Vom Gauhaus zum Landhaus | Raum 1
In Raum 1 werden die Planungs-, Bau- und Nutzungsgeschichte des Gebäudes in den Jahren von 1938 bis 1955 thematisiert. Die Gauleitung errichtet 1938/39 einen Erweiterungsbau, das heutige Neue Landhaus. Sie fordert ausschließlich Innsbrucker Architekten zur Teilnahme an einem Wettbewerb auf. Der erste Preis geht an die Brüder Walter und Ewald Guth. Die konkav geschwungenen Seitenflügel mit hohem und aus der Flucht vorragendem Mittelrisalit folgen der Idee eines „auffliegenden Adlers“. Die NS-Propaganda erklärt den Bau zum Prestigeprojekt des Gauleiters Franz Hofer. NSDAP-Reichsleiter Robert Ley schätzt das Gebäude hingegen als komplett misslungen ein.
Zusätzlich erwirbt die Gauleitung private Gebäude in der Meraner Straße, um über einen geschlossenen Verwaltungskomplex zu verfügen. Verbrecherische Vorgänge prägen die Ereignisse rund um die Erweiterung entscheidend mit. Der Landhauskomplex ist die Schaltzentrale der NS-Verbrechen, die zum einen an den Schreibtischen organisiert und abgewickelt werden. Zum anderen dient das Gebäude als Anlaufstelle für Verrat und Verleumdung. Nach 1945 richten die alliierten Befreier und Besatzer im Neuen Landhaus ihren Stützpunkt ein. Die Tiroler Politik schenkt der Bedeutung des ehemaligen Gauhauses jahrzehntelang keine Aufmerksamkeit.
Raum 1 ist das ehemalige Sitzungszimmer des Gauleiters. Über zwei Stockwerke reichend und mit drei raumhohen Südfenstern ist der Saal im Vergleich zu den kleinen Amtsräumen und den engen, niedrigen Gängen großzügig und hell angelegt. Die eichenfurnierte Holzvertäfelung, die Kassettendecke und die symmetrische Raumkomposition folgen der Ausgestaltung vergleichbarer Repräsentationsräume, wie etwa in der Reichskanzlei in Berlin. Die Gauleitung wählt das großformatige Historiengemälde „Claudia de Medici und Kanzler Biener auf dem Tiroler Landtag“ von Karl Anrather als raumprägende Ausstattung. Bereits zum Besuch Adolf Hitlers im April 1938 schmückt das Gemälde seine Räumlichkeiten im Hotel Tyrol.