KI-Tool verbessert medizinische Versorgung und Forschung

170.000 Euro für Forschungsprojekt „eVoiceCRF“ der Medizinischen Universität Innsbruck

  • Künstliche Intelligenz analysiert Kommunikation zwischen ÄrztInnen und PatientInnen
  • Analyse soll Effizienz von medizinischen Gesprächen steigern und Entlastung im Versorgungsalltag schaffen
  • Mehr als 5.000 medizinische Gespräche bilden Basis für KI-Training
  • LRin Hagele: „Tirol ist Schnittstelle von Medizin und Digitalisierung.“

In der Notaufnahme, im Untersuchungszimmer oder bei Hausbesuchen – das Gespräch zwischen PatientInnen und ÄrztInnen spielt eine zentrale Rolle im Versorgungsalltag und ist die Grundlage vieler medizinischer Entscheidungen. Das Forschungsprojekt „eVoiceCRF“ („electronic voice case report form“) der Medizinischen Universität Innsbruck nimmt diese Kommunikationsform genau unter die Lupe: KI-gestützte Systeme sollen künftig Gespräche zwischen ÄrztInnen und PatientInnen automatisch analysieren und Daten für medizinische Studien aufbereiten. Das führt zu einem besseren Verständnis für Anamnesegespräche, weniger Dokumentationsaufwand und in weiterer Folge effizienteren Abläufen in der Versorgung. Auf Antrag von Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele unterstützt das Land Tirol das Forschungsvorhaben im Rahmen der Tiroler Wissenschaftsförderung für die nächsten zwei Jahre mit rund 170.000 Euro.

Intelligente Unterstützung für medizinische Forschung und Versorgung

„Tirol bewilligt jährlich über 370 medizinische Studien. Wenn die KI Routinearbeiten übernimmt, bleibt in der Medizin mehr Zeit für das Wichtigste: den Menschen. Das Projekt der Medizinischen Universität Innsbruck setzt hier an und zeigt, wie digitale Forschung den Versorgungsalltag verbessern kann“, zeigt sich LRin Hagele überzeugt vom Forschungskonzept. Im Zentrum des Projekts steht demnach die Frage, wie leistungsfähig Künstliche Intelligenz bei der automatisierten Datenerfassung in klinischen Studien wirklich ist. Dazu wird die Genauigkeit der KI-Modelle mit manuell erfassten Studiendaten verglichen. 

Ziel ist es, die Sprachmodelle so zu trainieren, dass die Datenerhebung beschleunigt und die Kosten zukünftiger Studien gesenkt werden. In weiterer Folge sollen KI-gestützte Abläufe insbesondere in anspruchsvollen klinischen Situationen wertvolle Entlastung schaffen. Projektleiter Lukas Forer, Assistenzprofessor für Genom-Informatik an der Medizinischen Universität Innsbruck, erklärt dazu: „Das geförderte Projekt bildet eine wichtige Grundlage, um das Potenzial KI-gestützter Systeme sowie deren Stärken und insbesondere ihre Grenzen besser zu verstehen. Dieses Wissen ist entscheidend, um künftig sowohl medizinische Studien als auch die klinische Versorgung nachhaltig zu verbessern und zugleich Kostenersparnisse zu erzielen.“

Mehr als 5.000 Gespräche als Trainingsgrundlage

Die KI-Modelle werden mit einem umfangreichen Datensatz trainiert: Im Rahmen der GCKD-Studie (German Chronic Kidney Disease) wurden über die Studienplattform Askimed rund 5.000 medizinische Gespräche in den Jahren 2016 bis 2018 aufgezeichnet. Die Gespräche aus der GCKD-Studie enthalten detaillierte Informationen zu Krankheitsverläufen, Symptomen und Therapien chronisch nierenkranker PatientInnen. Da zu jeder Audioaufnahme parallel eine Studiendokumentation vorliegt, eignen sich die Daten ideal für die Evaluierung der KI-Modelle. Die Tondateien werden per Spracherkennung transkribiert, mit Methoden der Sprachverarbeitung analysiert und wiederum automatisch mit Askimed verknüpft. Bei Askimed handelt es sich um eine Anwendung, die für medizinische Studien zur vereinfachten Datensammlung und Erstellung von Fragebögen programmiert wurde.

„Tirol setzt mit diesem Projekt einen wichtigen Schritt an der Schnittstelle von Medizin und Digitalisierung. Die Verbindung mit dem in Tirol am Institut für Genetische Epidemiologie entwickelten System Askimed ist ein Alleinstellungsmerkmal der heimischen Forschungslandschaft. Langfristig ebnet das Projekt den Weg zu einer neuen Generation klinischer Studien, in denen wir medizinische Gespräche in Echtzeit auswerten können“, unterstreicht LRin Hagele. Weil es sich bei den Gesprächen um hochsensible Daten handelt, verarbeitet das Forschungsteam alle Audioaufnahmen ausschließlich innerhalb der sicheren IT-Infrastruktur der Medizinischen Universität Innsbruck. Externe Cloud-Dienste kommen nicht zum Einsatz – ein zentraler Aspekt für die datenschutzkonforme Verwendung der KI-Technologie.