Aktuelles aus der Regierungssitzung

LH Mattle: „Psychische Erkrankungen sind kein Tabuthema: Neue Wege in der Behandlung von Depression“

  • Land Tirol unterstützt innovatives Projekt der Universität Innsbruck
  • Projekt analysiert Zusammenhang von Veränderungen im Blut und depressiven Symptomen
  • Rund 22.500 Personen in Tirol von psychischen Erkrankungen betroffen
  • Rund 13.700 Beratungen über kostenlose psychosoziale Angebote im Jahr 2024
  • Überblick über gesamte Versorgungslandschaft in Tirol: www.psychosoziale-angebote.tirol

In Tirol leiden schätzungsweise 22.500 Menschen an schweren psychischen Erkrankungen. Die häufigste psychische Erkrankung ist eine Depression: Rund 15 Prozent der Menschen in Österreich erkrankten innerhalb der letzten zehn Jahre an einer Depression. Eine Depression belastet nicht nur die Betroffenen selbst, sondern wirkt sich auch auf deren Angehörige, die Gesellschaft und das Gesundheitssystem aus. Insbesondere in Tirol zeigen Studien ein hohes Maß an psychischer Belastung. Betroffen sind vor allem Frauen, arbeitslose und geringverdienende Personen. Für eine erfolgreiche Behandlung von Depressionen ist es entscheidend, diese möglichst früh zu erkennen. Neue Erkenntnisse aus der biomedizinischen Forschung zeigen: Bestimmte Veränderungen im Blut könnten als sogenannte Biomarker Hinweise auf eine Depression geben. Genau damit beschäftigt sich aktuell eine Forschungsgruppe der Universität Innsbruck. Um die Früherkennung deutlich zu verbessern, hat die Landesregierung in ihrer heutigen Regierungssitzung eine Unterstützung für dieses zentrale Forschungsprojekt von insgesamt 90.000 Euro beschlossen. Damit setzt das Land Tirol einen wichtigen Impuls im Bereich der psychischen Gesundheit für die Tiroler Bevölkerung.

„Psychische Erkrankungen sind kein Tabuthema. Depressionen können in Tirol Menschen quer durch alle Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten betreffen. Als Land wollen wir dazu beitragen, dass moderne wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst rasch den Betroffenen zugutekommen. Die Unterstützung dieses Forschungsprojekts ist ein klares Bekenntnis zur Gesundheitsversorgung und zur Solidarität mit jenen, die von psychischen Erkrankungen betroffen sind“, betont LH Anton Mattle.

„Immer mehr Menschen sind von psychischen Erkrankungen betroffen. Besonders stark trifft es jene, die ohnehin mit schwierigen Lebensbedingungen zu kämpfen haben. Gerade diese Gruppen brauchen gezielte Unterstützung und Zugang zu früher Diagnose und wirksamer Behandlung. Mit der Unterstützung des Projektes setzen wir ein starkes Zeichen: Wir nehmen psychische Gesundheit ernst – als soziale, gesundheitliche und gesellschaftliche Aufgabe“, ergänzt LHStv Philip Wohlgemuth.

Biomedizinische Forschung mit Praxisrelevanz

Im Rahmen des Projekts werden Blutproben von PatientInnen mit Depressionen untersucht, die eine Elektrokonvulsionstherapie (EKT) erhalten. Dieses Verfahren, bei der in Kurznarkose und unter Muskelentspannung gezielt elektrische Impulse verabreicht werden, wird beispielsweise bei schweren therapieresistenten Depressionen eingesetzt. Ziel des Forschungsprojektes ist es, im Blut sogenannte Biomarker zu finden – also messbare Hinweise darauf, wie gut eine Behandlung wirkt. Dabei kommen modernste biomedizinische Analysemethoden zum Einsatz, um Veränderungen im Stoffwechsel und den Immunzellen zu erkennen. Die Ergebnisse werden mit dem psychischen Zustand der PatientInnen verglichen, um besser zu verstehen, wie das Immunsystem und depressive Symptome zusammenhängen.

„Wir fördern damit Forschung auf höchstem medizinischen Niveau und leisten zugleich einen aktiven Beitrag zur besseren psychischen Gesundheitsversorgung der Tirolerinnen und Tiroler. Indem das Projekt auf die spezifischen Bedürfnisse der Tiroler Bevölkerung zugeschnitten ist, können wir einerseits regionale Gesundheitsstrategien gezielt weiterentwickeln. Andererseits ermöglicht das Projekt langfristig individuell angepasste Behandlungen – ein wichtiger Schritt hin zu einer personalisierten Medizin“, so Gesundheits- und Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele.

Wohnortnahe und niederschwellige Hilfe bei psychischen Belastungen

Mit dem Angebot der klinischen und gesundheitspsychologischen Versorgung des Landes stehen seit 2018 in allen Tiroler Bezirken kostenlose Beratungen durch klinische PsychologInnen und GesundheitspsychologInnen zur Verfügung. Die Nachfrage nach diesem Angebot steigt stetig – allein im Jahr 2024 wurden über 2.100 Beratungen in Anspruch genommen. Ergänzt wird dieses Versorgungsnetz durch den Psychosozialen Krisendienst Tirol und die Psychosozialen Zentren Tirol. Mit den beiden Angeboten wurden 2022 zwei zentrale Säulen der psychosozialen Versorgung etabliert, die seither als niederschwellige Erstanlaufstellen für Menschen in akuten seelischen Krisen fungieren. Im Jahr 2024 wurden durch den Krisendienst über 3.600 Beratungen, 50 mobile Einsätze und 320 ambulante Gespräche durchgeführt – ein deutliches Zeichen für den bestehenden Bedarf. Auch die Psychosozialen Zentren sind mit insgesamt acht Standorten in ganz Tirol gut etabliert. Im Jahr 2024 wurden dort über 8.000 Beratungen durchgeführt – das entspricht einem Anstieg von rund 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Alle Angebote leisten nicht nur erste Hilfe, sondern unterstützen Betroffene dabei, Zugang zu weiterführender Hilfe zu finden.

„Depression ist nicht nur eine medizinische, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung. Viele Menschen in Tirol sind von schweren psychischen Erkrankungen betroffen – mit weitreichenden Folgen für ihr soziales Umfeld, ihre berufliche Teilhabe und ihre Lebensqualität. Unsere psychosozialen Unterstützungsangebote reichen von niederschwelligen Beratungsdiensten über mobile Teams bis hin zu spezialisierten Einrichtungen in den Regionen. Ziel ist es, Betroffene frühzeitig zu erreichen und individuell zu begleiten – unabhängig von Einkommen, Alter oder Herkunft“, sagt Soziallandesrätin Eva Pawlata.

Einen Überblick über die gesamte Versorgungslandschaft in Tirol liefert die Website www.psychosoziale-angebote.tirol.


Kurzmeldungen aus der Regierungssitzung

Vollständigkeitsbestätigung bei Gewerbeverfahren – Wöchentliches Update „Vereinfachung & Entbürokratisierung“: Aufbauend auf dem Tirol-Konvent, dem Weiterentwicklungsprozess der Landesverwaltung, wird Landeshauptmann Anton Mattle in der Regierungssitzung künftig jede Woche über Verbesserungen berichten. „Eine starke und effiziente Verwaltung ist ein Garant für Fairness. Die öffentliche Hand soll Möglichmacher sein und nicht das Leben der Menschen erschweren. Deshalb wollen wir in Tirol zurück zur Eigenverantwortung. Jede Woche soll eine Regel gestrichen oder vereinfacht bzw. ein Prozess optimiert werden“, erklärt LH Mattle. Im Rahmen der Konferenz der Bezirkshauptleute, die gestern, Montag, in Kufstein stattgefunden hat, hat LH Mattle den Auftrag gegeben, das Konzept der Vollständigkeitsbestätigung bestmöglich in ganz Tirol auszurollen. In einem Pilotprojekt an der Bezirkshauptmannschaft Schwaz werden bei Einreichung im Rahmen von Gewerbeverfahren die Einreich- und Projektunterlagen unmittelbar auf Vollständigkeit geprüft und dem Antragstellenden eine entsprechende Bestätigung übermittelt. „Die positiven Rückmeldungen aus der Pilot-Bezirkshauptmannschaft in Schwaz zeigen, dass durch eine Vollständigkeitsbestätigung die Verfahren beschleunigt werden können. Bislang haben Antragsteller und Projektwerber oft bis zur Verhandlung nicht gewusst, ob die Unterlagen vollständig sind und ausreichen. Das wird sich nun ändern. Die Vollständigkeitsbestätigung in Gewerbeverfahren wird bis Ende des Jahres bestmöglich auf alle Bezirkshauptmannschaften ausgeweitet. Das ist eine echte Erleichterung für Tirols Betriebe“, kündigt LH Mattle an.

Sonderförderungsprogramm Pitztal: Auf Antrag von LH Anton Mattle werden für den Planungsverband Pitztal über 242.000 Euro aus dem Sonderförderungsprogramm des Landes bereitgestellt. „Mit den Mitteln des Sonderförderungsprogrammes stärken wir die gesamte Region, ihre Wirtschaft und insbesondere die Lebensqualität. Das Geld kommt damit direkt den Pitztalerinnen und Pitztalern sowie den Gästen in der Region zugute. Konkret fließen die Gelder der aktuellen Ausschüttung in die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit von Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben sowie Klein- und Mittelunternehmen, in die fortschreitende Digitalisierung sowie in die generelle Attraktivierung des Lebensraums Pitztal“, erklärt LH Mattle. Das Investitionsvolumen der insgesamt fünf geförderten Projekte beträgt rund 1,4 Millionen Euro.

Zillertalbahn – Variantenprüfung liegt vor: Eine umfassende Prüfung durch die TU Wien ergab, dass eine hybride Lösung aus Akkubetrieb und teilweiser Oberleitung die kosteneffizenteste, am schnellsten umsetzbare und gleichzeitig dem aktuellsten technologischen Stand entsprechende Lösung für die Dekarbonisierung der Zillertalbahn darstellt. Aufbauend auf den Erkenntnissen der TU-Wien wurde eine technische Prüfung der notwendigen Ladeinfrastruktur in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse nun vorliegen. Verschiedene Akku-Hybrid-Varianten wurden technisch ausgearbeitet, einander gegenübergestellt und bewertet. Die Zillertaler Verkehrsbetriebe AG, an der die Zillertaler Gemeinden beteiligt sind, wurde in den Prozess laufend eingebunden und lieferte wesentliche Informationen zur Infrastruktur und dem Betrieb der Schmalspurbahn. Die Studie empfiehlt zwischen Jenbach und Kaltenbach/Uderns sowie im hinteren Talbereich bei Mayrhofen Oberleitungsabschnitte zu errichten, auf denen der Betrieb der Triebfahrzeuge mit Wechselstrom über die Oberleitung erfolgt und die Akkus wieder geladen werden können. Der Bau der Oberleitung kann großteils auf Grundstücken der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG erfolgen und Konflikte innerhalb von Ortsgebieten können bestmöglich vermieden werden. „Die vorgeschlagene Variante bietet viele Vorteile: Sie ist vergleichsweise schnell und kosteneffizient umsetzbar, bietet aufgrund des Akkus eine vorteilhafte Betriebsstabilität und ein geringeres bauliches Umsetzungsrisiko. Dadurch sollen auch durchgängige Streckensperren während der Bauphase großteils vermieden werden. Zudem kann mit der vorgeschlagenen Variante auch der Güterverkehr zwischen Jenbach und Fügen – hier wird bekanntermaßen viel Holz per Zug transportiert – gänzlich elektrifiziert umgesetzt werden“, so Verkehrs- und Mobilitätslandesrat René Zumtobel. Aktuell wird intensiv an den Grundlagen für die Ausschreibung der Schienenfahrzeuge gearbeitet. Die Umsetzung der Dekarbonisierung der Zillertalbahn soll im Rahmen des Mittelfristigen Investitionsprogramms für Privatbahnen des Bundes erfolgen. Die gesamte Studie zum Download findet sich unter www.tirol.gv.at/studie-zillertalbahn.