Tourenvorschläge wurden so ausgearbeitet und auf die Fahrpläne abgestimmt, dass sie mit den Öffis unkompliziert erreicht werden können“, unterstreicht GF Heufelder.

LR Gerber und LR Zumtobel sind sich einig: „Die Digitalisierung bietet in allen Lebensbereichen Möglichkeiten – auch in Sachen Natur- und Klimaschutz spielen unkomplizierte Informationsmöglichkeiten eine immer größere Rolle. Wir freuen uns, dass der Naturpark Karwendel hier mutig vorangeht.“