Gefahren im Netz
Online-Shopping, Social Media oder Online-Banking – das Internet bietet viele Möglichkeiten und birgt gleichzeitig viele Gefahren, weshalb es einiges zu beachten gibt.
Sextortion
Der Begriff „Sextortion“ (Kombination aus „Sex" und „Extortion" = Erpressung) bezeichnet eine Betrugsmasche, bei der InternetnutzerInnen in Videochats von Fremden dazu aufgefordert werden, sich nackt zu zeigen oder sexuelle Handlungen vorzunehmen. Die BetrügerInnen zeichnen dies heimlich auf und erpressen die Opfer mit der Drohung, das Material zu veröffentlichen.
Häufig werden die Opfer zunächst über soziale Netzwerke oder Dating-Plattformen (z. B. Tinder) von attraktiven Personen angesprochen, die sexuelles Interesse vortäuschen. Nach einer Kennenlernphase sollen die Opfer in einen Videochat wechseln und sich dort nackt zeigen. Die ErpesserInnen drohen dann, die Videos oder Nacktfotos in sozialen Netzwerken zu posten oder direkt an die FreundInnen der Betroffenen zu schicken und nutzen Angst und Scham als Druckmittel. Verlangt wird die Bezahlung mit anonymen Bargeldtransferdiensten oder Prepaid-Zahlungsmitteln. Bei jungen Opfern kann es auch passieren, dass die TäterInnen anstelle eines Geldbetrages weitere Nacktaufnahmen fordern. Bei den ErpresserInnen handelt es sich meist um international organisierte Banden (Quelle: https://www.saferinternet.at/zielgruppen/lehrende/sextortion-erpressungen-per-video-chat).
Sextortion betrifft sowohl Jugendliche als auch Erwachsene. Die attraktiven VerführerInnen existieren in der Regel gar nicht: Die gezeigten Videos oder Bilder stammen oft von anderen Websites, die echten BetrügerInnen zeigen sich nie selbst. Es gibt auch Fälle, in denen es zu Erpressungen kommt, obwohl die Betroffenen den Betrug rechtzeitig erkennen und keine Nacktfotos verschicken. Die TäterInnen manipulieren dann harmlose Videoaufnahmen oder Profilbilder, indem sie sexuelle Handlungen hineinschneiden und daraus Deep-Fake Videos machen. Deep-Fake Videos werden mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellt und wirken echt obwohl sie in Wahrheit Fälschungen sind.
So gelingt es Sextortion-Fallen zu vermeiden:
- Skeptisch sein, wenn besonders attraktive, wildfremde Personen offensiv zu flirten beginnen.
- Ein wichtiges Alarmsignal ist auch, wenn neue Online-Bekanntschaften rasch auf vermeintlich private Kanäle wechseln wollen.
- Wenn es im Video-Chat allzu schnell „privat“ wird, besonders vorsichtig sein und die Unterhaltung am besten abbrechen.
- Die Webcam abdecken, solange man sich nicht sicher ist, dass man dem Gegenüber vertrauen kann.
- Immer daran denken, dass alles was vor der Webcam gemacht wird vom Gegenüber aufgezeichnet werden kann.
Wenn man bereits in die Falle getappt ist:
- Nicht auf die Forderungen eingehen und kein Geld überweisen.
- Jeglichen Kontakt sofort abbrechen, die Person in der Freundesliste blockieren und das Profil bei der/dem BetreiberIn der Plattform melden (so rasch als möglich).
- Beweise wie Chat-Protokolle oder E-Mail-Verkehr sichern, z.B. mittels Screenshot.
- Anzeige bei der Polizei erstatten.
Weiteführende Informationen:
Phishing
UserInnen klicken im Internet oder in E-Mails auf einen Link, um sich Shopping-Angebote anzusehen, Online-Banking zu nutzen oder sich auf einer sozialen Plattform einzuloggen. Ohne es zu merken landen sie auf einer perfekt gefälschten Website (z. B. www.tirol.go.at statt www.tirol.gv.at). Diese Fake-Seiten sehen den Originalen zum Verwechseln ähnlich: Nun werden die ahnungslosen NutzerInnen aufgefordert Login-Daten, Bankdaten oder andere persönliche Informationen preiszugeben.
Nachdem die Daten „gefischt“ wurden, werden die NutzerInnen auf die richtige Website der Unternehmen, Banken, Sozialen Netzwerke weitergeleitet – ohne etwas bemerkt zu haben. Die gefälschte Seite verschwindet nach einigen Stunden oder Tagen wieder und der Betrug ist praktisch nicht mehr nachzuweisen.
Die Daten werden meistens für viel Geld auf dem Schwarzmarkt verkauft. Mit den Daten lässt sich leicht u.a. Identitätsdiebstahl sowie Finanzbetrug begehen.
Tipps zur Vermeidung von „Phishing“:
- Keine Links in E-Mails öffnen, die dazu auffordern, Kontodaten bzw. Passwörter bekannt zu geben. Diese E-Mails sofort löschen.
- Auf Webseiten auf die korrekte Webadresse achten. Oftmals weicht diese nur minimal von der Original-Website ab.
- Keine vertraulichen Daten (Login-Daten, Passwörter, TANs) per E-Mail oder telefonisch übermitteln.
- Überraschende Änderungen der vertrauten Login-Seiten sofort an den/die BetreiberIn melden (also beispielsweise die Bank oder das Internetportal).
- Vertrauliche und persönliche Daten ausschließlich über SSL-verschlüsselte Seiten bekannt geben (erkennbar an "https://" am Beginn der Internetadresse und an einem Schloss-Symbol am oberen oder unteren Bildschirmrand).
- Laufend Sicherheits-Updates am Internet-Browser durchführen.
- Anti-Viren-Programm installieren und laufend aktualisieren sowie die Firewall aktivieren.
Weiteführende Informationen:
Cyber-Grooming
Bei Cyber-Grooming geben sich Erwachsene meist als Gleichaltrige aus und versuchen so Jugendliche sexuell zu belästigen oder zu erpressen. Cyber-Grooming kann praktisch überall im Internet stattfinden, da viele Plattformen wie z.B. Snapchat, TikTok oder auch Twitch eine Chat-Funktion besitzen.
Es kann schnell passieren, dass man auf diesen raffinierten Betrug reinfällt. Viele TäterInnen gehen dabei sehr geschickt vor. Es kann vorkommen, dass der Kontakt über Monate harmlos und unauffällig erscheint. Auch kann es vorkommen, dass mit falschen Versprechungen oder Geschenken gelockt wird. Eine besonders dreiste Masche ist hierbei, sich als „Agent einer Modelagentur“ auszugeben und junge Menschen „online zu casten“.
Um Kinder und Jugendliche vor Cyber-Grooming zu schützen, hilft ein Gespräch über die möglichen Risiken von Chat-Angeboten. Je nach Alter können Eltern ihren Kindern erklären, welche Absichten die TäterInnen beim Cyber-Grooming mit einer Kontaktaufnahme verfolgen. Wenn Kinder deren Vorgehensweise kennen, können sie erste Anzeichen leichter stutzig machen und den Kontakt abbrechen. Damit die Jugendlichen sich in solchen Situationen an ihre Eltern wenden, ist ein gutes Vertrauensverhältnis wichtig. Wenn sie keine Angst vor Strafen haben und auch einmal Themen ansprechen können, die ihnen peinlich sind, werden Kinder in einem Fall von Cyber-Grooming eher bei Erwachsenen um Unterstützung bitten.
Neben Gesprächen ist auch die Auswahl der Online-Plattformen ein wichtiger Baustein zum Schutz gegen Missbrauch im Netz. Gerade für jüngere Kinder sind altersgerechte, übersichtliche und moderierte Apps geeignet. Ältere Jugendliche wollen zunehmend bekannte und beliebte Angebote nutzen, die nicht speziell auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet sind.
Hier bleiben Eltern am besten im Gespräch und zeigen Interesse an den Online-Aktivitäten der Jugendlichen. Das Anmelden auf neuen Plattformen ist in erster Linie Elternsache. So können sie sich einen Überblick über die Funktionen und möglichen Risiken verschaffen und die Profile am besten gemeinsam mit den Jugendlichen einrichten. Mit persönlichen Daten soll möglichst sparsam umgegangen werden. NutzerInnen-Name, E-Mail-Adresse und Profilbild dürfen keine Hinweise auf Namen, Alter oder Wohnort der Kinder preisgeben. Im nächsten Schritt können Profil-Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre überprüft und angepasst werden (siehe Social-Media Ratgeber von Saferinternet). Bei privaten Profilen müssen neue Kontakte erst zugelassen werden, bevor sie Kontakt zum Kind aufnehmen können. Das verhindert unerwünschte Nachrichten von Fremden. Die Kinder und Jugendlichen müssen auch wissen, mit Hilfe welcher Funktionen sie Beiträge und NutzerInnen melden und blockieren können.
Wie kann man also seine Kinder am besten vor Cyber-Grooming im Netz schützen?
- Aufklärungsarbeit bei den eigenen Kindern leisten.
- Bauchgefühl stärken: damit das Kind auf das eigene Gefühl hört und es darauf reagieren kann, wenn ihm eine Situation merkwürdig vorkommt.
- Verbote vermeiden: Verbote erzeugen erhöhtes Interesse an bestimmten Apps und können das Gegenteil bewirken (der Reiz mit unbekannten Personen in Kontakt zu treten).
- Grenzen setzen üben, damit das Kind lernt in solchen Situationen „nein“ zu sagen.
- Über den Umgang mit persönlichen Daten sprechen (so sparsam wie möglich damit umgehen).
- Ansprechperson sein und Interesse zeigen.
Wenn Sie als Eltern oder als Erziehungsberechtigte von Belästigungen oder Missbrauch im Netz erfahren, sprechen Sie mit ihrem Kind behutsam und ruhig über den Hergang sowie die nächsten Schritte und sichern Beweise per Screenshot. Nach Sicherung können Sie die Verstöße dem/der BetreiberIn der Plattform melden und Beschwerdestellen informieren. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Erwachsene Ihre Kinder kontaktiert haben und ein Fall von Cyber-Grooming vorliegt, wenden Sie sich an die Polizei, um Anzeige gegen die TäterInnen zu erstatten (§ 208a StGB Anbahnung von Sexualkontakten zu Unmündigen).
Weiteführende Informationen:
- Bundesministerium für Inneres
- Rat auf Draht: Notruf für Kinder und Jugendliche – rund um die Uhr, anonym und kostenlos. Per Telefon (einfach 147 wählen), Onlineberatung oder Chat
- Kinder- und Jugendanwaltschaften Tirol: weisungsfreie Einrichtungen zur Wahrung der Interessen und Rechte von Kindern und Jugendlichen
- Schulpsychologischer Dienst und Bildungsberatung: psychologische Beratung für SchülerInnen, Lehrkräfte und Erziehungsberechtigte