Die 23-jährige Pia verursachte im Herbst 2022 alkoholisiert einen schweren Verkehrsunfall. Heute kann sie über das Thema sprechen und hat sich zum Ziel gemacht, andere Menschen über die Folgen des eigenen Verhaltens aufzuklären. Mit ihren Schilderungen ist sie Teil der Verkehrssicherheitskampagne des Landes Tirol. Diese widmet sich in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) dem Thema Alkohol und Drogen im Verkehr. Anfang des Jahres erschien bereits ein Interview mit einer Mutter, deren Sohn bei einem Unfall mit einem betrunkenen Fahrer getötet wurde. Nun wird auch die andere Seite eines Verkehrsunfalls unter Alkohol- bzw. Drogeneinfluss beleuchtet. Das gesamte Interview mit Pia ist auf dem YouTube-Kanal des Landes verfügbar. Parallel dazu produzierte das Land Tirol bereits mehrere Kampagnenvideos – begleitet vom Ohrwurm „Tausendmal riskiert, tausendmal ist nichts passiert“ – die auf verschiedenen Kanälen ausgespielt werden. Entlang der Landesstraßen machen Plakate auf die Gefahren durch Alkohol- und Drogenkonsum am Steuer aufmerksam.
„Pias Geschichte geht unter die Haut. Ich habe nun schon mit einigen Alko-Lenkerinnen und -Lenkern persönlich gesprochen. So unterschiedlich die Schicksale auch sind, sie alle haben etwas gemeinsam: Niemand von ihnen hat geglaubt, dass es sie jemals treffen würde. Und alle von ihnen kämpfen bis heute mit den Folgen, die ihre Tat hatte: für die Opfer, deren Familien und ihr eigenes Leben. Ich bedanke mich bei Pia, dass sie den mutigen Schritt gemacht hat, vor der Kamera von ihrem Unfall zu erzählen. Es ist wichtig, dass mehr Menschen die möglicherweise lebensverändernden Auswirkungen einer solchen, oft leichtsinnigen Entscheidung, vor Augen geführt bekommen. In den letzten Tagen und Wochen gab es gleich mehrere schwere Verkehrsunfälle in Tirol aufgrund von Alkohol oder Drogen. Ich hoffe, dass dieses Video manche zum Umdenken bringt“, sagt Verkehrslandesrat René Zumtobel.
Mit 2,5 Promille gegen einen Baum gekracht
Ein netter Abend mit FreundInnen wird für Pia zum Wendepunkt in ihrem Leben. Als sie mit 2,5 Promille von der Straße abkommt und ihr Auto in einen Baum kracht, werden die beiden Mitfahrenden schwer verletzt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so betrunken war“, erinnert sie sich zurück. Nach einem Krankenhausaufenthalt kämpft sich die junge Frau in ihren Alltag zurück. Im Rahmen des Projekts CLOSE TO, das auch vom Land Tirol gefördert wird, erzählt Pia heute regelmäßig in Fahrschulkursen über ihre Erfahrungen. Ihr Ziel: FührerscheinanwärterInnen sollen gar nie auf die Idee kommen, unter Alkohol- oder Drogeneinfluss zu fahren.
Appell: „Denkt an das Schlimmste, was passieren könnte“
„Ich wollte ja niemals jemanden vorsätzlich verletzen. Es hat mir mein Herz zerrissen, dass ich meine engsten Freunde in eine solche Situation gebracht habe und sie mit meinem Handeln so verletzt habe“, sagt Pia und appelliert: „Denkt nicht an euch selbst, daran ob der Führerschein weg ist oder ob ihr eine Strafe zahlen müsst. Sondern denkt an das Schlimmste, was passieren könnte: Dass ihr ein Menschenleben auf dem Gewissen haben könntet. Und wie traurig ihr wärt, wenn ihr in der Nacht angerufen oder aufgeweckt werdet und erfahrt, dass einer eurer Liebsten wegen einem Alkohol- oder Drogenlenker gestorben ist.“
Voll paniert. Leben riskiert.
Die aktuelle Verkehrssicherheitskampagne des Landes Tirol läuft noch bis Ende des Jahres und fokussiert sich auf das Thema Alkohol und Drogen im Straßenverkehr. Neben Filmen in den Sozialen Medien und in den Tiroler Kinos, Radiowerbung, Plakaten in der Gastronomie und einer eigenen Website weisen im Sommer Aufsteller entlang der Landesstraßen auf das Thema hin. Produziert wurden alle Werbemaßnahmen von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Landes Tirol. Begleitet wird die Kampagne durch Schwerpunktkontrollen vonseiten der Tiroler Verkehrspolizei.
2024 gab es mehr als 280 Verkehrsunfälle mit Verletzten, bei denen als Hauptunfallursache eine Beeinträchtigung durch Alkohol oder Drogen festgestellt wurde. Eine aktuelle Dunkelfeldstudie im Auftrag des KFV aus dem heurigen Jahr zeigt, dass das Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss weiterhin weit verbreitet ist. Der durchschnittliche Alkolenker ist weiterhin männlich, jedoch ist bei Frauen ein Anstieg von 23 Prozent im Vergleich zu 2023 zu verzeichnen. Zwar geht die Zahl der Alko-Fahrten zurück (2024 gaben 570.000 Personen an, in den letzten zwölf Monaten unter Alkoholeinfluss ein Fahrzeug gelenkt zu haben; 2023: 650.000), doch gibt es einen Anstieg bei Fahrten unter Drogeneinfluss: Insgesamt 265.000 Personen – um 15.000 mehr als noch 2023 – sagen von sich selbst, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten unter Drogen ein Fahrzeug gelenkt haben.