- Euregio-Projekt CAIROS bringt Arbeit der Lawinenkommissionen näher zusammen
- Ausbildungen und Arbeitsabläufe werden vereinheitlicht und weiterentwickelt
- Gemeinsame Software als Kernstück für verbesserten Datenaustausch – auch direkt über das Smartphone
- Software soll auch anderen Bundesländern in Österreich zur Verfügung gestellt werden können
Das Lawinenrisiko bewerten, Empfehlungen aussprechen und damit Leben retten: Das ist die Aufgabe der Lawinenkommissionen. Nach dem Sommer ist vor dem Winter und so werden mit dem Euregio-Projekt CAIROS aktuell die Arbeitsabläufe der Lawinenkommissionen in der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino harmonisiert und weiterentwickelt – für eine noch bessere Zusammenarbeit und eine noch bessere Risikobewertung. Neben gemeinsamen Aus- und Fortbildungsstrukturen forciert das Projekt CAIROS insbesondere die Entwicklung einer mehrsprachigen Software für den besseren Austausch von Daten und Erfahrungen. Heute, Dienstag, beschloss die Tiroler Landesregierung, dass die Entwicklung dieser neuen Software durch die landeseigene DVT Datenverarbeitung Tirol GmbH erfolgen soll.
„Beim aktuellen Sommerwetter beschäftigen uns die Gefahr von Starkregen und Unwetter mehr als Lawinen, doch der nächste Winter kommt. Wir müssen vorausschauend agieren und Naturgefahren kennen keine Grenzen. Die ‚Zwischensaison‘ für die Lawinenkommissionen wird sinnvoll genutzt, um das Euregio-Projekt CAIROS weiter auf Schiene zu bringen“, verweist LH Anton Mattle darauf, dass Tirol in Sachen Lawinenrisikobewertung weltweiter Vorreiter ist und das Know-how international geschätzt wird. „Der Austausch bereichert die Arbeit aller drei Länder und kann Leben retten. Das Projekt CAIROS gleichsam wie der Euregio-Lawinenreport sind Vorzeigebeispiele der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der Vorteile der Euregio. Mit CAIROS werden wir einmal mehr federführend moderne Arbeitsmethoden für Lawinenkommissionen gestalten. Die Software soll künftig auch interessierten Bundesländern in ganz Österreich zur Verfügung stehen.“ LHStv Philip Wohlgemuth ergänzt: „Die gesamte Euregio ist jeden Winter mit potentiellen Lawinengefahren konfrontiert. Gänzlich verhindern lassen sich Lawinenabgänge und -unglücke nicht. Je besser wir das Risiko beurteilen können, desto eher können wir jedoch Menschenleben schützen. Mit dem Projekt CAIROS unterstützen wir die Lawinenkommissionen bei ihrer wichtigen Aufgabe. Die Geldmittel fließen damit direkt in die Sicherheit aller.“
Lawinenkommission durch Klimawandel gefordert
In den Euregio-Ländern sind derzeit etwa 2.000 größtenteils ehrenamtliche Mitglieder in 334 Kommissionen aktiv – in Tirol sind es mehr als 1.350 Mitglieder in 245 Kommissionen. Sie beurteilen das Lawinenrisiko und beraten unter anderem Gemeinden, Sportinfrastrukturträger oder auch das Land – etwa, ob Straßen oder Skipisten und Winterwanderwege gesperrt werden müssen.
„Die Lawinenkommissionen tragen eine besondere Verantwortung in der gesamten Euregio. Das erfordert viel Wissen, Erfahrung und den Einsatz der notwendigen Technologien und Instrumente. Durch den Klimawandel wird ihre Aufgabe nicht leichter: Bereits jetzt sind die Lawinenkommissionen zunehmend mit ungewohnten Szenarien wie vermehrter Nass- und Gleitschneeaktivität an bisher wenig beachteten Standorten aber auch einer vermehrten Belastung in den Winterrandzeiten konfrontiert. Jedes zusätzliche Tool hilft ihnen bei ihrer wichtigen Arbeit. Als Land Tirol sind wir daher stetig bemüht, sie zu unterstützen und ihnen moderne, zeitgemäße Betriebsmittel zur Verfügung zu stellen“, so Sicherheitslandesrätin Astrid Mair.
Software bietet wichtige Infos mit wenigen Klicks
Voraussetzungen für die Arbeit der Lawinenkommissionen sind neben fachlichem Wissen und einem großen Erfahrungsschatz aktuelle Informationen über Schnee- und Wetterverhältnisse – auch jenseits der eigenen Landesgrenzen. Mit der neuen Software soll dafür ein modernes Multifunktionstool geschaffen werden: Dieses ermöglicht künftig eine einheitliche und gemeinsame Dokumentation, um so auch Informationen auszutauschen und einfacher miteinander kommunizieren zu können. Dabei wird nicht nur die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Kommissionen verbessert, sondern es werden auch die Schnittstellen zum Euregio-Lawinenreport ausgebaut. Das vereinfacht und intensiviert den Informationsaustausch zwischen den Lawinenkommissionen als lokale ExpertInnen vor Ort und dem Lawinenwarndienst Tirol.
„Die neue Software ist eine Weiterentwicklung der in Tirol bereits etablierten Lawinenkommissionssoftware. Betreut und betrieben wird diese bereits seit über 20 Jahren durch die DVT. Mit ihrem Know-How sind sie daher ideal geeignet, um die Anwendung weiter auszubauen. Als zentrale Ergänzung bietet die neue Software künftig auch eine Smartphone-App. Damit können Kommissionsmitglieder niederschwellig und schnell per Fingertipp alle für ihre Arbeit wichtigen Informationen abrufen. Neu ist zudem, dass für die Arbeit im Gelände wichtige Funktionalitäten auch offline zur Verfügung stehen werden“, erklärt Digitalisierungslandesrat Mario Gerber.
Die Kosten für die Entwicklung der Software werden großteils aus dem Interreg-Programm Italien-Österreich finanziert – darüber hinausgehende Arbeitsstunden für die Programmierung werden vom Land Tirol zur Verfügung gestellt.
Kurzmeldungen aus der Regierungssitzung
Sonderförderungsprogramme für den Bezirk Landeck und die Naturparkregion Lechtal-Reutte: Auf Antrag von LH Anton Mattle werden für insgesamt sieben lokale Projekte rund 230.000 Euro aus dem Sonderförderungsprogramm für den Bezirk Landeck sowie rund 90.000 aus dem Sonderförderprogramm für die Naturparkregion Lechtal-Reutte bereitgestellt. „Mit den Mitteln der Sonderförderungsprogramme finanzieren wir Projekte in der Region, die einen Mehrwert für die gesamte Bevölkerung mit sich bringen. Damit stärken wir die Wirtschaft, schaffen Arbeitsplätze, investieren in nachhaltige Verbesserungen vor Ort und erhöhen die Lebensqualität in den Gemeinden weiter“, erklärt LH Mattle. Im Bezirk Landeck wird beispielsweise die Planung einer alternativen Energieversorgung der Mittelschule Prutz-Ried gefördert. Ziel ist es, das vorhandene Grundwasser zur Beheizung und Warmwasserbereitung des Schulgebäudes über eine Niedertemperaturschiene zu nutzen. Im Bezirk Reutte fließen die Mittel an die Geschäftsstelle Regionalentwicklung Außerfern (REA). Die REA unterstützt die Bevölkerung im Bezirk dabei, regionale Herausforderungen zu lösen und Projekte mittels Förderprogrammen von EU, Bund und Land umzusetzen. Dazu zählten etwa bereits neue Co-Working Spaces am Standort des TVB Lechtal, die Revitalisierung eines Wanderwegs im Lechtal oder die Förderung des klimafitten Bergwaldes.
Wiederbestellung Landesumweltanwalt und Stellvertretung: Die Tiroler Landesregierung hat heute, Dienstag, auf Antrag von Umwelt- und Naturschutzlandesrat René Zumtobel die Wiederbestellung von Johannes Kostenzer als Landesumweltanwalt und Walter Tschon als dessen Stellvertreter beschlossen. Ein großer Teil der Arbeit des Landesumweltanwaltes besteht darin, die gesetzlich verankerte Parteistellung in Naturschutzverfahren, abfallrechtlichen Verfahren sowie bei Umweltverträglichkeitsprüfungen wahrzunehmen. „Es freut mich sehr, dass Johannes Kostenzer und Walter Tschon ihre verantwortungsvollen Funktionen weiterhin ausüben. Mit ihrer langjährigen Erfahrung, ihrem Engagement und ihrer fachlichen Kompetenz in Fragen des Naturschutzes setzen sie sich mit Nachdruck für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen in Tirol ein. Ich sehe der Zusammenarbeit mit der Landesumweltanwaltschaft auch künftig mit großem Vertrauen und hoher Wertschätzung entgegen.“