Vor 25 Jahren hat der Siegeszug der Nahwärme aus Energieholz begonnen. Mittlerweile decken 65 größere und mittlere Heizwerke sowie zahlreiche kleinere Biomasseanlagen 17 Prozent des Tiroler Gesamtenergiebedarfs.
„In den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren ist es gelungen, einen Gutteil des Wärmemarkts zu erobern und fossile Energieträger zurückzudrängen“, freut sich Energiereferent LHStv Josef Geisler anlässlich der Tagung „25 Jahre Biomasseheizwerke in Tirol“ im Landhaus. Wurden im Jahr 2003 noch zwei Drittel der Haushalte mit fossilen Energieträgern beheizt, werden heute 50 Prozent der Haushalte mit Wärme aus erneuerbaren Energieträgern, allen voran Biomasse, versorgt. „Biomasse ist gemeinsam mit der Solar- und Umweltwärme sowie der Wasserkraft der Schlüssel zur Energieunabhängigkeit Tirols und das Rückgrat der regionalen Wärmeerzeugung. Gleichzeitig schaffen und sichern wir Arbeitsplätze und Wertschöpfung im ländlichen Raum“, bekräftigt LHStv Geisler. Nun gehe es darum, das hohe Niveau zu halten, wettbewerbsfähig zu bleiben und noch vorhandene Potenziale bei KundInnen und dem Rohstoff Holz aus dem Tiroler Wald auszunutzen. Bis zum Jahr 2050 will Tirol seinen Energieverbrauch halbieren und aus heimischen, erneuerbaren Energieträgern decken.
Biomasse muss am Ball bleiben
Hermann Gahr, Obmann der Bioenergie Tirol, will bei der Biomasse am Ball bleiben und Regionalität wie bei den Lebensmitteln auch in der Energieversorgung zum Trend machen. Es gehe nicht nur um Wärme, sondern auch um Wertschöpfung, Wettbewerb und den Wald. Mit der Gründung des Heizwerkeverbands im Jahr 2014 haben sich die Biomasseheizwerke zusammengeschlossen, um Service- und Beratungsleistungen gemeinsam zu organisieren. Deren Koordinator, Andreas Moser, sieht die Herausforderungen der Zukunft im weiteren Ausbau der Biomasseheizwerke, deren technischer und wirtschaftlicher Optimierung sowie in der Gewinnung neuer Wärmekunden in bestehenden Wärmenetzen. Biomasse-Pioniere geehrt Aller Anfang ist schwer. Das wissen auch die im Zuge der Tagung geehrten Pioniere aus dem Bereich der Heizwerke. Als „Eisbrecher in Nordtirol“ gilt die Heizgenossenschaft Terfens mit Obmann Hubert Angerer, die die erste Anlage vor 25 Jahren in Betrieb genommen hat. Zwei Jahre später, 1994, wurde Robert Ladstätter mit der „Lichtgenossenschaft St. Jakob im Defereggen“ in Sachen Biomasse aktiv. Die Regionalenergie Osttirol, geführt von Andreas Blassnig stieg 1996 mit dem Biomasse-Heizwerk an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lienz in den Ring. Heute betreibt sie 20 Anlagen und Mikronetze in ganz Osttirol. Ebenfalls ein „Holzkopf“ der ersten Stunde ist Josef Ampferer aus Münster mit seiner Hackschnitzelanlage, die derzeit rund 80 Kunden versorgt. Vorreiter ist auch die Fernwärme Stams mit Abt German Erd und Bgm Franz Gallop.
Für seine Pionierleistungen ausgezeichnet wurde auch der ehemalige Landtagsabgeordnete und glühende Verfechter der erneuerbaren Energiezukunft, Josef Hechenbichler. Gemeinsam mit dem ebenfalls geehrten Klaus Flörl, heute Geschäftsführer der Bioenergie Tirol und als solcher tagtäglich an vorderster Front, hat er viel Grundlagen- und Überzeugungsarbeit geleistet.
Ein etwas jüngeres, aber nicht minder beispielgebendes Projekt ist die Fernwärme Kundl. Diese wird mit Abwärme der Firma Sandoz gespeist und versorgt derzeit rund 550 Objekte. Geschäftsführer Hannes Krapf wurde deshalb als „Abwärmepionier“ ausgezeichnet.