Fachbeitrag Judith Prossliner
Lebendige Räume - Architektur als Spiel
Vor über zwanzig Jahren, als junge Kindergartenleiterin, stand ich vor dem Umbau „meines“ Kindergartens und hatte bereits mein Architekturstudium begonnen. Es half mir, Raum nicht nur als funktionales Volumen, sondern als lebendigen, formbaren Erfahrungsraum zu sehen. Ich startete ein Projekt mit den Kindern: Sie planten, entwarfen, testeten – sie spielten sich ihren Raum. Dabei lernte ich, wie Kinder Räume aneignen, Atmosphäre und Funktion intuitiv zusammenführen und kreativ auf ihre Umgebung reagieren. Ich begriff: Spiel ist nicht nur eine Tätigkeit im Raum – es ist eine Art, Raum zu erschaffen.
Diese Erkenntnis prägt bis heute meine Arbeit als Architektin, Pädagogin und Mitgründerin von „die Baupiloten“ in Innsbruck. Ein anregendes, räumliches Umfeld fördert das Erleben, Ausprobieren und Forschen. Mein Ziel ist es, Räume zu schaffen, die die Bedürfnisse der Nutzer*innen und die Herausforderungen der Zukunft vereinen, gleichzeitig aber auch Kreativität und aktives Mitgestalten anregen. Bildungsräume sollten Orte für Persönlichkeitsentwicklung, kritisches Denken und soziale Verantwortung sein.
Die Baupiloten - Räume gemeinsam gestalten
Mit den Baupiloten gestalten wir partizipative Lern- und Lebensräume im Dialog mit den Nutzern – Kindern, Jugendlichen, Pädagog*innen und weiteren Akteur*innen. Wir setzen auf kreative, spielerische Beteiligung durch Modelle, Collagen, Szenen und Visionen. Kinder werden als Expert*innen ihres Alltags ernst genommen und bringen ihre Perspektiven aktiv in den Gestaltungsprozess ein. Im Spiel entdecken sie Räume, verschieben Grenzen und lösen Hierarchien auf – eine kulturelle Praxis, die Selbstwirksamkeit fördert und auch Erwachsenen neue Perspektiven eröffnet. In Beteiligungsprozessen entstehen gemeinschaftlich starke Visionen für Bildungsräume, in denen Nutzer*innen, Pädagog*innen, Verwaltung und Politik gemeinsam tragfähige Entscheidungen entwickeln.
Räume für Selbstwirksamkeit und Verantwortung
Mit den Baupiloten gestalten wir partizipative Lern- und Lebensräume im Dialog mit den Nutzern – Kindern, Jugendlichen und Pädagog*innen. Wir setzen auf kreative, spielerische Beteiligung durch Modelle, Collagen und Visionen. Kinder werden als Expert*innen ihres Alltags ernst genommen und bringen ihre Perspektiven aktiv in den Gestaltungsprozess ein. Im Spiel verschieben sie Grenzen und lösen Hierarchien auf – eine kulturelle Praxis, die auch Erwachsenen neue Perspektiven eröffnet.
Mensch und Raum sind untrennbar verbunden. Bei unseren Kindergärten prägen deshalb oft die Geschichten der Kinder den Entwurf, wie im Kindergarten Taka Tuka, inspiriert von einem Limonadenbaum. Räume, die durch Beteiligung entstehen, sind mehr als nur funktionale Hüllen; sie werden zu lebendigen Prozessen, die wachsen und sich entwickeln.
Manchmal braucht es keine großen Umbauten, sondern neue Blickwinkel. Kinder zeigen mit Fantasie, was Räume brauchen. Mit „Pimp Your Kita/ Pimp your School“ laden wir Kinder und Jugendliche ein, ihre Bildungsräume aktiv mitzugestalten, machen dabei ihre Ideen sichtbar und zeigen, wie kleine Impulse große Wirkung entfalten können. Wir haben das Kooperationsprojekt mit der Jungen Uni Innsbruck im Frühjahr 2025 ins Leben gerufen, um Kinder und Jugendliche aktiv in die Gestaltung ihrer Bildungsräume einzubeziehen. Dabei zeigen wir, dass schon kleine Impulse Großes bewirken können.
Text: Judith Prossliner, "die Baupiloten"
Zum Weiterlesen:
- Die Baupiloten
- Projekt “Pimp my Kita"
www.bilding.at– Kunst- und Architekturschule für Kinder und Jugendliche, Innsbruck