Kommunikation ist ein Grundrecht

Unterstützte Kommunikation als Mittel zur Teilhabe und Selbstbestimmung

  • lebenswelttirol – Sprachwerkstatt und UK-Unterwegs schulen Menschen mit Behinderungen und deren soziales Umfeld in Unterstützer Kommunikation
  • Land Tirol fördert Einrichtungen mit insgesamt rund 354.000 Euro jährlich

„Kommunikation ist der zentrale Weg, um eigene Bedürfnisse auszudrücken, Protest auszuüben, Forderungen oder Fragen zu stellen und Ablehnung deutlich zu machen. Kommunizieren zu können ist damit das wichtigste Mittel zur Freiheit im Sinne von Teilhabe, Verwirklichungschancen und Selbstbestimmung“, stellt Soziallandesrätin Gabriele Fischer klar, die aus diesem Grund im Rahmen ihrer Einrichtungstour nach dem Motto „Hingehen, wo die Menschen sind“ zwei Vereine besuchte, die Menschen mit Behinderungen und deren Umfeld in der Unterstützten Kommunikation (UK) schulen.

Unterstützte Kommunikation soll die Lautsprache unterstützen bzw. verständlich machen und/oder alternative Kommunikationsformen abseits der Lautsprache finden. Die Hilfsmittel und Formen der Unterstützten Kommunikation sind vielfältig: Gebärden und Gebärdenunterstützte Kommunikation, Kommunikationsmappen mit Symbolen, Piktogrammen und Bildern, aber auch elektronische Kommunikationsmittel wie das I-Pad samt Kommunikations-Apps kommen zur Anwendung. Meist werden mehrere Formen der Unterstützen Kommunikation gleichzeitig verwendet.

lebenswelttirol – Sprachwerkstatt

Die insgesamt 10 Mitarbeiterinnen des Vereins lebenswelttirol – Sprachwerkstatt besuchen tirolweit insgesamt 37 Klientinnen und Klienten im Alter von drei bis 60 Jahren zuhause, um sie in der Regel einmal wöchentlich für zwei Stunden vor Ort beim Kommunikationsaufbau zu unterstützen. Dabei wird nicht nur auf die Möglichkeiten der Klientin bzw. des Klienten eingegangen, sondern das soziale Umfeld miteinbezogen. „Da die Nutzerinnen und Nutzer über unterschiedlich ausgeprägte Fähigkeiten verfügen, verwenden wir auch individuelle Hilfsmittel, um ihre Kommunikationsfähigkeit zu unterstützen“, berichtet Obfrau Verena Lerchster. „Viele Hilfsmittel werden von uns selbst erstellt und auf die individuellen Bedürfnisse unserer Nutzerinnen und Nutzer abgestimmt“, ergänzt Obfrau-Stellvertreterin Doris Ströher. Ziel ist die Erweiterung der Kommunikationsfähigkeit und der Ausbau des Wortschatzes. „Für die Betroffenen ist es auch sehr wichtig und eine Möglichkeit der Selbstbestimmung, die eigene Umgebung zu steuern“, berichtet UK-Trainerin Karin Pomberger aus der Praxis. Daher kommen auch Taster zum Bedienen von elektrischen Geräten zum Einsatz. Der Verein erhält vom Land Tirol finanzielle Mittel in Höhe von rund 114.000 Euro jährlich.

UK-Unterwegs

„Kommunikation ist der Kern der Inklusion“, stellt Andreas Reinelt klar. Er ist Obmann des Vereins UK-Unterwegs, der nicht- oder wenig sprechende Personen und Menschen mit Behinderungen und deren Familien in Tirol in allen Lebensphasen bei Unterstützer Kommunikation und Gebärdenunterstützer Kommunikation zur Seite steht. Seitens des Landes Tirol wird der Verein jährlich mit rund 240.000 Euro unterstützt. „Wir arbeiten im unmittelbaren Umfeld der Nutzerinnen und Nutzer – zu Hause, im Kindergarten, in der Schule oder am Arbeitsplatz“, berichtet die pädagogische Leiterin des Vereins Theresa Böhm. Die sechs zertifizierten UK-Fachkräfte sind daher tirolweit unterwegs und unterstützen die rund 50 NutzerInnen im Alter von einem halben Jahr bis 85 Jahren. „Unser Ziel ist die selbstständige und freie Kommunikation – dies entspricht dem Recht auf ein selbstbestimmtes und unabhängiges Kommunizieren und Leben“, betont Reinelt. Er berichtet, dass die Akzeptanz der Unterstützen Kommunikation gewachsen ist – dies zeigen die vermehrten Anfragen und das gestiegene Interesse an alternativen Kommunikationsmitteln und die aktive Teilhabe.