„Kinderarbeit ist nichts, das fernab unserer Lebensrealität passiert“, betont LRinGabriele Fischer, zuständig für die Kinder- und Jugendhilfe des Landes Tirol. Meist wird Kinderarbeit nur im Zusammenhang mit weniger entwickelten Ländern wahrgenommen. „Es ist mir daher ein großes Anliegen, den Fokus auf diese Problematik zu lenken, die auf den ersten Blick oft nicht erkennbar ist“, sagt die Landesrätin anlässlich des morgen, am 12. Juni stattfindenden Internationalen Tags der Kinderarbeit.
„Es gibt viele von uns konsumierte Waren, in denen Kinderarbeit steckt“, stellt LRin Fischer fest. Ob exotische Früchte, Kaffee, Kakao und Tee, aber auch Kleidung, Computer oder Gold: Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt, dass weltweit 264 Millionen Kinder zwischen fünf bis 17 Jahren in einer Beschäftigung sind, davon werden 168 Millionen als Kinderarbeiterinnen und Kinderarbeiter geführt. „Wir als Verbraucherinnen und Verbraucher können und müssen genau hinschauen und kritisch hinterfragen, unter welchen Bedingungen die Produkte, die wir kaufen, hergestellt wurden“, appelliert LRin Fischer.
Pflege gehört nicht in Kinderhände
Zum anderen darf auch auf das hierzulande oft nicht augenscheinlich ersichtliche Problem der sogenannten Young Carers – Kinder und Jugendliche, die regelmäßig ein chronisch krankes oder behindertes Familienmitglied pflegen und betreuen – nicht vergessen werden. „Die Verantwortung, die diese Minderjährigen übernehmen, ist nicht altersgerecht und kann negative psychische Auswirkungen haben“, warnt LRin Fischer. Laut einer Studie des Sozialministeriums beträgt der Anteil pflegender Kinder in der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen in Österreich 4,5 Prozent. Die Dunkelziffer ist hoch.
Kinderarbeit – Kinderhandel
Nicht zuletzt ist Kinderarbeit auch mit dem Phänomen Kinderhandel verknüpft. Laut UNICEF werden jährlich rund 1,2 Millionen Kinder Opfer von MenschenhändlerInnen und auch Österreich ist von dieser schweren Menschenrechtsverletzung als Transit- und Destinationsland insbesondere für gehandelte Frauen und Kinder betroffen. „Wenn Kinder bereits in ihrem Herkunftsland zum Familieneinkommen beitragen müssen, ist der Weg zur Ausbeutung und schlussendlich zum Kinderhandel oft nicht mehr weit“, betont LRin Fischer, in deren Zuständigkeit die Abteilung Staatsbürgerschaft fällt. Dieser Verwaltungsbereich ist auch für die Koordinierung der Aktivitäten zur Bekämpfung des Menschenhandels in Tirol betraut. Kinder, die Opfer von MenschenhändlerInnen wurden, werden auf vielfältige Weise ausgebeutet: Durch Zwang zur Prostitution, Pornographie, Bettelei, Kleinkriminalität wie Diebstahl oder Drogenhandel. Ein Großteil der davon betroffenen Mädchen im Pubertätsalter wird sexuell ausgebeutet. In Österreich werden Opfer von Kinderhandel in erster Linie durch die Polizei identifiziert. Aber auch SozialarbeiterInnen, BetreuerInnen oder ÄrztInnen können mit Opfern von Kinderhandel in Kontakt kommen. Um entsprechende Informationen weiterzugeben und Bewusstseinsarbeit voranzutreiben, wurde in Tirol eine Koordinationsstelle eingerichtet, die mitunter die Vernetzung und Koordination aller relevanten Stellen und Einrichtungen auf Landesebene übernimmt.
„Kinderarbeit zu erkennen und dann entsprechend zu handeln, ist der erste Schritt. Miteinander sind wir füreinander da und können dazu beitragen, Kinderarbeit in unserem Wirkungsbereich zurückzudrängen“, betont die Landesrätin abschließend.