- Primärversorgungseinheiten (PVE) als erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Fragen
- Ambulatorien bieten Angebot einer Arztpraxis mit dem einer Klinik kombiniert, sind jedoch für nicht-stationäre Behandlungen ausgelegt
- Finanzierungsvereinbarung wird erweitert: Land stellt 1,2 Millionen Euro für Primärversorgung zur Verfügung
- Zwei Primärversorgungseinheiten (Innsbruck und Fulpmes) als Gruppenpraxen bereits in Betrieb
- Dritte Primärversorgungseinheit startet als Ambulatorium im Dezember in Telfs
Bei der heutigen Regierungssitzung setzte die Tiroler Landesregierung einen nächsten wichtigen Schritt zum Ausbau von Primärversorgungseinheiten (PVE) als Orte der fachübergreifenden Gesundheitsversorgung. Damit dies gelingt, wurde eine Ergänzung der Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Land Tirol und der Sozialversicherung für Primärversorgungseinheiten in Form von selbstständigen Ambulatorien beschlossen. Als institutionelle Einrichtungen mit oft mehreren ÄrztInnen und anderen Gesundheitsberufen bieten Ambulatorien das Angebot einer Arztpraxis mit dem einer Klinik kombiniert, sind jedoch für nicht-stationäre Behandlungen ausgelegt. „Primärversorgungseinheiten sind eine wichtige Ergänzung für die Gesundheitsversorgung vor Ort. Sie entlasten die Spitäler und bieten den Patienten eine umfassende Versorgung. Mit der Ergänzung für Ambulatorien leisten wir als Land Tirol einen wesentlichen Beitrag und bringen die Primärversorgung in Tirol weiter voran. Insgesamt braucht es für die Genehmigung von Primärversorgungseinheiten raschere Verfahren und Einigungen zwischen Sozialversicherung und Ärztinnen und Ärzten“, betont Finanzreferent LH Anton Mattle, dass zur Finanzierung der Primärversorgung seitens des Landes insgesamt rund 1,2 Millionen Euro im Jahr 2025 vorgesehen sind. Bislang wurden in Tirol zwei Primärversorgungseinheiten in Form von Gruppenpraxen in Innsbruck im April 2024 und Fulpmes (Bezirk Innsbruck-Land) im Juli 2025 eröffnet. Interesse an der Form eines selbstständigen Ambulatoriums ist bereits da: Im Dezember soll die dritte PVE in Telfs (Bezirk Innsbruck-Land) als Ambulatorium starten. Betrieben wird es durch die Diakonissen GmbH.
„Unser Ziel bleibt eine flächendeckende, moderne und zukunftsfitte Gesundheitsversorgung in allen Regionen Tirols. Mit dem weiteren Ausbau der Primärversorgung schaffen wir wohnortnahe Anlaufstellen, in denen Menschen rasch und umfassend betreut werden. Die Patientinnen und Patienten profitieren von erweiterten Öffnungszeiten, kurzen Wartezeiten und einer multiprofessionellen Betreuung unter einem Dach. So stellen wir sicher, dass medizinische Hilfe dort verfügbar ist, wo sie gebraucht wird – das ist moderne Gesundheitsversorgung, wie wir sie in Tirol brauchen,“ betont LHStv Philip Wohlgemuth.
Braucht weiterhin gemeinsame Anstrengungen – „auch seitens Sozialversicherung“
Eine Primärversorgungseinheit kann als Gruppenpraxis mit mehreren selbstständigen ÄrztInnen oder als selbständiges Ambulatorium geführt werden. Im Unterschied zur Gruppenpraxis sind selbständige Ambulatorien Krankenanstalten und können als solche auch ÄrztInnen anstellen. Da PVE in Form von selbstständigen Ambulatorien organisatorisch anders strukturiert sind als Gruppenpraxen, sieht die neue Finanzierungsvereinbarung insbesondere eine Anpassung im Bereich der Pflege vor. Damit wird sichergestellt, dass auch in dieser Betriebsform die interdisziplinäre Betreuung der PatientInnen im vollen Umfang gewährleistet ist. Für LH Mattle ist klar: „Mit dieser Klarstellung schaffen wir seitens des Landes die Grundlage, dass neue Projekte rasch umgesetzt werden können und die medizinische Grundversorgung in Tirol weiter gestärkt wird. Jetzt braucht es aber auch weiterhin große gemeinsame Anstrengungen – insbesondere seitens der Sozialversicherung –, damit die Umsetzung der Primärversorgung in allen Regionen Tirols schnellstmöglich gelingt.“
Starke Primärversorgung entlastet Spitäler
Grundlage für die gemeinsame Finanzierung der Primärversorgungseinheiten ist die Vereinbarung über die Kostentragung zwischen dem Land Tirol und der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), die auch die Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) und die Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) miteinschließt. Neben der Anschubfinanzierung für Räumlichkeiten und das PVE-Management werden größtenteils auch die Leistungen der verschiedenen Berufsgruppen kofinanziert.
„Das Land Tirol steht voll und ganz hinter dem Ausbau der Primärversorgung. Uns ist wichtig, dass diese Einrichtungen nicht nur ärztlich, sondern auch in der Pflege und Sozialarbeit gut aufgestellt sind. Deshalb übernimmt das Land Tirol, im Rahmen der gemeinsamen Finanzierung von Sozialversicherung und Land, sämtliche Kosten für Leistungen der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege, der Diätologinnen und Diätologen sowie von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern. Nur durch die Stärkung der Primärversorgung können eine umfassende, wohnortnahe und interdisziplinäre Versorgung in Tirol gewährleistet und Spitalsambulanzen nachhaltig entlastet werden“, erklärt Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele.
Flächendeckende Versorgung als Ziel
Die PVE bieten einen wohnortnahen, niedrigschwelligen Zugang zur medizinischen Grundversorgung und dienen als erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Anliegen. Dabei übernehmen sie die wichtige Aufgabe, PatientInnen bei Bedarf gezielt an FachärztInnen oder in stationäre Einrichtungen weiterzuvermitteln. Neben Innsbruck, Fulpmes und Telfs sind daher weitere Standorte in Planung – unter anderem in Wörgl, in der Versorgungsregion Tirol West (Bezirke Imst, Landeck und Reutte) und in Osttirol.
PVE als attraktive Arbeits- und Ausbildungsorte
In den PVEs arbeiten mehrere AllgemeinmedizinerInnen gemeinsam mit diplomierten Pflegekräften und OrdinationsassistentInnen im sogenannten Kernteam. Ergänzt wird dieses durch Fachkräfte aus Bereichen wie Diätologie, Physiotherapie, Psychologie, Logopädie, Ergotherapie oder Sozialarbeit. Auch Hebammen und HeilmasseurInnen können als Teil des erweiterten Teams in PVE angestellt werden. Für ÄrztInnen bieten PVE attraktive Arbeitsbedingungen mit eigener Managementstruktur und der Zusammenarbeit in einem multiprofessionellen Team. Darüber hinaus fungieren die Zentren als Lehrpraxen für junge AllgemeinmedizinerInnen und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchsgewinnung im Gesundheitswesen.