- Sicherungsarbeiten oberhalb der Baustelle abgeschlossen
- Arbeiten an Betonbau laufen
- Neue Kanzelgalerie erhöht Verkehrssicherheit und Verlässlichkeit der Anbindung
- Aktuell einspurige Verkehrsführung mit Ampelregelung
Es ist das derzeit größte Bauprojekt des Landes – und eines der anspruchsvollsten: die Kanzelgalerie auf der B 180 Reschenstraße. Es handelt sich um eine Baustelle mit besonders herausfordernden Rahmenbedingungen entlang eines steilen, felsigen und labilen Geländes, das besondere Sicherheitsvorkehrungen erfordert und dem eine besondere Bedeutung zukommt: mehr Sicherheit vor Steinschlag entlang der B 180 Reschenstraße und eine verlässlichere Anbindung für die Gemeinde Nauders im Bezirk Landeck. Seit August 2024 laufen die Arbeiten am insgesamt 800 Meter langen Baulos. Ein 400 Meter langes neues Galeriebauwerk wird zum Schutz aller VerkehrsteilnehmerInnen vor Steinschlag und Blocksturzereignissen errichtet. Vor allem aufgrund der beengten Platzverhältnisse und der geologischen Randbedingungen mit den steilen bergseitig anstehenden Felswänden, durchsetzt mit zahlreichen Felstürmen, zeigt dieses Projekt eindrucksvoll, was im Straßenbau in Tirol geleistet wird. Aktueller Stand: Die Sicherungsarbeiten am Fels sind abgeschlossen, derzeit werden die Galeriefundamente errichtet, um anschließend mit dem Bau der Galerie zu starten. Die Bauarbeiten laufen bislang nach Zeitplan.
Beim heutigen Lokalaugenschein gaben Straßenbaureferent LHStv Josef Geisler, Bürgermeisterin Melanie Zerlauth (Gemeinde Pfunds) und Bürgermeister Helmut Spöttl (Gemeinde Nauders) sowie Günter Guglberger, Vorstand der Abteilung Landesstraßen und Radwege, und Gregor Wieland, Leiter des Sachgebietes Brücken- und Tunnelbau, einen Einblick in den aktuelle Baufortschritte und Herausforderungen.
„Die B 180 Reschenstraße ist ein bedeutender Verkehrsweg innerhalb Tirols und ein wichtiges Verbindungsglied in den Süden. Die Natur rund um die Reschenstraße ist landschaftlich beeindruckend, die steilen Felswände gleichzeitig aber auch eine große Herausforderung: Blockstürze erreichen gerade zwischen der Tschingelsgalerie und der Kanzelkehre trotz Sicherheitsnetzes immer wieder die Fahrbahn. Genau deshalb braucht es die Kanzelgalerie. Sie erhöht die Sicherheit und Verfügbarkeit der Straße maßgeblich“, erklärt LHStv Geisler und führt weiter aus: „Die Rahmenbedingungen sind auch eine Herausforderung für das Bauprojekt selbst. Umso beeindruckender, wie effizient und schnell hier gearbeitet wird. Zum Glück und dank der sehr guten Sicherheitsvorkehrungen verlaufen die Bauarbeiten bisher unfallfrei – damit dies auch so bleibt, werden auch weiterhin strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Gleichzeitig wird mit zusätzlichen Maßnahmen dafür gesorgt, dass die Verkehrsbehinderungen trotz der beengten Platzverhältnisse möglichst geringgehalten werden. Die Bauarbeiten verlaufen nach Plan – Stand heute können wir die Kanzelgalerie Ende kommenden Jahres eröffnen. Mein Dank gilt allen Beteiligten, von den Planerinnen und Planern bis hin zu allen, die hier direkt auf der Baustelle arbeiten.“
Ende 2026 soll die Kanzelgalerie fertiggestellt sein. 39 Millionen Euro werden hier in die Sicherheit investiert. Alle Informationen zum Bauprojekt Kanzelgalerie finden sich hier: Kanzelgalerie | Land Tirol.
Kanzelgalerie als Mehrwert für Einheimische, Gäste und Durchreisende
Aus dem felsigen, steilen Gelände oberhalb der B 180 lösen sich gelegentlich Gesteins- und Felsformationen, die trotz Steinschlagschutznetzen die Fahrbahn erreichen können. Die Straße musste daher in der Vergangenheit immer wieder gesperrt werden. „Für unsere Gemeinden ist die B 180 unerlässlich. Sowohl unsere Bürgerinnen und Bürger als auch Gäste nutzen die Verbindung tagtäglich. Die Kanzelgalerie bringt künftig einen enormen Mehrwert für uns Einheimische aber auch für Gäste und Durchreisende. Sicherlich kommt es aktuell aufgrund der Baustelle zu Einschränkungen – im Vergleich zum Nutzen der Galerie nehmen wir diese aber in Kauf. Insbesondere da wir wissen, welche Anstrengungen unternommen werden, um die Einschränkungen möglichst gering zu halten“, sind sich Bürgermeisterin Zerlauth und Bürgermeister Spöttl einig
Fünf Meter hohe Steinschlagschutzzäune und 4.500 Arbeitsstunden für die Sicherheit
Bevor mit dem Bau des Galeriebauwerks begonnen werden kann, mussten zunächst die steilen Felswände oberhalb des Bauloses überstiegen, beräumt und gesichert werden. Diese Arbeiten konnten bereits zum Großteil abgeschlossen werden, wie Günter Guglberger berichtet: „Besonders herausfordernd waren die Sicherungsarbeiten in den 200 Meter hohen Felswänden und das Abtragen des großen rund 70 Meter hohen Felsturmes am Baulosanfang hinter dem Südportal der Tschingelsgalerie. Diese Arbeiten nach der Frostperiode waren unerlässlich, damit sich während der Bauarbeiten in den kommenden Monaten keine Steine lösen und das Sicherheitsniveau an der Baustelle gewährleistet ist.“
Für die Sicherung der Felswände wurden in Summe auf 850 Metern Länge durchgängig fünf Meter hohe Steinschlagschutzzäune neu errichtet und die Felswände 150 Meter oberhalb der Schutzbarrieren zusätzlich mit 5.000 Quadratmetern Vernetzung gesichert. Für die Sicherungsarbeiten wurden insgesamt 4.500 Arbeitsstunden investiert.
Galeriefundamente mit bis zu 20 Meter langen Pfählen verankert
Derzeit laufen die Arbeiten für die Galeriefundamente auf Hochtouren. Um eine entsprechende Standsicherheit des Bauwerkes zu gewährleisten, werden diese teilweise mit bis zu 20 Meter langen Pfählen tief verankert. Bereits fertiggestellt sind zudem die Betonarbeiten für die Portalwände im Süden des Bauloses sowie die talseitigen Stützmauern am Baulosanfang im Norden. Diese Arbeiten waren im Vorlauf unumgänglich, um während der Bauarbeiten eine Verkehrsführung auf der B 180 zu ermöglichen: „Parallel zur bestehenden Straße wurde eine tieferliegende Bauebene errichtet. Auf dieser können die Pfähle zur Verankerung des Galeriebauwerks gebohrt werden, ohne den Verkehr immer wieder komplett anhalten zu müssen. Auch längerfristig kann die Ebene genutzt werden – beispielsweise dann, wenn die Straße für weitere Arbeiten komplett gesperrt werden muss. Damit wird die Beeinträchtigung des Verkehrs auf ein Minimum reduziert“, ergänzt Wieland.
Pfähle bis zum Mount Everest – ab August wird Galeriebauwerk errichtet
Mit August 2025 beginnt der Aufbau des Schalwagens für das Galeriebauwerk. Dieses wird am Nordportal aufgestellt. Insgesamt werden für den gesamten Bau 23.000 Laufmeter an Pfählen verbaut – das entspricht 23 Kilometern und damit aneinandergereiht etwa 2,6-Mal der Höhe des Mount Everest. Zudem werden 2.300 Tonnen Betonstahl und 16.000 Kubikmeter Beton verbaut.
Der Verkehr wird weiterhin mittels einer verkehrsgesteuerten Ampelanlage einspurig durch den Baustellenbereich geführt. Bei starkem Verkehrsaufkommen ist mit längeren Wartezeiten auf der B 180 Reschenstraße zu rechnen. Die Umfahrung über die B 184 Engadiner Straße, durch Schweizer Staatsgebiet, sowie über die B 185 Martinsbrucker Straße ist jedoch durchgängig möglich – mit Ausnahme von Fahrzeugen mit Anhängern über 6,5 Metern Länge sowie Busse über 13 Meter.
Nach derzeitigem Kenntnisstand ist erst mit September 2026 (voraussichtlich bis November 2026) mit Tagessperren zu rechnen. Vonseiten des Landes wird zeitgerecht informiert.