Leokadia bewegt – über 2.500 BesucherInnen und 35 Schulklassen

Zwischenbilanz zur Sonderausstellung: Geschichte von Leokadia Justman stößt auf großen Andrang

  • Mehr als 800 SchülerInnen und 60 Lehrpersonen besuchten spezielle Vermittlungsangebote zur Ausstellung
  • Anmeldungen zu den Schulführungen unter selina.mittermeier@icloud.com
  • Weitere Infos zur Ausstellung und alle Veranstaltungen zu „Tirol erinnert“ unter tirol.gv.at/erinnern 

„Brechen wir aus!“ – die Überlebensgeschichte von Leokadia Justman erinnert an „Schindlers Liste“. Kurz nach Kriegsende hat die polnische Jüdin ihre Erlebnisse in Innsbruck zu Papier gebracht – der erste literarische Text einer Holocaust-Überlebenden aus Tirol. Seit Ende Januar beleuchtet die Sonderausstellung im Innsbrucker Landhaus die Flucht Leokadias und ihre Inhaftierung in Tirol. Dabei stößt die Ausstellung auf großes Interesse: Mehr als 2.500 BesucherInnen haben sich bereits mit Leokadias Geschichte auseinandergesetzt. Neben zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen von „Tirol erinnert“ nahmen bisher mehr als 800 SchülerInnen aus 35 Klassen die eigenen Schulangebote in Anspruch – bis Ende Juni kommen noch fünf weitere Schulklassen dazu. Bei den Führungen beschäftigen sie sich vor allem mit folgender Frage: Wie überlebte Leokadia die NS-Diktatur?

Geschichte greifbar machen: Ausstellung mit starker Resonanz 

Landeshauptmann und Kulturreferent Anton Mattle begrüßt das große Interesse: „Leokadias Stimme zeigt: Erinnerung ist kein Rückblick – sie ist Verantwortung.“ Von Montag bis Freitag (jeweils 9 bis 17 Uhr) haben Interessierte die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der kostenlosen Sonderausstellung im Landhaus zu machen. Historische Quellen, Videomitschnitte, ein interaktiver Stadtplan Innsbrucks und ein detailgetreues Modell des ehemaligen Polizeigefängnisses veranschaulichen Leokadias Überlebensgeschichte.

„Die große Resonanz – mehr als 2.500 Besucherinnen und Besucher und zahlreiche Schulklassen – zeigt: Der Wunsch, zu verstehen und Haltung zu zeigen, ist den Tirolerinnen und Tirolern ein wichtiges Anliegen“, findet LH Mattle deutliche Worte. „Das Landhaus – einst Schaltstelle des NS-Regimes – ist heute ein Ort der Demokratie, der Aufklärung und des Gedenkens. Genau hier gehört diese Ausstellung hin.“

Lebendige Vergangenheit – bereits 35 Schulklassen bei Führungen im Landhaus

Besonders erfreulich ist das große Interesse der Tiroler Schulen: Bereits 35 Klassen aller Schultypen nahmen am speziellen Vermittlungsangebot teil. „Mit altersgerechten Führungen schaffen wir es, die nationalsozialistische Vergangenheit für junge Menschen greifbar zu machen“, erklärt LH Mattle. „Unser Anspruch ist eine Erinnerungskultur, die nicht belehrt, sondern bewegt und sensibilisiert.“ 

Die Geschichte von Leokadia Justman eigne sich dafür in besonderer Weise – weil sie erschüttert und gleichzeitig das mutige Handeln von Einzelpersonen beleuchtet. So wirft die Ausstellung auch Schlaglichter auf jene drei Tiroler Frauen und fünf Polizisten, die Leokadia bei ihrer Flucht geholfen haben. Im Jahr 1980 wurden sie auf Leokadias Initiative zu „Gerechten unter den Völkern“ in der Gedenkstätte Yad Vashem erklärt. 

Genau in diese Menschengeschichten geben die Schulangebote Einblick, die gemeinsam mit dem ERINNERN:AT und der Pädagogischen Hochschule Tirol entwickelt wurden. Ziel der Führungen ist es, junge Menschen für die Bedeutung von Erinnerungskultur zu sensibilisieren – von der vierten Klasse Volksschule bis zur Matura. Anmeldungen sind laufend per E-Mail an selina.mittermeier@icloud.com möglich (Gruppengröße: max. 30 SchülerInnen). Für Volksschulklassen erfolgen gesonderte, dem Alter entsprechende Rundgänge. „Jede Schülerin, jeder Schüler trägt diese Erfahrung weiter – das ist ein aktiver Beitrag gegen das Vergessen“, so LH Mattle abschließend.


Factbox: Sonderausstellung „Leokadia Justman. Brechen wir aus!“

Die Ausstellung „Leokadia Justman. Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol“ ergänzt als Sonderpräsentation die Rahmenausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“ und ist noch bis 26. Oktober 2025 (Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr) im Landhaus 1 zu sehen. Das Projekt ist eine Kooperation des Landes Tirol mit der Universität Innsbruck und dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, der Pädagogischen Hochschule Tirol, dem Archiv für Bau.Kunst.Geschichte, dem Programm ERINNERN:AT des OeAD (Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung) zum Lehren und Lernen über Nationalsozialismus und Holocaust sowie dem Verein Wissenschaft und Verantwortlichkeit. Alle Veranstaltungen zum Thema „Tirol erinnert“ anlässlich des Gedenkens „80 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg“ sind unter tirol.gv.at/erinnern zu finden – dort steht auch der virtuelle 360°-Rundgang der Ausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus“ zur Verfügung.