- Rund 200 MitarbeiterInnen sorgen für reibungslosen Betrieb von 53 Anlagen
- KlärwärterInnen übernehmen vielfältige Aufgaben von Wartung über Störungsbehebung bis zur Dokumentation
53 kommunale Kläranlagen, rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein Ziel: die zuverlässige Reinigung von Abwasser – 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag. Dass das in Tirol funktioniert, ist alles andere als selbstverständlich. Hinter den Kulissen sorgen hochqualifizierte Fachkräfte mit viel Engagement und technischem Know-how dafür, dass Tirols Gewässer geschützt bleiben und das gereinigte Abwasser bedenkenlos in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden kann.
„Die Arbeit in den Tiroler Kläranlagen passiert oft im Stillen, ist aber von unschätzbarem Wert für den Gewässerschutz. Der Einsatz der Klärwärterinnen und Klärwärter ist hochprofessionell, ihre Fachkenntnis breit gefächert – und sie sind auch dann zur Stelle, wenn es einmal schnell gehen muss, wie zuletzt beim Einsatz in Niederndorf“, betont LHStv Josef Geisler, der im Land Tirol für die Siedlungswasserwirtschaft zuständig ist.
Umfassende Verantwortung und hohe Qualifikation
Rund 7.000 Kilometer Kanalnetz münden in Tirols kommunale Kläranlagen, wo jedes Jahr mehr als 100 Millionen Kubikmeter Abwasser aus Haushalten und Betrieben gereinigt wird. Die Anlagen arbeiten mit modernster Technik und unter Einhaltung strenger österreichischer sowie EU-weiter Vorgaben – doch ohne das Fachwissen und die Erfahrung der Menschen vor Ort wäre ein reibungsloser Betrieb nicht möglich. Gefragt sind Kenntnisse in Bereichen wie Biologie, Chemie, Maschinenbau, Elektrotechnik sowie Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, nicht zuletzt auch hinsichtlich Energiemanagement.
KlärwärterInnen übernehmen vielfältige und verantwortungsvolle Aufgaben: Sie sind zuständig für die Betriebsführung und Überwachung der Anlagen, bedienen, warten und reparieren Maschinen, Messgeräte und technische Hilfsmittel, erkennen und beheben Störungen und überwachen fachlich die Arbeiten von Fremdfirmen. Alle Tätigkeiten und Messergebnisse werden sorgfältig dokumentiert, um den Betrieb lückenlos nachvollziehbar zu halten.
„Unsere Kläranlagen sind hochkomplexe technische Systeme, die rund um die Uhr verlässlich funktionieren müssen. Dahinter stehen Menschen mit großem Fachwissen und einem tiefen Verantwortungsbewusstsein“, unterstreicht Stefan Wildt von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol.
Vom Krisenmanagement bis zur Krankheitsvorsorge
Grundsätzlich sind die jeweiligen Betreiber der kommunalen Kläranlagen – meist Gemeinden, Abwasserverbände oder kommunale Unternehmen – für den ordnungsgemäßen Betrieb und die Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben verantwortlich. Sichergestellt wird das unter anderem durch rund 200 MitarbeiterInnen in Tirols Kläranlagen. Neben Routinearbeiten für den täglichen Betrieb sind Tirols Klärwärter auch bei unvorhergesehenen Ereignissen rasch gefordert – wie der Diesel-Eintrag in Niederndorf Ende Mai eindrucksvoll gezeigt hat. „Wenn Fehleinleitungen, wie beispielsweise Mineralöl oder Jauche, die öffentlichen Anlagen in Gefahr bringen, muss es besonders schnell gehen. Die rasche und koordinierte Reaktion der Klärwärter in enger Zusammenarbeit mit dem Land Tirol und mit den Einsatzkräften war entscheidend, um größere Umweltschäden zu verhindern und die Funktion der Kläranlage sicherzustellen“, betont Wildt.
Zugleich leisten Tirols KlärwärterInnen auch über ihren eigentlichen Auftrag hinaus wertvolle Beiträge – etwa im Rahmen des Abwassermonitorings. Seit der COVID-19-Pandemie entnehmen MitarbeiterInnen regelmäßig Abwasserproben, die auf Krankheitserreger untersucht werden. Was als Maßnahme zur Pandemieüberwachung begann, ist heute ein wichtiges Instrument der öffentlichen Gesundheitsvorsorge – etwa zur Beobachtung von Influenza- oder RSV-Ausbrüchen. Die Probenahme erfolgt freiwillig sowie in enger Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbehörde und ExpertInnen des Instituts für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck.
Wichtiger Beruf mit Zukunft
Die Ausbildung zum Klärfacharbeiter erfolgt über den Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) und erstreckt sich über mehrere Jahre. Sie umfasst berufsbegleitende Kurse und praktische Module direkt in der Kläranlage und schließt mit einer kommissionellen Prüfung ab. Um auf dem neuesten Stand der Technik und Vorschriften zu bleiben, findet auch nach dem Abschluss laufend Weiterbildung statt – etwa im Rahmen von Fachspezifischen Schulungen oder ÖWAV-Kläranlagen-Nachbarschaften. Das Land Tirol begleitet die Betreiber im Rahmen sogenannter Nachbarschaftstreffen des ÖWAV, die in der Regel zweimal pro Jahr stattfinden. Dabei werden unter anderem aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen diskutiert – ein wesentlicher Baustein, um die hohe Qualität der Abwasserreinigung dauerhaft sicherzustellen. Im vergangenen Jahr haben 41 Personen aus Tirol einen Kurs der ÖWAV-Klärwärter-Ausbildung besucht, 10 Personen haben im Jahr 2024 die Ausbildung zum/zur KlärfacharbeiterIn abgeschlossen.
Tirols Kläranlagen sind weit mehr als technische Infrastruktur: Sie sorgen für die Reinhaltung von Flüssen und Seen, tragen zum Klimaschutz bei und unterstützen die öffentliche Gesundheit. „Tirol kann sich auf seine KlärwärterInnen verlassen – dank moderner Technik, engagierter Fachkräfte und einem starken Miteinander aller Beteiligten. Vieles davon bleibt für die breite Öffentlichkeit jedoch im Verborgenen – umso wichtiger ist es, auf die Leistung der kommunalen Kläranlagen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufmerksam zu machen. Denn eine funktionierende Abwasserentsorgung ist die Grundlage für Lebensqualität, Umwelt- und Gesundheitsschutz“, so Geisler abschließend.
Factbox:
Insgesamt gibt es 53 kommunale Kläranlagen in Tirol:
- Innsbruck-Land: 7
- Innsbruck-Stadt: 1
- Imst: 6
- Kitzbühel: 7
- Kufstein: 6
- Landeck: 9
- Lienz (Osttirol): 6
- Reutte: 9
- Schwaz: 2
Gereinigte Abwassermenge dieser 53 kommunalen Kläranlagen: mehr als 100 Millionen Kubikmeter