Biodiversität im Wandel

Globales Forschungsprojekt geht in die finale Phase

  • Projekt „Lifeplan“: Land Tirol ist mit zwei Standorten Teil eines internationalen Netzwerks
  • Erhebungen laufen seit vier Jahren im Stadtgebiet von Hall in Tirol und im Naturpark Karwendel
  • Globale Auswirkungen des Menschen auf die Artenvielfalt wird vergleichbar abgebildet 

Wie wirken sich menschliche Einflüsse auf die Biodiversität aus? Dieser Frage geht ein internationales Forschungsprojekt mit dem Namen „Lifeplan“ seit 2021 nach. Auch Tirol nimmt daran teil. Das Besondere: Unter der Leitung der Universität Helsinki findet dieses fünfjährige Großprojekt an über 200 Standorten auf der ganzen Welt statt. In Tirol werden die dafür notwendigen Erhebungen von den Tiroler Landesmuseen und dem Naturpark Karwendel durchgeführt. Das Land Tirol stellt eine Förderung von insgesamt 30.000 Euro bereit. Durch die internationale Ausrichtung des Projekts kann es gelingen, die weltweiten Zusammenhänge in der Artenvielfalt und den Einfluss des Menschen auf die Biodiversität besser zu verstehen.

„Lifeplan geht heuer in die finale Phase: Mit Ende des Jahres werden die insgesamt fünf Jahre andauernden Erhebungen abgeschlossen sein. Die globale Betrachtung der Ergebnisse wird die teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch viele weitere Jahre beschäftigen. Die Artenvielfalt ändert sich durch unterschiedlichste Einflussfaktoren laufend, weshalb es wichtig ist hierzu fundierte Datengrundlagen zu haben, um entsprechende kurz- und langfristige Maßnahmen daraus abzuleiten. Ich freue mich sehr, dass Tirol Teil eines weltweiten Forschungsnetzwerks sein darf und bedanke mich bei all jenen, die an der Erarbeitung des Lifeplan mitwirken“, sagt Tirols Naturschutzlandesrat René Zumtobel. 

Einheitliche Erhebung macht Forschung vergleichbar

Evelyn Kustatscher, die Leiterin der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen, erklärt die Besonderheit an dem Projekt: „Solch große Datenmengen aus unterschiedlichen Teilen der Erde können nur dann wissenschaftlich verglichen werden, wenn die Erhebung überall gleich abläuft. An jedem Forschungsstandort werden exakt dieselben Messmethoden und Zeiträume eingehalten. Für die Forschenden in unserem Haus ist Lifeplan eine tolle Gelegenheit, ihre jeweiligen Arbeiten voranzutreiben, zu publizieren und sich mit einem internationalen Netzwerk aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auszutauschen.“

Stadt vs. Natur in Bild und Ton 

Bei Lifeplan kommen fünf unterschiedliche Messmethoden zum Einsatz, um ein möglichst vollständiges Bild der Artenvielfalt zu bekommen. So werden einerseits Fotos von Wildkameras analysiert, Tiergeräusche angehört und Insekten gefangen. Zudem werden Bodenproben genommen und Luftplankton mit speziellen Geräten gesammelt. Die Luftproben sind insbesondere für die Untersuchung von Pilzsporen interessant. Jeder der 200 weltweiten Forschungsstandorte verfügt jeweils über eine Station in städtischer Umgebung und eine Station in der Natur. In Tirol sind dies einerseits das Forschungs- und Sammlungszentrum der Tiroler Landesmuseen in Hall als städtischer Forschungsstandort und der Naturpark Karwendel als Naturraum. 

Anton Heufelder, Geschäftsführer des Naturpark Karwendel, ist ebenfalls bereits seit 2021 am Projekt beteiligt: „Die Forschungsergebnisse sind für uns im Naturpark von höchster Relevanz. So wissen wir sehr genau, welche Tier- und Pflanzenarten wo vorkommen und wie sich der Bestand in den letzten Jahren entwickelt hat. Dass wir mit dieser Datensammlung zu einem großen Bild der weltweiten Artenvielfalt beitragen können, ist auch für uns etwas Besonderes.“ 

Einmalige Chance für Biodiversitätsforschung in Tirol

Die notwendigen Geräte zur Datenerhebung im Rahmen des Projekts sowie die genetischen Untersuchungen an der kanadischen Universität Guelph wurden durch die Förderung des Landes finanziert. Die Auswertung der Daten liegt bei der Universität Helsinki. Die Ergebnisse werden den teilnehmenden Institutionen in regelmäßigen Abständen zur Verfügung gestellt. „Lifeplan ist ein Vorzeigeprojekt der internationalen Zusammenarbeit. Durch EU-Fördermittel und die Teilnahme zahlreicher Universitäten ist es möglich, dass Standorte wie Tirol mit einem kleinen finanziellen Beitrag ein großes Forschungsprojekt durchführen können. Das Verständnis und die Nachvollziehbarkeit, wie sich wachsende Städte, zunehmende Bodenversiegelung und der Klimawandel auf die Artenvielfalt weltweit auswirken, wird durch Lifeplan deutlich ausgeprägter“, so LR Zumtobel abschließend.