„Sesam, öffne dich“: Die Schatzkammer der Artenvielfalt Tirols

Millionen Funde und Nachweise als Grundlage für die Forschung und den Naturschutz

  • LR Zumtobel zu Besuch im Sammlungs- und Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen
  • Digitalisierung der Daten schreitet voran und erleichtert internationale Forschungszusammenarbeit

Ist eine Art bedroht oder gar ausgestorben? Gibt es neue, eingeschleppte Arten? Wo genau kommen bestimmte Tier- und Pflanzenarten in Tirol vor? Egal ob Insekten, Wirbeltiere, Vögel, Pilze, Pflanzen oder Mineralien: Die Naturwissenschaftliche Sammlung der Tiroler Landesmuseen im Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall birgt einen wahren Schatz der Artenvielfalt. Naturschutzlandesrat René Zumtobel war kürzlich vor Ort, um sich mit dem Leiter der Sammlung, Peter Huemer, auszutauschen und sich über die vielfältigen Aufgaben des rund 10-köpfigen Teams sowie etlicher Ehrenamtlichen zu informieren. Um naturschutzrechtliche Entscheidungen zu treffen, ist eine solide Datengrundlage notwendig. Für Tirol bzw. den Alpenraum werden diese Daten von der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen gesammelt, gepflegt und analysiert.

Zwei Millionen Insekten

Seit der Eröffnung im Jahr 2017 sind neben Kunstobjekten auch alle naturwissenschaftlichen Schätze der Landesmuseen zentral im insgesamt rund 8.000 Quadratmeter großen Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall gelagert. „Es ist wirklich beeindruckend, auf welchen umfangreichen Wissensschatz die naturwissenschaftliche Forschung und der Naturschutz in Tirol zurückgreifen können. Die hier gelagerten Funde und Nachweise sowie die digitale Datenbank sind eine wichtige Grundlage für Forschung, Naturschutz und die damit verbundenen rechtlichen Fragestellungen“, so LR Zumtobel. Mit rund zwei Millionen Exemplaren macht der Bestand an sogenannten „wirbellosen“, vor allem Insekten, den größten Teil der Sammlung aus. Die weltweit vollständigste und größte Sammlung von Alpenschmetterlingen wird unter der Expertise von Huemer, selbst international führender Schmetterlingsexperte, betreut. In Zusammenarbeit mit Forschenden der Universität Innsbruck und weiterer Hochschulen sowie ExpertInnen und Freiwilligen werden regelmäßig aktuelle Daten erhoben – wie etwa beim Tag der Artenvielfalt, an dem LR Zumtobel letztes Jahr in Leutasch auch selbst teilnahm. Wichtige Fachliteratur wie die 2023 erschienene „Rote Liste der Gefäßpflanzen Tirols“ basiert auf der Datenbank der Botanischen Abteilung der Naturwissenschaftlichen Sammlung, die von Michael Thalinger geleitet wird. In andere Arbeiten, wie dem „Brutvogelatlas Tirols“, sind Informationen aus dieser Datenbank eingeflossen.

Digitalisierung und genetische Analyse wird immer wichtiger

Neben der ständigen Pflege der Sammlungsstücke, die in Kästen, Tüten und Kisten, fein säuberlich sortiert und beschriftet aufbewahrt werden, und der ständigen Erweiterung des Archivs durch neue Funde oder an das Landesmuseum geschenkte private Sammlungen ist die Digitalisierung des gesamten Bestandes eine der Hauptaufgaben des Teams. „Wir haben ja nicht nur präparierte Tiere, Knochen, getrocknete Pflanzen und Pilze sowie Mineralien, sondern auch einen großen Datenbestand über Sichtungen, die als schriftliche Einträge in unserer Datenbank vermerkt sind“, erklärt Huemer. All das vorhandene Wissen wird Stück für Stück digitalisiert und damit der Zugang für Forschende und ExpertInnen aus aller Welt wesentlich vereinfacht.

„Auch die genetische Analyse spielt eine wesentliche Rolle“, so Huemer: „So können wir feststellen, ob äußerlich ähnliche bzw. gleich aussehende Tiere oder Pflanzen auf unterschiedlichen Teilen der Erde wirklich derselben Art angehören oder eben auch nicht.“ Die hier zentral gesammelten Daten sind also einerseits wesentlich für zahlreiche Forschungs- und Artenschutzprojekte und dienen auch als Grundlage für viele naturschutzrechtliche Verfahren und bei Fragen der Umweltverträglichkeit von Bauprojekten. „Ich bin fasziniert von der Arbeit der hier tätigen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und dankbar, dass sie diesen Schatz bewahren und stetig ausbauen“, so LR Zumtobel.