Bannwald Martinswand
Viel Sicherheit um wenig Geld
Der Bannwald am Fuß der Martinswand in Zirl hat die besondere Aufgabe, die Benützer der Landesstraße B 171 und Kletterbegeisterte vor Steinschlag zu schützen. Das kann er nur leisten, wenn der 24 Hektar große Waldbestand, das sind rund 50 Fußballfelder, durch intensive Pflege stabil gehalten wird. Das Land hat nun ein entsprechendes Sanierungskonzept für die nächsten zehn Jahre erarbeitet.
„Von einem stabilen Bannwald Martinswand profitieren nicht nur die Straßenbenützer, sondern auch Kletterer, die die Anmarschwege zu den bekannten Routen möglichst gefahrlos begehen wollen. Dieses Projekt wird die Sicherheit sehr kostengünstig erhalten und verbessern, pro Jahr werden dafür knapp EUR 10.000,-- investiert“, weiß Agrarlandesrat Anton Steixner. „Eine technische Alternative, wie z.B. eine Straßengalerie, würde kaum in die Landschaft passen, auf die Belange des Naturschutzes wenig Rücksicht nehmen können und außerdem das 50- bis 100-Fache kosten.“
Behutsame kostengünstige Maßnahmen
Pflege- und Schutzmaßnahmen wurden schon seit 1995 von der Bezirksforstinspektion Innsbruck erfolgreich durchgeführt. Nun soll auch in den nächsten zehn Jahren die Natur behutsam bei der Waldverjüngung unterstützen werden. Durch das zusätzliche Aufforsten mit geeigneten Laubhölzern wird einerseits eine große Artenvielfalt, und andererseits eine hohe Stammzahl erzielt. Quer gefällte und mit Seilen am Boden verankerte Bäume schaffen wirksame Barrieren gegen Steinschlag.
Naturschutz als wichtiger Partner
Die Projektplaner nehmen auch die Anliegen des Naturschutzes ernst. Das Projekt liegt seit 1988 im Naturschutzgebiet Martinswand, einem erhaltenswerten Ökosystem mit vom Aussterben bedrohten Pflanzen und Tierarten. Nach aktuellem Wissensstand schränken die kleinflächigen Maßnahmen die Artenvielfalt von Fauna und Flora dieses Biotops in keiner Weise ein. Die naturbelassene Baumartenmischung beherbergt z.B. mehr als 200 Käferarten.
Mehr Sicherheit für Kletterer
Auch Mag. Reinhold Scherer, selbst regelmäßiger Benützer und Erbauer von Kletterrouten in der Martinswand, ist vom Projekt sehr begeistert: „Die Martinswand ist schon seit Jahrzehnten ein weit bekanntes und beliebtes Klettergebiet. Die geplanten Maßnahmen helfen mit, uns Kletterer vor Unfällen durch Steinschlag beim Zu- und Abgang zu schützen.“
Hintergrundinformationen
Das von der Bezirksforstinspektion Innsbruck geplante Bannwaldprojekt Martinswand liegt zur Gänze in der Marktgemeinde Zirl und umfasst den Teilwald oberhalb der B 171 vom Steinbruch Plattner bis zum Jaufental im Ausmaß von 24 ha. Das Waldgebiet ist durchwegs sehr steil, felsig und von zahlreichen Erosionsrunsen durchrissen. Der Schutzwald vermindert die Gefahr vor Steinschlag auf die darunterliegende Landesstrasse und wurde deshalb schon 1954 „in Bann gelegt“. Die nach Süden ausgerichteten Hänge sind besonders in der oberen Hälfte mit stark aufgelichteten Kiefernwäldern bewachsen, und weisen neben der weitgehend fehlenden Verjüngung einen sehr schlechten Waldzustand auf. Verlichtete Kronen und ein Totholzanteil von beinahe 50% weisen darauf hin.
Seit 1954 ist der Wald unterhalb der Martinswand als Bannwald ausgewiesen. In den vergangenen 10 Jahren sind ca. EUR 63.000,-- in die Erhaltung der Schutzwirkung des Bannwaldes und das Biotop investiert worden. Um eine Weiterführung dieses Pflegekonzeptes zu gewährleisten konnten als künftige Projektspartner die Landestrassenverwaltung, die Abteilung Umweltschutz und die Marktgemeinde Zirl gewonnen werden.
Um eine optimale Schutzwirkung des Waldes zu erzielen ist es unbedingt notwendig, den stark von Menschenhand geprägten Kiefernwald in einen naturnahen stabilen Mischwald umzuwandeln. Dabei werden die Empfehlungen des Naturpflegeplanes hinsichtlich Baumarten und Sträuchern, aber auch hinsichtlich der Erhaltung der Trockenrasen und des Totholzes beachtet.
Folgende Maßnahmen sind im Bannwald Martinswand vorgesehen:
Biologische Maßnahmen:
- Sanftes Auflichten der Kiefernbestände mit Laubholzunterwuchs, um eine Verjüngung zu ermöglichen
- Einbringen von Mischbaumarten (Eiche, Linde, Mehlbeere)
- Förderung von bestehende Laubholzgruppen
- Kleinflächiger Bestandesumbau nach Vorgaben der im Rahmen des Naturpflegeplanes durchgeführten Standortskartierung und der daraus resultierenden Vorschlägen
- Erhaltung des stehenden und liegenden Totholz
- Beobachtung und Maßnahmen gegen Wildverbiss
Technische Maßnahmen:
- Quergefällte Bäume in den lichten Waldbereichen schützen die aufkommende Verjüngung vor Schneeschub und Steinlawinen.
- Wo Erosionen entstehen, werden Bäume in den Rinnen mittels Stahlseilen verankert. Mit ihren Ästen verhindern sie tiefergreifende Erosionen.
- Sicherung des Zu- und Abganges der Kletterrouten Technische Sicherungen des Steiges mittels Querhölzer, Verpfählung, etc.