Netzwerken für die Verkehrswende im Alpenraum

Europäische VerkehrsexpertInnen treffen sich in Tirol

  • Fachsitzungen der EUSALP AG4 - Mobilität, iMonitraf! und der Brenner Corridor Plattform (BCP)
  • Tirol präsentiert Vorzeigeprojekte im Verkehr

Seit gestern, Mittwoch, finden die Tiroler Mobilitätstage 2022 in Innsbruck statt. Sie enden mit der fünften EUSALP-Mobilitätskonferenz am Freitag und einem Runden Tisch mit europäischen PolitikerInnen zum Thema „Verkehrswende im Alpenraum“.

„Wir heißen unsere Partnerinnen und Partner aus den verschiedenen Alpenregionen im Rahmen der Mobilitätstage herzlich willkommen und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch auf fachlicher und politischer Ebene“, betont Verkehrslandesrätin LHStvinIngrid Felipe. „Das Land Tirol bemüht sich seit jeher, durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit gemeinsame Lösungen zur Verkehrsproblematik im Alpenraum zu schaffen. Der Transitverkehr stellt dabei die größte Herausforderung für die Regionen entlang des Brenners dar. Ich bin davon überzeugt, dass wir nur gemeinsam die Verkehrswende im Alpenraum schaffen können – und die Mobilitätstage bieten eine hervorragende Gelegenheit, diese voranzutreiben.“

Während der dreitägigen Veranstaltung werden konkrete Projekte aufgezeigt, wie Tirol mit dem steigenden LKW-Transit umgeht und wie Güter auch im Regionalverkehr erfolgreich auf die Schiene verlagert werden können, um die negativen Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Umwelt in den Alpen zu reduzieren und CO2-Emissionen einzusparen.

Besichtigung der Kontrollstelle Radfeld und der Güterterminals in Jenbach und Fügen

Eine Delegation der europäischen VerkehrsexpertInnen besichtigte gestern, Mittwoch, die LKW-Kontrollstelle in Radfeld. „Die Kontrollstelle zeigt eindrücklich, wie eine hohe Kontrollintensität seitens der Exekutive zur Reduktion von negativen Begleiterscheinungen des Straßengüterverkehrs wie Lärm, Luftschadstoffe, aber auch Verkehrsüberlastungen beiträgt“, erläutert LHStvin Felipe.

Darüber hinaus machte sich die Gruppe ein Bild von der Kooperation zwischen den Zillertaler Verkehrsbetrieben und dem Unternehmen Binderholz aus Fügen, deren Verlagerungsmaßnahmen vom Land Tirol finanziell unterstützt werden: Am Güterterminal in Jenbach werden täglich drei Züge mit zehn Waggons für jeweils rund 400 Tonnen Rundholz abgefertigt.

„Es ist wichtig, dass die infrastrukturellen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen in Tirol geschaffen werden. Nur so kann eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene von und nach Tirol, aber auch innerhalb des Bundeslandes, gelingen und einen wirtschaftlich tragfähigen Schienentransport ermög­lichen“, sagt die Verkehrslandesrätin. Sowohl produzierende als auch transportierende Unternehmen müssten diese Umstellung vorantreiben. So sei nicht nur der Erhalt, sondern auch der Ausbau und die Wiederherstellung von Anschlussgleisen eine notwendige Maß­nahme im Güterverkehrsbereich.

Fachsitzungen der EUSALP AG4 - Mobilität, iMONITRAF! und der Brenner Corridor Plattform (BCP)

Heute, Donnerstag, finden mehrere Fachsitzungen statt, unter anderem auch die der EUSALP AG4. Die EU Strategie für den Alpenraum (EUSALP) ist eine von vier makroregionalen Strategie der EU. Seit 2016 vereint sie 48 Regionen aus sieben Staaten: Italien, Österreich, Deutschland, Frankreich, Slowenien, sowie die Schweiz und Liechtenstein. Die Ziele der EUSALP werden von neun Arbeitsgruppen (AGs) umgesetzt. Die AG4 ist für den Bereich Mobilität und Verkehr zuständig und hat das Ziel, die Verkehrsverlagerung auf die Schiene, nachhaltige Infrastrukturentwicklung und grenzüberschreitenden und emissionsarmen Nahverkehr voranzutreiben. Sie wird seit 2016 von der EVTZ Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino geleitet, wobei die federführende Abwicklung und die strategische Umsetzung dieser Leitfunktion vom Land Tirol, Abteilung Mobilitätsplanung, ausgeführt wird. Seit 2019 wird die Leitung der AG4 mit der französischen Region Sud Provence-Alpes-Côte d’Azur als Co-Lead geteilt.

Die AG4 koordiniert zwischen Akteuren aus dem Bereich Verkehr und Mobilität, um Synergien zwischen bestehenden Projekten zu nutzen. „Der fachliche Austausch mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus anderen Regionen des Alpenraumes ist wesentlich für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung des europäischen Verkehrs. Wir nutzen dadurch Synergien und können damit gemeinsame Strategien und Lösungsansätze ausarbeiten und den politischen Verantwortlichen vorlegen“, sagt der Vorstand der Abteilung Mobilitätsplanung im Amt der Tiroler Landesregierung, Ekkehard Allinger-Csollich.

Am heutigen Nachmittag treffen sich auch die Mitglieder des iMONITRAF!-Netzwerkes im Landhaus in Innsbruck. Dies ist ein seit 2005 bestehendes, politisches Netzwerk zur Entwicklung und Umsetzung einer gemeinsamen Strategie für einen nachhaltigeren Transitverkehr im Alpenraum. Involviert sind die Regionen entlang der Haupt-Verkehrskorridoren. Dazu zählen neben Tirol auch Südtirol und das Trentino sowie die Zentralschweiz, das Tessin, Provence Alpes Côte d’Azur und Bayern. Der Fokus des Netzwerks liegt primär auf Transit- und Güterverkehr. 

Die Brenner Korridor Plattform (BCP) wurde 2007 gegründet, um einen integrierten Ansatz für den Brenner-Korridor zwischen München und Verona zu garantieren. Die BCP besteht aus Österreich, Deutschland, Italien und den Bundesländern/Provinzen Tirol, Bayern, Bozen, Trient und Verona sowie aus Eisenbahn- und Autobahnunternehmen und der Europäischen Kommission. In mehreren thematischen Arbeitsgruppen wird an der Umsetzung von Maßnahmen gearbeitet, die eine effiziente Nutzung der grenzüberschreitenden Eisenbahnverbindung zwischen München und Verona fördern und die die notwendige modale Verlagerung vorantreiben.