Partnerschaft für den Schutzwald: Wildbach- und Lawinenverbauung und Landesforstdienst ziehen an einem Strang

Auftakt zur Woche des Schutzwaldes von 6. bis 10. Oktober 2025

  • Aktive Bewirtschaftung als Antwort auf den Klimawandel
  • Vom Setzling zum Schutzschild: Tiroler Forstgärten als Grundlage für resiliente Wälder
  • Projekt Grufttallahn zeigt Zusammenarbeit in der Praxis

Von 6. bis 10. Oktober 2025 findet in Österreich bereits zum dritten Mal die Woche des Schutzwaldes statt. Zum Auftakt luden das Land Tirol, die Wildbach- und Lawinenverbauung sowie die Gemeinde Bruck am Ziller zu einem Lokaltermin, bei dem die enge Zusammenarbeit im Schutzwaldmanagement im Mittelpunkt stand. Vorgestellt wurde das Projekt Grufttallahn im Bruckerwald, das beispielhaft zeigt, wie biologische und technische Maßnahmen Hand in Hand gehen, um Bevölkerung und Infrastruktur langfristig zu sichern.

„Der Schutzwald ist unser natürlichster und zugleich günstigster Schutz vor Naturgefahren. Damit er diese Aufgabe auch in Zukunft erfüllen kann, braucht es eine starke Partnerschaft zwischen Forstdienst und Wildbach- und Lawinenverbauung“, betonte LHStv und Forstreferent Josef Geisler beim Auftakttermin. „Technische Verbauungen bieten Sofortschutz, klimafitte Wälder sichern uns langfristige Stabilität. Beides gehört zusammen – nur so schaffen wir nachhaltige Sicherheit für die Menschen in Tirol.“

Vom Setzling bis zur Verbauung: Zusammenarbeit für nachhaltigen Schutz

Dass aktive Bewirtschaftung der Schlüssel zu klimafitten Wäldern ist, unterstrich Harald Oblasser, Vorstand der Gruppe Forst des Landes Tirol: „Klimafitte Bergwälder sind kein Selbstläufer – sie entstehen durch gezielte Pflege, Verjüngung und Aufforstung. Mit dem Landesprogramm „Klimafitter Bergwald Tirol“ unterstützen wir Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer beim Waldumbau und setzen auf Mischbaumarten, die besser mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommen. Herzstück dieser Arbeit sind die Tiroler Forstgärten: Von der Saatgutgewinnung bis zur Jungpflanze stellen sie sicher, dass wir das richtige Material für die Wiederbewaldung der Zukunft in den Händen haben.“

Auch die technische Seite kam zur Sprache: „Unser Ansatz ist ein integrierter Schutz“, erklärte Ivo Schreiner, stellvertretender Leiter der Wildbach- und Lawinenverbauung Tirol. „Wir kombinieren Verbauungen wie Sperren oder Steinschlagschutznetze mit Aufforstungen. Das macht unsere Lösungen effizienter, nachhaltiger und flexibler – auch in der Anpassung an den Klimawandel. Ohne die enge Zusammenarbeit mit dem Forstdienst und den Landesforstgärten könnten wir diese Aufgaben nicht in dieser Qualität umsetzen.“

Lokales Vorzeigeprojekt verbindet Schutz und Nachhaltigkeit

Wie eng diese Zusammenarbeit in der Praxis funktioniert, zeigte die Projektbesichtigung in Bruck am Ziller. Das 2023 gestartete und auf 15 Jahre angelegte Vorhaben Grufttallahn umfasst ein Gesamtvolumen von 1,5 Millionen Euro. Es handelt sich dabei um ein Nachfolgeprojekt eines bereits 2006 begonnen Projekts im Bruckerwald. Neben der Errichtung von Steinschlagschutznetzen wird der Schutzwald gezielt zu einem klimafitten Mischbestand mit höherem Laubholzanteil umgebaut und langfristig gepflegt. „Das Projekt Grufttallahn ist für unsere Gemeinde von enormer Bedeutung. Bruck am Ziller war auch bereits im vorigen Jahrhundert mehrfach von Murereignissen betroffen – insbesondere aus der Grufttallahn und dem Wirtsbruch“, erklärte Bürgermeister Alois Wurm. „Durch die Verbindung technischer Maßnahmen mit gezielten Aufforstungen wird die Bevölkerung bestmöglich geschützt. Gleichzeitig sichern wir damit auch die Zukunft unseres Waldes. Ich freue mich, dass wir dieses Projekt heute gemeinsam besichtigen können – es zeigt, wie Sicherheit, Nachhaltigkeit und regionale Verantwortung zusammengehen.“

Mit rund 70 Prozent Schutzwaldanteil spielt Tirol österreichweit eine besondere Rolle. Um die Wälder langfristig stabil und widerstandsfähig gegen Extremwetterereignisse zu halten, setzen Land und Partnerorganisationen auf ein enges Zusammenspiel aus forstlicher Expertise, technischer Sicherung und moderner Pflanzenproduktion. Die Woche des Schutzwaldes 2025 stellt dabei in Tirol besonders die Arbeit der Landesforstgärten ins Zentrum – denn dort beginnt der Schutz des Waldes mit jedem einzelnen Setzling.


Factbox Projekt Grufttallahn in Bruck am Ziller: 

Objektschutzwald: Das Projekt Grufttallahn zeigt beispielhaft, wie technische und forstliche Maßnahmen kombiniert werden, um Bevölkerung und Infrastruktur langfristig zu schützen.

  • Projektstart: 2023
  • Projektfläche: rund 150 Hektar
  • Laufzeit: 15 Jahre
  • Gesamtkosten: 1,5 Millionen Euro
  • Maßnahmen:
    • Errichtung von Steinschlagschutznetzen für Sofortschutz
    • Gezielter Waldumbau zu klimafitten Mischbeständen mit höherem Laubholzanteil
    • Langfristige Pflege und Betreuung des Schutzwaldes zur Optimierung der Schutzwirkung
  • Ziele: nachhaltiger Schutz der Bevölkerung, Stärkung der Waldresilienz und Sicherung der Zukunft des Schutzwaldes

Factbox Tiroler Landesforstgärten: 

Die Tiroler Forstgärten bilden das Herzstück für die Wiederbewaldung und die Produktion klimafitter Baumarten. Sie liefern die Pflanzen, die nach Sturm-, Lawinen- oder Schneedruckschäden benötigt werden, und sichern so den langfristigen Schutzwald. Die Forstpflanzen werden in drei Betriebsgärten erzeugt: Stams, Bad Häring und Nikolsdorf. 

  • Aufgaben:
    • Saatgutgewinnung und -lagerung
    • Produktion klimafitter Forstpflanzen
      • Nadelhölzer wie Lärche, Zirbe, Tanne,
      • Laubhölzer wie Bergahorn, Esche, Buche, Hainbuche, Stieleiche und Vogelbeere
    • Beratung von WaldbesitzerInnen und Gemeinden
    • Erhalt genetischer Vielfalt
  • Einzigartig: Samenklenge in Nikolsdorf – einzige in Westösterreich, mit geplanter Erweiterung durch ein neues Saatgut-Haus
  • Über die Landesforstgärten vermarktete Pflanzen:
    • 2024: knapp 2 Millionen Mischbaum-Pflanzen
    • 2020 – 2024: Steigerung um rund 70 Prozent (von 1,1 auf 1,9 Millionen Pflanzen)
  • Kooperationen: Universitäten, Forschungsanstalten, grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Euregio mit Südtirol und Trentino
  • Besonderheit: Schnelle Bereitstellung großer Pflanzenmengen nach Extremwetterereignissen und gezielte Unterstützung bei Aufforstungen von Schadflächen