- Euregio-Days im neuen Format: Interessierte können kostenlos vier Tage an Gestaltung der Zukunft der Euregio teilhaben
- Best-Practice-Beispiele, Workshops und Einblicke in europäische Kooperationsmechanismen liefern konkrete Ansätze zur Stärkung des Standorts
- Euregio-Akademie: junge Menschen diskutieren in Alpbach über die Zukunft des alpinen Lebensraums
Den Standort und Arbeitsplätze sichern – Innovationen fördern – Digitalisierung vorantreiben – die Region stärken: Diese Themen stehen im Zentrum der Euregio-Days 2025 am European Forum Alpbach (EFA). Von 16. bis 19. August 2025 dreht sich alles rund um das Thema „Wettbewerbsfähigkeit in der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino“ – so auch der Tiroltag, mit dem heute, Sonntag, das EFA offiziell eröffnet wurde.
Los ging es mit dem traditionellen Landesüblichen Empfang am Kirchplatz in Alpbach mit der Musikkapelle und den Schützen Alpbach sowie den Traditionsvereinen im Beisein des aktuellen Euregio-Präsidenten und Landeshauptmanns von Südtirol, Arno Kompatscher, Tirols LH Anton Mattle, LH Maurizio Fugatti aus dem Trentino und EFA-Präsident Othmar Karas. Beim anschließenden Euregio-Summit im Congress Centrum Alpbach rückte das Thema „Wettbewerbsfähigkeit“ in den Mittelpunkt: In seiner Keynote sprach Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, insbesondere über Chancen und Herausforderungen auf kommunaler Ebene in einem immer verflochteneren globalen Kontext. Der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission Jean Claude Juncker hob die Bedeutung europäischen Grundgedankens hervor: "Die Europäische Union kann im globalen Wettstreit selbstbewusst auftreten, muss sich dafür aber auf seine Werte besinnen: Mehr als Geld, Macht und Einfluss zählt die Überzeugung, gemeinsam mehr zu erreichen als alleine." Für ein Gleichgewicht der Kräfte brauche es eine europäische Verteidigungsunion, aber nicht auf Kosten von Entwicklungshilfe. Schließlich zeigte sich Juncker überzeugt, in 30 Jahren werde die EU eher ein Europa der Regionen als der Nationen sein: "Viele Probleme können die Regionen besser lösen als Brüssel."
Neues Format: Euregio-Days für alle
Kostenlos die Euregio-Days besuchen, Teil des Forums werden, mitdiskutieren – in einer ausgeweiteten Form können heuer Interessierte jeden Alters im Rahmen der Euregio-Days Teil des Zukunftsdialogs am European Forum Alpbach werden. Die Teilnehmenden können aus einer Vielzahl an Workshops und Vorträgen wählen, die sich mit unterschiedlichen Facetten des Themas Wettbewerbsfähigkeit und den wichtigsten Fragen unserer Zeit befassen. Teilnehmende diskutieren mit ExpertInnen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über konkrete Umsetzungen von Projekten in Tirol, Südtirol und Trentino, aber auch über Möglichkeiten durch Vernetzung die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa zu stärken. Insgesamt nehmen über 1.250 Personen an den Euregio-Days teil.
Gemeinsam für eine starke und zukunftsfähige Euregio
„Die Euregio-Days sind jedes Jahr Treffpunkt und Schaufenster für Innovation und Forschung in Tirol, Südtirol und dem Trentino. Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen diskutieren hier zentrale Herausforderungen und konkrete Lösungen. Gerade in einer global herausfordernden Zeit ist Wettbewerbsfähigkeit entscheidend. Mit optimalen Standortbedingungen und Innovationskraft können wir als Region am internationalen Markt bestehen und Akzente setzen“, so LH Kompatscher.
LH Mattle erklärt: „Die besten Lösungen finden sich dann, wenn wir über die Grenzen hinausdenken und zusammenarbeiten. Genau dafür stehen die Euregio-Days – insbesondere mit dem neuen Format. Denn je mehr Menschen aus den unterschiedlichsten Umfeldern und Lebenssituationen sich beteiligen und ihre persönlichen Perspektiven beisteuern, desto besser sind die Ergebnisse, die sich finden. Gemeinsam sind wir stärker und können unseren Wissenschafts- und Wirtschaftsraum für die Zukunft aufstellen.“
Dem schließt sich auch LH Fugatti an: „Die Euregio Days 2025 bieten erneut die Gelegenheit, sich über wichtige Zukunftsthemen auszutauschen, miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Grundsätze für die Bewältigung bevorstehender Herausforderungen zu finden. Mit konkreten Projekten können wir gemeinsam die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität unserer Länder steigern.“
Auch EFA-Präsident Karas ist überzeugt: „Die Euregio ist eine Partnerin auf Augenhöhe. Gemeinsam stärken wir regionale Perspektiven und verknüpfen sie mit den großen Fragen Europas. Lokale Verwurzelung trifft auf europäische Verantwortung. Das ist die besondere Stärke des European Forum Alpbach, ich freue mich sehr, dass wir die Euregio-Days heuer massiv ausbauen konnten.“
Fokus Gemeinden – Euregio-Summit zu Wettbewerbsfähigkeit
Im Fokus der Euregio-Days stehen auch dieses Jahr die Gemeinden und konkrete lokale Lösungen. „Gerade beim Thema Wettbewerbsfähigkeit sind unsere Gemeinden entscheidend – hier wird die Grundlage für gutes Zusammenleben und wirtschaftlichen Erfolg gelegt“, ist LH Mattle überzeugt und betont: „Gemeinden setzen wichtige Infrastrukturprojekte um – von Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen über Straßen und Müllentsorgung bis zur Internetanbindung.“ In Tirol werden die Gemeinden mit dem Gemeindeausgleichsfonds bei dieser Aufgabe unterstützt. Allein im ersten Halbjahr 2025 flossen über den Fonds 71 Millionen Euro an die Gemeinden. Konkret gefördert wurden beispielsweise Digitalisierungsprojekte – wie den Breitbandausbau in Obsteig und Gnadenwald – oder auch Infrastrukturprojekte wie der Neubau des Recyclinghofs in Nesselwängle oder der Steinbrücke in Schwaz.
Dabei ist Kooperation für LH Mattle der Schlüssel zum Erfolg: „Gemeinsam lassen sich Projekte effizienter umsetzen. Mehrere Gemeinden können so ihre Kräfte bündeln, effizient und lösungsorientiert ihren Standort aufwerten, Arbeitsplätze sichern und neue schaffen.“ Beim Euregio-Summit wurden dazu Best-Practice-Beispiele vorgestellt – etwa die Kooperation der Gemeinden Vils, Pinswang und Musau im Projekt „Miteinander-Füreinander“, das Seniorinnen und Senioren eine gemeinsame Tagespflege bietet. Durch geteilte Infrastruktur und Personalressourcen entsteht Mehrwert für Bevölkerung und Standort. „Ein Paradebeispiel, wie Zusammenarbeit Ressourcen bündelt und Know-how verstärkt“, so Mattle.
Das betonte auch Gabriel Felbermayr in seiner Keynote: „Ein zentraler Bestandteil der Wettbewerbsfähigkeit ist die Produktivitätsentwicklung. Dabei geht es darum, mit knapper werdenden Ressourcen die gleichen oder bessere Leistungen zu erbringen. Das gilt für die privaten Unternehmen. Das gilt auch für den Staat und seine Institutionen. Hier ist Kooperation das zentrale Vehikel, auch und vor allem zwischen und innerhalb der Regionen, etwa der Gemeinden. Nationale Grenzen sollten uns in der EU nicht von dieser Zusammenarbeit abhalten, im Gegenteil. Eine solcherart verstärkte Kooperation bedeutet auch: Vertiefung des Binnenmarktes in Europa. Dafür sollten wir uns dringend einsetzen, um die Region, unser Land und das gemeinsame Europa wieder dauerhaft wettbewerbsfähig zu machen.“
Die Gemeinden stehen auch am heutigen Nachmittag im Fokus: In mehreren Workshops diskutieren kommunale und regionale VertreterInnen aus Tirol, Südtirol und dem Trentino konkrete Fragen zu Digitalisierung, Kooperationen und Standortentwicklung – mit dem Ziel, gemeinsam umsetzbare Lösungen zu erarbeiten.
Vom akademischen Ansatz bis zur praktischen Umsetzung
Zum ersten Mal erstrecken sich die Euregio Days auch auf die beiden Folgetage des sonntäglichen Tiroltags:
- Am Montag steht ausgehend vom Kompass für Wettbewerbsfähigkeit, der Fahrplan der Europäischen Kommission für nachhaltiges Wachstum der nächsten Jahre, ein spannendes Programm zum Dialog mit ExpertInnen auf dem Programm. Das Ziel: Die großen Europäischen Leitlinien auf die regionale und länderüberschreitende Umsetzung projizieren und deren Tauglichkeit für die Menschen vor Ort analysieren. Gemeinsam mit den Universitäten und Fachhochschulen der Euregio – unter der Leitung von Europarechtsexperten Professor Walter Obwexer – diskutieren ExpertInnen aus Verwaltung, Wissenschaft und Forschung, Technologietransfer sowie Zivilgesellschaft aus der Euregio darüber wie eine Umsetzung vor Ort erfolgreich sein kann.
- Am Dienstag zeigen – unter Federführung der Standortagentur und in Kooperation mit der Jungen Industrie Tirol – BranchenexpertInnen auf, was heute schon möglich ist und wohin die Reise in naher Zukunft gehen wird. Mit zahlreichen Inputs zu Entwicklungen, die in naher und mittlerer Zukunft zu erwarten sind, erhalten die Teilnehmenden Einblicke in Lösungen, die den Arbeitsalltag erleichtern und den Produktionsprozess effizienter gestalten.
Euregio-Akademie: Junge Perspektiven
Alle zwei Jahre begleitet die Euregio-Akademie das EFA. Junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren nehmen an drei Seminarwochenenden teil. Unter dem Motto „Leben im Wandel – Gestern. Heute. Morgen.“ diskutieren die 25 Teilnehmenden Themen wie Leben in den Bergen, den alpinen Lebensraum und den Klimawandel. Die ersten beiden Wochenenden fanden im Mai in Rovereto (Trentino) und im Juni in Bozen (Südtirol) statt, das abschließende Seminarwochenende findet derzeit in Alpbach statt.