- Handlungsfähigkeit der Genossenschaft durch Bestellung eines Sachwalters gewährleistet
- Für Hochwasserschutz notwendige Geschieberäumung an Großache in Kirchdorf wird durchgeführt
- Genossenschaft 1902 gegründet - tragfähiges Zukunftsmodell in Ausarbeitung
Aufgrund eines Erkenntnisses des Landesverwaltungsgerichts setzt das Land Tirol zur Fortführung der Großachen-Genossenschaft einen Sachwalter ein. In Folge eines Formalfehlers bei der Einladung zur Stimmabgabe zur Wahl des Ausschusses an den Gemeindeämtern im Corona-Jahr 2020 wurde nun zum zweiten Mal nach 2019 in der Geschichte der Genossenschaft die Bestellung eines Sachwalters notwendig. Die Genossenschaft wurde 1902 als Zwangsgenossenschaft betroffener GrundeigentümerInnen für die Errichtung, den Betrieb und die Instandhaltung von Regulierungswasserbauten an der Großache in den Gemeinden Oberndorf, St. Johann, Kirchdorf und Kössen gegründet. Nach Auffassung des Gerichts hätten die rund 2.400 Mitglieder der Großachen-Genossenschaft informiert werden müssen, dass im Zug der Ausschusswahl, die aufgrund der Pandemie nicht in einer Vollversammlung, sondern per Stimmabgabe im jeweiligen Gemeindeamt erfolgte, auch über zwei als „Satzungsänderung“ bezeichnete Beschlussgegenstände abzustimmen war.
„Aufgrund dieses Formalfehlers bei der Einladung wurden somit die beschlossenen Änderungen der Satzung und damit auch die Übertragung von Aufgaben der Mitgliederversammlung an den Ausschuss als nicht rechtmäßig erkannt. Das hat zur Konsequenz, dass die Gremien der Großachen-Genossenschaft aktuell de facto nicht handlungsfähig sind und seitens der Aufsichtsbehörde ein Sachwalter bestellt werden muss“, informiert Christoph Wagner, Vorstand der Abteilung Wasser-, Forst- und Energierecht beim Land Tirol.
Wahrnehmen wird diese Aufgabe der bisherige Geschäftsführer der Großachen-Genossenschaft, Michael Jöchl. Die Bestellung wird demnächst erfolgen. Damit ist gewährleistet, dass die laufenden Geschäfte ordnungsgemäß weitergeführt werden und die für den Hochwasserschutz notwendigen Instandhaltungsarbeiten an der Großache wie etwa die Geschieberäumung in Kirchdorf wie geplant durchgeführt werden können. Der Sachwalter wird zudem beauftragt, die bereits in Vorbereitung befindlichen Beitragsvorschreibungen für die Jahr 2023 und 2024 gemäß den aktuell gültigen Satzungen vorzuschreiben. Der nächste Schritt wird sein, ein tragfähiges Modell für die Zukunft zu entwickeln, das geeignet ist, den Hochwasserschutz für die Region nachhaltig sicherzustellen.
Die Großachen-Genossenschaft mit ihren rund 2.400 Mitgliedern ist tirolweit die einzige historische Zwangsgenossenschaft für die Errichtung, den Betrieb und die Instandhaltung von Regulierungs- und Schutzwasserbauten im Genossenschaftsgebiet, das die Gemeinden Oberndorf, St. Johann, Kirchdorf und Kössen umfasst. 1902 wurde die Großachen-Genossenschaft per Gesetz- und Verordnungsblatt der gefürsteten Grafschaft Tirol zur Regulierung der Großache als Zwangsgenossenschaft gegründet. Unter der Regie der Großachen-Genossenschaft wurden gerade auch in vergangenen 20 Jahren zahlreiche wichtige Hochwasserschutzprojekte umgesetzt.