„Tirol erinnert“
Erinnern heißt Handeln – gegen das Vergessen und für eine lebendige Erinnerungskultur.

Eine Nacht, tausende Geschichten und ein besonderer Erinnerungsort: Wenn am Samstag, 4. Oktober 2025, die „ORF-Lange Nacht der Museen“ ganz Österreich ins Museum lockt, öffnet auch das Innsbrucker Landhaus seine Türen. Die Sonderausstellung „Leokadia Justman. Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol“ lädt zu einem packenden Programm aus KuratorInnen-Führungen, exklusiven Einblicken und einem abwechslungsreichen Programm für Kinder. Zugleich können Interessierte auch Inhalte der Rahmenausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“ kennenlernen.
- Wann: Samstag, 4. Oktober 2025 (von 18 bis 24 Uhr)
- Was: Sonderausstellung „Leokadia Justman. Brechen wir aus!“ und Inhalte der Rahmenausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“
- Wo: Landhaus 1, Eduard-Wallnöfer-Platz 3, 6020 Innsbruck
Sonderausstellung: „Leokadia Justman. Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol“
Die aktuell laufende Präsentation „Leokadia Justman. Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol“ ist kostenfrei zugänglich und kann von Montag bis Freitag (9 bis 17 Uhr) in den ehemaligen Kanzleiräumen des Gauleiters Franz Hofer im heutigen Landhaus 1 in Innsbruck besucht werden. Im Mittelpunkt steht die Geschichte von Leokadia Justmans spektakulärer Flucht aus Polen und ihrem Überleben im Polizeigefängnis in Innsbruck. Die Ausstellung basiert auf ihrem autobiografischen Bericht – dem ersten literarischen Text einer Holocaust-Überlebenden aus Tirol. Die Sonderausstellung findet im Zuge der Rahmenausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“ statt und wurde am 27. Januar 2025 im Zuge eines feierlichen Festakts eröffnet.
Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung "Brechen wir aus!" im Landhaus 1

Das früher als „Neues“ bezeichnete Landhaus 1 in Innsbruck ist der größte noch bestehende NS-Bau in Tirol und seit 1955 Sitz der Landesregierung. In den Jahren 1938/39 als Sitz für Parteidienststellen errichtet, diente es nach dem Zweiten Weltkrieg als Verwaltungssitz der französischen Militärregierung. 1955 zog die Tiroler Landesregierung in das Gebäude ein. Die NS-Hintergründe wurden verleugnet und verdrängt. Erst in der jüngsten Vergangenheit übernimmt das Land seine erinnerungskulturelle Verantwortung und diskutiert den Umgang mit dem baulichen Erbe.

2019 gab die Tiroler Landesregierung im gemeinsamen Interesse mit dem Tiroler Landtag den Auftrag zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte des Gebäudes. Eine Expertenkommission legte einen Maßnahmenkatalog für wissensbezogene, erinnerungspolitische und künstlerische Maßnahmen im Umgang mit dem NS-Erbe vor. Die Publikation „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“ wurde der Öffentlichkeit im November 2021 präsentiert. Sie erläutert die Bau-, Nutzungs- und Bedeutungsgeschichte des Gebäudes in umfassender Weise und bildete die Grundlage für die gleichnamige, von Oktober 2023 bis Anfang Mai 2024 öffentlich zugängliche Ausstellung. Während dieser Zeit nutzten mehr als 12.500 Interessierte und rund 50 Schulklassen die Möglichkeit, die Ausstellungsräume zu besuchen. In neuer Form im Landhaus und als virtueller 360-Grad-Rundgang kann die Präsentation „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“ weiterhin besucht werden.