- Austausch zwischen Politik, Verwaltung, Exekutive und VerkehrsexpertInnen der Grenzregion Reutte, Ost- und Oberallgäu in Füssen
- Tirol thematisiert deutsche Grenzkontrollen und fordert Verbesserungen
- Tirol hält an Verkehrslenkung, Fahrverboten und Dosierung fest – falsche Adaptierungen bergen Gefahr neuer Ausweichrouten
Kilometerlanger Stau auf den Hauptverbindungen, die Gefahr verstopfter Ortsdurchfahrten und Ausweichverkehr – mit dieser Situation ist nicht nur das Außerfern konfrontiert: Wie im Bezirk Reutte leiden auch die Ortschaften im benachbarten Ost- und Oberallgäu zunehmend unter der Verkehrsbelastung. Gestern, Donnerstag, war daher auch Tirol bei einem Verkehrstermin der Ost- und Oberallgäuer in Füssen vertreten, um über Erfahrungen und Herausforderungen im Bezirk Reutte zu berichten. Die Tiroler Seite thematisierte insbesondere die deutschen Grenzkontrollen und brachte Vorschläge ein, um die Abwicklung und damit den Verkehrsfluss zu verbessern. Die anwesenden VertreterInnen aus Politik, Verwaltung, Exekutive und ExpertInnen tauschten sich auch zu Entlastungsmöglichkeiten für die Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze aus. Hier setzt Tirol mit den Fahrverboten für den Ausweichverkehr seit Jahren Maßstäbe – am Konzept zeigten sich auch die VertreterInnen aus dem Allgäu interessiert.
Im Rathaus Füssen vor Ort waren unter anderem Tirols Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossman, der bayerische Europaminister Eric Beißwenger und Maria Rita Zinnecker, Landrätin Ostallgäu. „Wir sind ein gemeinsamer Lebensraum und müssen miteinander an der Bewältigung der Verkehrsproblematik arbeiten – Tirol setzt stets auf Dialog. Dabei haben wir dieselben Ziele: die Bevölkerung schützen sowie die Verkehrs- und Versorgungssicherheit in unserer Region gewährleisten. Die Staus Richtung Norden sind aber durch die Grenzkontrollen auch hausgemacht, weshalb wir Verbesserungsvorschläge eingebracht haben. Fakt ist aber auch: Der Grenztunnel ist ein Flaschenhals, bei dem vier Autobahnspuren in eine zweispurige Landesstraße und vice versa münden. Bei steigendem Verkehr kann sich diese Rechnung nicht ausgehen. Deshalb muss Verkehr bestmöglich gelenkt werden“, betont die Tiroler Landtagspräsidentin. Klar sei auch, dass auf Tiroler Seite eine Erhöhung der Kapazität auf der Straße nicht zur Diskussion steht.
Eric Beißwenger sagte im Anschluss an das Treffen: „Der Handlungsdruck ist hoch. Die Region Füssen mit den angrenzenden Regionen im Ostallgäu, dem Oberallgäu und der Region Reutte ist eine attraktive und beliebte Tourismusregion. Der Verkehr in der Region ist bereits jetzt sehr stark und nimmt immer weiter zu. Starker Reiseverkehr auf der Autobahn A 7 und im weiteren Verlauf in Österreich auf der B 179 führen oft zu Ausweichverkehren in den anliegenden Gemeinden mit entsprechenden Staus und Behinderungen. Ich bin froh, dass sich die Teilnehmer auf ein Maßnahmenbündel einigen konnten.“
Zweispurige Grenzkontrollen auf deutscher A 7 als Lösungsweg
Die Grenzkontrollen nach dem Füssener Tunnel führen oft zu massiven Staus in Fahrtrichtung Norden – nicht nur an Wochenenden, sondern mittlerweile auch während der Woche. Das ist vor allem auch für die örtlichen PendlerInnen oder Betriebe auf beiden Seiten, die grenzüberschreitend tätig sind, eine Belastung. Verbessert werden könnte die Situation etwa durch eine Optimierung der Grenzkontrollen auf der deutschen A 7 nach dem Grenztunnel Füssen: Für Tirol wäre die Ausweitung der Kontrolltätigkeit auf zwei Spuren und ein Aussetzen der Kontrollen in Ausnahmesituationen wichtig. So könne der Verkehrsfluss verbessert, Stau verringert, der Ausweichverkehr auf beiden Seiten reduziert und die Verkehrssicherheit erhöht werden. Gerade Staus im Tunnel sind im Sinne der Sicherheit problematisch.
Gleiches Ziel: Verkehrs- und Versorgungssicherheit aufrechterhalten
Gepaart mit einem Unfall am 9. August dieses Jahres kam es übrigens zu einem Rückstau von 15 Kilometern Länge auf der B 179 Fernpassstraße. Dem Stau wollen viele VerkehrsteilnehmerInnen ausweichen – mit und ohne Navi. Die Stauflüchtlinge belasten nicht nur das Außerfern, sondern auch Ortschaften im Ost- und Oberallgäu. Mit den Fahrverboten für den Ausweichverkehr und deren Kontrolle ist Tirol Vorreiter – die Tiroler Delegation berichtete in Füssen über Erfahrungen und rechtliche Hintergründe. Die Kontrollen der Abfahrverbote Richtung Süden sowie die Dosierung bei Reutte Süd funktionieren: Über 238.000 Fahrzeuge wurden allein über den heurigen Sommer im Bezirk Reutte zurückgewiesen. Solche Fahrverbote werden auch für die belasteten Gemeinden auf bayerischer Seite immer mehr zum Thema.
Dosierung bei Reutte Süd funktioniert
Deutlich gemacht hat Tirol, dass man an der Dosierung in Reutte Süd als zentrale Maßnahme des Fernpass-Pakets und zum Schutz der Bevölkerung festhalten werde. Optimierungsmöglichkeiten werden laufend geprüft und der Austausch mit den benachbarten Regionen weiter gestärkt, wie am Ende des Treffens auch festgehalten wurde.
„Die Dosierung bewährt sich für uns. Das Ziel, die Strecke Reutte-Lermoos an Wochenenden möglichst staufrei zu halten, wird damit erreicht“, berichtet Gottfried Reremoser, Abteilung Verkehrs- und Seilbahnrecht Land Tirol. Die Anzahl der Durchfahrten in Fahrtrichtung Süden wurden im Jahr 2024 von 1.100 auf 1.000 Fahrzeuge pro Stunde gedrosselt. Eines der führenden Büros im Bereich Mobilität, Verkehr und Infrastruktur, Planoptimo, bestätigt dem derzeitigen System eine gute Wirksamkeit und zeigt auf, dass eine falsche Versetzung der Dosierampel nur zu neuen Ausweichrouten sowohl auf Außerferner als auch auf Allgäuer Seite führen kann.
Konkret betroffen wären beispielsweise auf Tiroler Seite Vils und das Tannheimer Tal bzw. in weiterer Folge der Reuttener Talkessel. Eine Verschiebung des Standorts der Dosierampel ist aktuell nicht angedacht. Für die Tiroler Landesregierung sind die Dosierungen jedenfalls ein zentraler Bestandteil im Fernpass-Paket – ebenso wie die LKW-Fahrverbote inkl. des 7,5-Tonnen-Fahrverbots sowie deren Kontrolle.
Schlussendlich gleiche Herausforderungen und Ziele
„Wir pflegen eine gute Verbindung zu unseren Nachbaren im Ostallgäu und tauschen uns regelmäßig zu gemeinsamen Herausforderungen aus. Das Treffen hat gezeigt, dass wir schlussendlich mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert sind – im Bezirk Reutte und im Ost- und Oberallgäu“, fasst BH Katharina Rumpf zusammen.
Zum Austausch über die Verkehrssituation rund um den Füssener Grenztunnel und die damit verbundenen Belastungen für die Gemeinden auf beiden Seiten der Grenze eingeladen hat die Regierungspräsidentin von Schwaben, Barbara Schretter. Die Tiroler Delegation unter der Leitung von Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann sieht darin ein Zeichen der guten Nachbarschaft und ein Bemühen, die Herausforderung Verkehrsbelastung in einem gemeinsamen Lebensraum miteinander zu bewältigen.