- Gemeinden sind zentrale Partner in der Raumordnung
- Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen als Best-Practice-Beispiel
- Fokus auf nachhaltige Entwicklung
Das neue ÖROK-Bodenmonitoring des Bundesumweltamts zeigt klar: Tirol nutzt seine begrenzten Flächen besonders effizient und setzt seit Jahren erfolgreich auf eine nachhaltige Raumentwicklung. Tirol zählt mit rund 0,5 Hektar Bodennutzung pro Tag im österreichweiten Vergleich zu den Vorreitern in Sachen Bodenschutz. Das österreichweite Ziel von 2,5 Hektar pro Tag erreicht Tirol bereits heute – trotz Bevölkerungswachstum und steigender Anforderungen in Infrastruktur, Mobilität und Wirtschaft. Weniger als zwei Prozent der Landesfläche sind versiegelt.
Als eines der wenigen Bundesländer verfügt Tirol bereits seit Jahren über klar definierte landwirtschaftliche Vorsorgeflächen – insgesamt rund 37.000 Hektar – die den wertvollen Boden dauerhaft schützen und einer Umwidmung in Bauland weitgehend entziehen. Diese Flächen sichern regionale Lebensmittelproduktion, Biodiversität und die langfristige Funktionsfähigkeit der Böden – ein Modell, das mittlerweile als Best-Practice-Beispiel in der Bodenstrategie Österreich angeführt wird. In den vergangenen Jahren stellten zudem sowohl die Österreichische Raumordnungskonferenz als auch die Umweltorganisation Greenpeace dem Land Tirol ein gutes Zeugnis in Sachen sorgsamem Umgang mit Grund und Boden aus.
„Boden ist eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen – endlich, sensibel und unverzichtbar. Tirol hat früh erkannt, dass Bodenschutz kein Nice-to-have, sondern eine Voraussetzung für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Lebensqualität ist“, betont Raumordnungsreferent Josef Geisler. „Wir setzen auf Nachverdichtung, auf Sanierung und Umnutzung, statt auf großflächige Neuausweisungen. Gleichzeitig müssen wir realistisch bleiben: Tirol wird auch künftig Boden für Wohnen, Infrastruktur, Energie und Wirtschaft brauchen. Die Herausforderung ist, die Inanspruchnahme so gering wie möglich zu halten und die räumliche Entwicklung geordnet zu gestalten“, stellt LHStv Geisler klar.
Gemeinden als zentrale Partner
Die Gemeinden spielen eine wichtige Rolle in der Umsetzung der Raumordnung. Ihre Arbeit bleibt entscheidend für eine nachhaltige Entwicklung. „Wir wissen, dass die Herausforderungen in den Gemeinden sehr unterschiedlich sind – von Tal zu Tal und von Region zu Region“, sagt LHStv Geisler. „Umso mehr schätze ich die konstruktive Zusammenarbeit und das Verantwortungsbewusstsein der Gemeindevertreterinnen und -vertreter. Durch Beratung, klare Leitlinien und praxisnahe Werkzeuge wollen wir auch weiterhin die bestmöglichen Rahmenbedingungen schaffen, damit Entwicklungen geordnet gesteuert werden können.“
Pro-Kopf-Flächenverbrauch sinkt
Im Jahr 2025 beträgt die gesamte Flächeninanspruchnahme in Tirol 367 Quadratkilometer, das entspricht knapp drei Prozent der Landesfläche oder rund 23 Prozent des sogenannten Dauersiedlungsraums, die für Wohnen, Verkehr, Freizeit, Erholung und Versorgung genutzt werden können. Die restlichen Flächen sind Wälder, Gewässer und alle anderen „nicht besiedelbaren“ Flächen.
Die Flächeninanspruchnahme stieg von 2022 bis 2025 für das gesamte Landesgebiet um 5,2 Quadratkilometer (1,4 Prozent) an. „5,2 Quadratkilometer über drei Jahre – das ist eine moderate Zunahme, die den Wachstumserfordernissen von Bevölkerung und Infrastruktur entspricht“, ordnet Robert Ortner, Vorstand der Abteilung Raumordnung und Statistik des Landes Tirol die Zahlen ein und ergänzt: „Die Flächeninanspruchnahme pro Kopf ist dabei sogar leicht gesunken und liegt deutlich unter dem Österreichschnitt, was zeigt, dass Tirol sehr effizient mit seinen Flächen umgeht.“
Die 2,9 Prozent der Landesfläche, die in Anspruch genommen ist, verteilen sich auf verschiedene Nutzungen. Mit 51,9 Prozent haben bebaute Flächen im gewidmeten Gebiet den höchsten Anteil an der Flächeninanspruchnahme, gefolgt von Verkehrsflächen mit 31,5 Prozent. „Die Verkehrsflächen erscheinen hoch, doch die bergige Topographie Tirols erklärt das: Straßen führen über Berge und durch Täler, meist als Serpentinen. Dadurch wird naturgemäß mehr Fläche beansprucht als in flachen Regionen“, erklärt Ortner. Der Pro-Kopf-Bodenverbrauch für Verkehrsflächen liegt in Tirol mit 149 Quadratmetern zudem unter dem Österreich-Schnitt (188 Quadratmeter).
Boden schützen und Raum effizient nutzen
Nicht jede in Anspruch genommene Fläche ist automatisch versiegelt, also wasser- und luftundurchlässig verbaut, betont Ortner: „Viele Flächen, wie Parks oder Sportanlagen, bleiben offen und tragen weiterhin zu einem funktionierenden Ökosystem bei. Dieser Unterschied ist entscheidend für die Bewertung von Bodenqualität, Wasserrückhalt und Lebensraum.“ Zudem sind nicht alle gewidmeten Baulandflächen auch tatsächlich verbaut. Von den 225 Quadratkilometern an Bauland, die bereits gewidmet sind, stehen 2025 noch 15 Prozent als sogenannte Baulandreserven zur Verfügung. Die Baulandreserven sind damit um 121 Hektar geschrumpft. Das entspricht etwa 170 Fußballfeldern, die jetzt aktiv genutzt werden, statt neu ausgewiesen werden zu müssen. Das zeigt auch die Widmungsbilanz: Im Jahr 2024 verzeichnete Tirol den historisch niedrigsten Bodenverbrauch in Tirol – Neuwidmungen sind um mehr als ein Drittel gesunken. (Weitere Informationen dazu finden sich in der Pressemeldung vom 25. Juni 2025)
Die Tiroler Bodenpolitik baut auf vier zentrale Säulen: sparsame Bodennutzung, Nachverdichtung und Sanierung bestehender Gebäude, die Aktivierung von Leerstand sowie der Schutz von Grün- und Freiflächen. „Tirol wird diesen Weg konsequent fortsetzen“, fasst LHStv Geisler abschließend zusammen. „Unser Ziel ist eine Entwicklung, die Umwelt, Wirtschaft und Lebensqualität gleichermaßen stärkt. Der Boden ist die Grundlage dafür – und wir tragen Verantwortung, ihn zu schützen. Für uns heute, aber vor allem auch für kommende Generationen.“

