Kaunertal: Schutz vor Muren und Steinschlag wird weiter erhöht

Zwei neue Geschiebeauffangbecken an der Fagge

  • Muren-Monitoring-Anlage an der Kaunertaler Gletscherstraße
  • Steinschlagschutz an zwei neuralgischen Stellen der L 18 Kaunertalstraße

Die Gemeinde Kaunertal war in den vergangenen Jahren mehrmals mit Mureinstößen und Steinschlagereignissen konfrontiert. Mit einer Reihe von Projekten investieren das Land Tirol und die Gemeinde Kaunertal weiter in die Sicherheit. „Wenn wir unsere Täler und den ländlichen Raum als Wirtschafts- und Lebensraum attraktiv erhalten wollen, müssen Land und Gemeinden gemeinsam für einen höchstmöglichen Schutz vor Naturgefahren und eine sichere Erreichbarkeit sorgen“, sind sich LHStv Josef Geisler und der Kaunertaler Bürgermeister Pepi Raich einig. „Wir werden weiterhin mit Naturereignissen leben müssen, aber wir tun alles, damit keine Menschen zu Schaden kommen.“

Unglaubliche 126.000 Kubikmeter Geschiebematerial haben Muren in den letzten sechs Jahren in die Fagge transportiert. Die Mureinstöße aus den Seitenzuflüssen Rötbach, Fissladbach und Watzebach in die Fagge haben Kosten von in Summe rund 2,8 Millionen Euro verursacht. Das Geschiebeauffangbecken „Hoppawald“ nahe der Kaunertaler Gletscherstraße war mehrmals innerhalb kürzester Zeit vollständig gefüllt. Teils wurde das Geschiebe weiter flussabwärts bis in den Ortsteil Feichten transportiert. Nunmehr wurde das bestehende Ausschotterungsbecken „Hoppwald“ um zwei Becken und eine Fläche von 4.500 Quadratmetern an der Fagge erweitert. „Damit wird das Rückhaltevolumen von 1.500 auf ca. 10.000 Kubikmeter erhöht. Somit sollten wir für künftige Ereignisse gerüstet sein“, erklärt LHStv Geisler. Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf rund 276.000 Euro und werden von Bund, Land und Gemeinde getragen.

Gletscherstraße: Ampel schaltet bei Murengefahr auf Rot

Der bislang größte Mureinstoß ereignete sich 2019. Damals hatte der Rötbach auch die private Kaunertaler Gletscherstraße auf 800 Metern verschüttet. 80 Personen waren durch die Mure von der Außenwelt abgeschnitten. „Wir müssen auch in Zukunft mit Muren in diesem Bereich rechnen. Mit der neuen Muren-Monitoring-Anlage, die im September dieses Jahres in Betrieb ging, können wir bei einer Gefährdungslage auch im Sommer schnell handeln“, stellt Bürgermeister Pepi Raich das neue System vor. Niederschlag, Lufttemperatur und Luftfeuchte werden an vier Standorten permanent gemessen. Das Gebiet unterhalb des Abrissbereichs der Muren wird radarüberwacht. Werden definierte Grenzwerte überschritten oder löst das Radar aus, schaltet die Ampelanlage an der Kaunertaler Gletscherstraße im Bereich Wolfskehr auf Rot. „Damit ist auch im Sommer gewährleistet, dass niemand in den Gefahrenbereich einfährt und im schlimmsten Fall verschüttet wird“, so Raich. Die Kosten für dieses Warnsystem belaufen sich auf 122.000 Euro und werden zu 80 Prozent über die Ländliche Entwicklung von EU, Bund und Land finanziert. Das System befindet sich jetzt in der Testphase. Weitere Regensensoren sowie Schrankenanlagen sind geplant.

Steinschlagschutz an der L 18 Kaunertalstraße

Kurz vor Fertigstellung sind die Baumaßahmen an der L 18 Kaunertalstraße. Im Bereich des Hohen Schrofens wurde die Landesstraße fünf Meter von der 150 Meter hohen Felswand abgerückt und auf einer Länge von knapp 400 Metern neu gebaut. Zum Schutz der VerkehrsteilnehmerInnen wurde bergseitig ein Sturzgraben hergestellt und die Fahrbahn zusätzlich durch Betonleitwände gesichert. „Die L 18 Kaunertalstraße ist eine Nabelschnur für das Kaunertal. Mit der Verlegung der Straße haben wir den Schutz vor Steinschlägen massiv erhöht“, erklärt Geisler.

Noch im Gange sind die Arbeiten an einer Vernetzung im Bereich der Nufler Reich. Dort stürzte im Mai dieses Jahres ein Felsblock auf die L 18 Kaunertalstraße. Weitere absturzgefährdete Großblöcke werden nun mit einem 900 Quadratmeter großen Hochleistungsnetz gesichert. 400.000 Euro investiert das Land Tirol in die beiden Projekte.