- Lernen von den Tiroler Profis: professionelle Aufforstung auch in Südkorea Thema
- Klimafitter Bergwald essentiell, um Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen und zu minimieren
- Fachtagung in Landeck widmete sich zwei Tage lang der Tanne
Baumsamen ernten, aufbereiten und fachgerecht lagern, neue Bäume anpflanzen und die Samen verkaufen – ein Prozess gebündelt an einem Standort: Das hat besonderen Wert und ist im Forstgarten in Nikolsdorf in Osttirol zu finden. Im Durchschnitt werden rund 3.000 kg Zapfen und Früchte in Osttirol jährlich geerntet und 1,3 Millionen Bäume gepflanzt. Das Land Tirol betreibt dort den einzigen Standort in ganz Westösterreich, an dem Samen verschiedenster Baumarten gewonnen und fachgerecht gelagert werden können. Darauf wurde auch die südkoreanische Forstbehörde aufmerksam. Tirols Wissen ist international gefragt und so besuchte diese kürzlich den landeseigenen Forstgarten in Nikolsdorf. Organisiert wurde das Treffen von der Forstlichen Ausbildungsstätte (FAST) Ossiach in Kärnten. Beim Treffen erhielten die SüdkoreanerInnen detaillierte Einblicke in Abläufe, Wissen und Arbeitsweise der Tiroler ExpertInnen.
Tiroler Expertise für Interessierte aus dem In- und Ausland
Forstreferent LHStv Josef Geisler betont, dass man in Tirol stolz auf die landeseigenen Forstgärten und dem internationalen Interesse ist: „Der Besuch der südkoreanischen Delegation unterstreicht Tirols Engagement, wenn es um klimafitte und nachhaltige Forstwirtschaft geht. Wir teilen unser Wissen gerne im Sinne der gemeinsamen Anstrengungen zur Pflege des Waldes. Mit den praktischen Eindrücken vor Ort kann die Delegation wichtige Erkenntnisse mit nach Südkorea nehmen – die Expertise Tirols entfaltet sich so im wahrsten Sinne des Wortes rund um den Globus.“
Für Forstreferent LHStv Geisler zeige der Besuch vor allem auch, dass der Klimawandel und die damit verbundenen Herausforderungen „uns vor eine gemeinsame große Aufgabe stellen.“ Der Forstgarten Nikolsdorf bietet daher Beratung für Interessierte aus dem In- und Ausland.
Neues Saatgut-Haus für klimafitten Bergwald
Tirol setzt seit dem Jahr 2019 auf das Programm „Klimafitter Bergwald“. Dabei werden einerseits WaldbesitzerInnen bei der nachhaltigen Umgestaltung ihres Waldes unterstützt, anderseits beinhaltet das Programm auch weitere waldwirtschaftliche Maßnahmen. Dazu gehören unter anderem die Verjüngung, Aufforstung und Pflege der heimischen Wälder. Daran zeigte sich die südkoreanische Delegation besonders interessiert – auch dort gelte es, sich dem Klimawandel anzupassen.
„Mit aktiver Waldwirtschaft wird sichergestellt, dass der Schutzwald in Tirol auch in Zukunft eine hohe Widerstandskraft und Resilienz aufweist. Ohne diese strukturierten Anpassungsmaßnahmen würde der Wald schrittweise an Kraft und so auch seine Schutzfunktion für die Tiroler Bevölkerung verlieren“, erklärt Florian Stocker vom Landesforstgarten Nikolsdorf. Um den steigenden Bedarf weiterhin gerecht zu werden, ist daher die Errichtung eines neuen Saatgut-Hauses geplant.
Von der Durchmischung des Waldes bis hin zu Forschungsprojekten
So wurden in den vergangenen Jahren in Tirol Schadflächen, beispielsweise verursacht durch Stürme oder durch den Borkenkäfer, systematisch mit unterschiedlichen Baumarten aufgeforstet. Die Landesforstgärten stellen Pflanzenmaterial zur Verfügung, um die betroffenen Flächen nachhaltig aufzuforsten. Waren dies im Jahr 2020 noch rund 1,1 Millionen Stück an verschiedenen Bäumen, konnte diese Zahl bis zum Jahr 2024 auf über 1,9 Millionen Stück gesteigert werden.
Weiters wurde die Waldtypenkarte an neue Klimaszenarien angepasst und mehrere wissenschaftliche Kooperationen, unter anderem mit der Universität Innsbruck, in die Wege geleitet. Genetische Untersuchungen der Tanne fanden im Bezirk Landeck statt. Der dortigen Tanne kommt angesichts des Klimawandels eine besondere Bedeutung zu, da sich dieser Tannentyp als besonders trockenresistent herausgestellt hat.
Zweitägiges Symposium im Zeichen der Tanne
So stand bei einer Fachtagung, die vor kurzem im Naturhaus Kaunergrat stattfand, besonders die Tanne im Fokus. Aufbauend auf einer wissenschaftlichen Arbeit des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) zur Trockenheitstoleranz von Tannen im Bezirk Landeck erhielten die TeilnehmerInnen Einblicke in Forschung und Praxis. Erkenntnisse der Studie, daraus abgeleitete Perspektiven sowie konkrete Handlungsempfehlungen standen im Mittelpunkt des Treffens. Neben Vorträgen zu Klimawandel, Genetik, wissenschaftlichen Analysen und mehr, konnten sich die TeilnehmerInnen bei einer Exkursion Eindrücke aus erster Hand verschaffen.
LHStv Geisler abschließend: „Genauso wichtig wie die internationale Vernetzung ist vor allem auch die Vernetzung aller Beteiligten innerhalb Tirols. Werden wissenschaftliche Erkenntnisse mit Erfahrungen aus der Praxis zusammengeführt, entsteht eine Symbiose, die für unseren Wald wichtig ist.“