- 17.000 Quadratmeter großes Moor: Lokalaugenschein in Nösslach (Bezirk Innsbruck-Land)
- Bundesländerübergreifendes Projekt mit großem Potenzial
- Weitere Projekte sind bereits in Planung und Umsetzung
Im Ortsteil Nösslach der Gemeinde Gries am Brenner (Bezirk Innsbruck-Land) lud Naturschutzlandesrat René Zumtobel heute, Donnerstag, zu einem Lokalaugenschein. Gemeinsam mit Felix Lassacher, Experte der Abteilung Umweltschutz des Landes, und dem Grundeigentümer Andreas Hörtnagl wurde ein rund 17.000 Quadratmeter großes Moor präsentiert, das im Rahmen des EU-Life-Projekts „AMooRe“ (Austrian Moor Restoration) renaturiert wurde. Das ursprüngliche kalkreiche Niedermoor wurde in den letzten Jahrzehnten als landwirtschaftliche Fläche genutzt. In ganz Tirol gibt es zahlreiche solcher Flächen, die in der Vergangenheit für die landwirtschaftliche Nutzung mithilfe von künstlichen Entwässerungsgräben trockengelegt wurden. „Dieser Prozess kann wieder rückgängig gemacht werden. Was es dazu braucht, ist die Bereitschaft der Grundbesitzerinnen und -besitzer, wissenschaftliche Expertise, einige bauliche Maßnahmen und die notwendige Geduld bis sich natürlich vorkommende Pflanzen- und Tierarten ihren Lebensraum wieder zurückerobern“, freut sich LR Zumtobel.
Experte Felix Lassacher erklärt: „Wir haben hier in Nösslach mithilfe von Holzrundlingen und Erdmaterial den Graben verschlossen, um die Entwässerung zu stoppen. So kann das Moor wieder vernässen. Zudem wurden einige Bäume entfernt. Den Rest erledigt die Natur selbst. Durch eine Pflegemahd in den ersten Jahren kann die moortypische Vegetation zusätzlich unterstützt werden. Mit der Flora kommt dann auch die Fauna zurück – wir erwarten hier in Nösslach neben zahlreichen niedermoortypischen Pflanzen auch Lebensräume für seltenen hochspezialisierte Tierarten wie Schmetterlingen und Heuschrecken.“ In den kommenden Jahren wird die Projektfläche regelmäßig beobachtet, um den Erfolg sicherzustellen und im Bedarfsfall weitere Maßnahmen zu ergreifen.
CO2-Speicher und Lebensraum – Moore als vielfältige Alleskönner
Moore wurden als Lebensraum lange Zeit unterschätzt: Dabei sind sie als natürliche CO2-Speicher extrem wertvoll und auch für das lokale Klima relevant. Die Feuchtgebiete mit meist sauren Böden beheimaten zudem hochspezialisierte Pflanzen- und Tierarten. Aus der Tierwelt sind es insbesondere Insekten, die sich in Mooren zuhause fühlen. Wird Torf entwässert und trocknet aus, wird das gespeicherte CO2 freigesetzt und der Effekt ist entsprechend negativ. Umgekehrt kann die Wiederherstellung des natürlichen feuchten Zustands des Torfs dazu führen, dass wieder CO2 gespeichert werden kann. Obwohl Moore nur rund drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, speichern sie doch mehr als 30 Prozent des weltweiten Kohlendioxids und damit mehr als doppelt so viel als alle Wälder zusammen. Jedes Projekt, das in Tirol erfolgreich umsetzen können ist ein aktiver Beitrag zum Naturschutz.
Projekt AMooRe: Für 600.000 Quadratmeter Moorflächen in Tirol liegen bereits konkrete Pläne vor
Im Rahmen eines durch das Land Tirol finanzierten Vorgängerprojekts „Renaturierung ausgewählter Moorstandorte“ konnten in Tirol seit 2020 bereits neun Moore revitalisiert werden bzw. deren ökologischer Zustand verbessert werden. Das nun angelaufene Projekt AMooRe wird zu 60 Prozent aus EU-Mitteln finanziert und geht über die Grenzen Tirols hinaus: Neben den neun Bundesländern ist auch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft Projektpartner. Ziel ist es, die Moorstrategie Österreich 2030+ erfolgreich umzusetzen. Alleine in Tirol sind bereits mehr als 60 Hektar Moorflächen Teil des Projekts und werden in den kommenden Jahren renaturiert. 18 weitere Hektar sind derzeit in Verhandlung mit den GrundeigentümerInnen – oftmals Gemeinden. Insgesamt stehen bis 2034 insgesamt 44 Millionen Euro an EU-Fördermitteln zur Verfügung, 2,3 Millionen Euro davon für Tirol.
Begleitet wird das Projekt von zahlreichen Informations- und Bildungsmaßnahmen zum Thema Moore. „Es freut mich sehr, dass unser Bundesland Tirol hier so engagiert voran geht. Erst vor wenigen Tagen waren Vertreterinnen und Vertreter aus den anderen Bundesländern bei uns zu Gast und haben sich über die Maßnahmen und die Arbeitsweise in Tirol informiert. Was für den Erfolg bei uns ausschlaggebend ist, ist die große Bereitschaft der Gemeinden und privater Grundeigentümerinnen und -eigentümer, der Natur diese Flächen zurückzugeben und so einen aktiven Beitrag zum Klima-, Natur- und Artenschutz zu leisten“, freut sich LR Zumtobel.





