- Land Tirol unterstützt Projekte mit bis zu 70 Prozent Förderung
- Einteilung in drei Schwierigkeitsklassen analog zum Tiroler Wander- und Bergwegekonzept
- Außerfern weiterhin als Vorzeigeregion mit zahlreichen Beispielen
Wanderwege, die mit dem Rollstuhl bewältigt werden können und eigens dafür errichtet oder adaptiert wurden: Die gibt es in Tirol. Sie werden als solche vom Land klassifiziert, wenn sie entsprechend Kriterien der „Richtlinie zur Klassifizierung von Wanderwegen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen“ erfüllen. Diese gibt es seit Herbst 2024 und im Bezirk Reutte liegen bereits die Messergebnisse von zehn Wegen vor. Zudem steht eine ganze Reihe an mobilitätsfreundlichen Angeboten zur Verfügung – etwa der barrierefreie Alpengarten am Hahnenkamm, der Alpenrosenweg auf 1.700 Metern Seehöhe, das Frauenschuhgebiet in Elmen, die Stuibenfälle in Breitenwang, der Rundweg am Sintwag oder die barrierefreie Erschließung des Schlosskopfs in Ehrenberg. Auch in anderen Bezirken bestehen bereits entsprechende Angebote, wie beispielsweise im Piller Moor. Das Land fördert solche Projekte mit bis zu 70 Prozent der Nettokosten. Aktuell werden punktuell verteilt rund 15 Vorhaben realisiert.
„Der Wald und die Natur haben eine wichtige Erholungsfunktion – und diese muss für alle zugänglich sein. Als Agrarreferent freue ich mich, dass wir durch Mittel von Seiten des Landes einen entscheidenden Beitrag leisten können, damit Barrierefreiheit auch im alpinen Raum Realität wird“, betont LHStv Josef Geisler. In den vergangenen drei Jahren standen jährlich rund 100.000 Euro an Fördermitteln für barrierefreie Neubau- und Adaptierungsprojekte von Wanderwegen zur Verfügung.
Leichte, mittelschwere und schwierige Wanderwege
Die Klassifizierung orientiert sich am Tiroler Wander- und Bergwegekonzept und unterteilt rollstuhltaugliche Strecken in die Schwierigkeitsstufen leicht (blau), mittel (rot) und schwierig (schwarz).
So muss ein mobilitätsfreundlicher Weg beispielsweise mindestens 120 Zentimeter breit sein und darf in der Kategorie leicht nicht mehr als sechs Prozent Längsneigung aufweisen. Erkennbar sind die Wege an den blauen, roten und schwarzen Plaketten, die direkt auf der gelben Wanderwegbeschilderung angebracht werden. Zusätzlich informieren Ausgangstafeln an den Startpunkten der Wege über die wichtigsten Parameter. Damit sollen unterschiedliche Voraussetzungen berücksichtigt und BenutzerInnen eine Orientierungshilfe geboten werden.
„Mit der Klassifizierung und Beschilderung schaffen wir Sicherheit und Orientierung. Letztendlich liegt die Entscheidung aber immer bei den Wandernden selbst, ob sie sich einen Weg zutrauen. Unser Ziel ist es, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen möglichst viele barrierefreie Naturerlebnisse zugänglich zu machen – und zwar auf eine nachvollziehbare und transparente Weise“, betont Andreas Schreieck, Regionalberater des Landschaftsdienstes der Region West.
Tirol soll Vorreiter für inklusive Freizeitangebote werden
Mit der Richtlinie und den ersten realisierten Projekten wurde der Grundstein für ein tirolweites Netzwerk an barrierefreien Wanderwegen gelegt. „Ziel ist es, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sichere und selbstbestimmte Naturerlebnisse zu ermöglichen und Tirol als Vorreiter für inklusive Freizeitangebote zu positionieren. Teilhabe bedeutet, dass Menschen mit Mobilitätseinschränkungen von Anfang an mitgedacht werden. Barrierefreie Infrastruktur schafft nicht nur Zugänge, sondern auch Selbstbestimmung. Ich bin überzeugt, dass die in Tirol etablierten Standards ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft sind und wir mit diesem Weg für viele Menschen einen Mehrwert schaffen“, betont Inklusionsreferentin LRinEva Pawlata.
Eigens entwickelter Messrollstuhl unterstützt im Außerfern bei Bestandsaufnahme
Die Region Außerfern hat bereits mehrere mobilitätsfreundliche Naturerlebnisse geschaffen. Dazu zählen der Almrosenweg am Hahnenkamm, die Stuibenfälle in Breitenwang, sowie das Frauenschuhgebiet in Elmen – klassifiziert auf Basis der Richtlinie gilt der Wanderweg am Schlosskopf in der Burgenwelt Ehrenberg. Die vier Tourismusregionen im Außerfern arbeiten derzeit an einer umfassenden Bestandsaufnahme geeigneter Wege. Unterstützt werden sie dabei von einem Startupunternehmen, das einen Messrollstuhl entwickelt hat. Das ferngesteuerte Gerät zeichnet zentrale physikalische Daten wie Neigung, Distanz, GPS- und Höhendaten, Geschwindigkeit oder Wegbeschaffenheit auf und liefert damit künftig wichtige Daten für die Klassifizierung.