Naturgefahren in Tirol: 2022 werden 82,5 Millionen Euro investiert

62 Prozent der Mittel werden für den Hochwasserschutz und den Schutz vor Wildbächen aufgewendet

  • Schutzwald wird mit 16,4 Millionen Euro gestärkt
  • Vorbeugende Planung und natürliche Schutzmaßnahmen werden immer wichtiger

Die öffentliche Hand investiert 2022 insgesamt 82,5 Millionen Euro in den Schutz vor Naturgefahren. Im Vergleich zu 2021 ist das ein Plus von 3,5 Prozent. Für Maßnahmen bei Wildbächen sind rund 29,2 Millionen Euro budgetiert, für den Schutz vor Tal- und Hauptgewässern 22,1 Millionen Euro. In die Erhaltung des Schutzwaldes fließen 16,4 Millionen. Auf den Lawinenschutz entfallen 9,2 Millionen Euro und auf den Erosions- und Steinschlagschutz 5,6 Millionen Euro. Die Mittel stammen vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, dem Land Tirol und den beteiligten Gemeinden.

Ein Zentrum in puncto Naturgefahren ist und bleibt Osttirol. Ein Fünftel des Budgets (rund 17,4 Millionen Euro) geht in den Bezirk Lienz. Rund 12,3 Millionen Euro sind für den Bezirk Innsbruck-Land vorgesehen, 10,8 Millionen Euro für den Bezirk Schwaz.

„Der Schutz vor Naturgefahren zählt zu den Kernaufgaben des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus und sichert die Lebensqualität für die Bevölkerung in den Regionen. Die Bundeswasserbauverwaltung und die Wildbach- und Lawinenverbauung arbeiten dafür in vielen wichtigen Projekten eng mit den Gemeinden zusammen. Mein Ressort stellt für diese Maßnahmen jährlich knapp 30 Millionen Euro als Bundesmittel zum Wohl für die Tiroler Bevölkerung zur Verfügung. Ich werde mich auch weiterhin für mehr Sicherheit vor Naturgefahren einsetzen“, so Bundesministerin Elisabeth Köstinger

Vorzug für natürliche Schutzmaßnahmen

„Bund, Land und Gemeinden ziehen an einem Strang. Auch heuer stehen wieder ausreichend Mittel für den Schutz der Bevölkerung und des Lebens- und Wirtschaftsraums zur Verfügung. Wo immer es möglich ist, geben wir natürlichen Schutzmaßnahmen wie dem Wald oder auch Flussaufweitungen den Vorzug gegenüber technischen Schutzbauten“, erklärt LHStv Josef Geisler. Mit 20 Millionen Euro fließt ein Viertel des Gesamtbudgets in die Wiederaufforstung und Schutzwalderhaltung. Tirols Sicherheitslandesrat bekräftigt vor diesem Hintergrund auch seine massive Kritik an der EU-Forststrategie 2030. „Wälder außer Nutzung zu stellen, ist gerade in einem Land wie Tirol mit einem Schutzwaldanteil von fast 70 Prozent nicht nur für die Sicherheit, sondern auch für den Klimawandel kontraproduktiv.“

Prävention wird immer wichtiger

Die Anpassung an den Klimawandel ist auch für die Wildbach- und Lawinenverbauung ein wichtiges Handlungsfeld. „In der Strategie 2025 der WLV wurde klar gelegt, dass der Schutzwald weiter gestärkt werden soll. Allein im Vorjahr flossen tirolweit mehr als vier Millionen Euro oder 8,4 Prozent der Gesamtausgaben in sogenannte flächenwirtschaftliche Projekte. Auch im Jahresarbeitsprogramm 2022 sind rund 3,8 Millionen Euro für diesen Bereich reserviert“, erläutert DI Gebhard Walter. Der engen Kooperation mit der Landesforstdirektion komme in diesem Bereich große Bedeutung zu.

Ein weiterer Schwerpunkt der Wildbach- und Lawinenverbauung im Jahr 2022 bleibt die Gefahrenzonenplanung. „Wir arbeiten laufend daran, ältere Gefahrenzonenpläne zu überarbeiten. Damit stellen wir sicher, dass alle Gemeinden stets einen aktuellen Gefahrenzonplan als Basis für die Raumordnung und als wichtiges Instrument zur Prävention in der Hand haben“, betont DI Walter. „Wir arbeiten die aktuellen Erkenntnisse aus neuen Modellierungen ebenso ein wie die Analysen aktueller Extremereignisse. Damit steigen die Qualität und die Genauigkeit der Gefahrenzonenpläne.“

Investitionen in die Vorsorge

Der Tiroler Forstdienst konzentriert sich auch 2022 auf die wichtigen Schutzwälder. „In Zusammenarbeit mit der Wildbach- und Lawinenverbauung wird die Schutzwirkung von 125.000 Hektar Wald qualitativ verbessert“, berichtet Landesforstdirektor DI Josef Fuchs.

Ein Schwerpunkt ist die Aufforstung bzw. die Wiederbewaldung von Flächen, die durch Stürme bzw. enormen Schneebruch geschädigt wurden. Mehr als 34 Prozent der Mittel (5,6 Millionen Euro), die für die Schutzwalderhaltung bestimmt sind, gehen nach Osttirol. „Gerade unter dem Aspekt des Klimawandels sind solche Investitionen eine wichtige Vorsorge für die Sicherheit im Land“, so DI Fuchs.

65 Vorhaben für den Hochwasserschutz

Die Bundeswasserbauverwaltung wird 2022 rund 65 Projekte für den Hochwasserschutz sowie die Behebung von Schäden und als Sofortmaßnahmen umsetzen. Regionale Schwerpunkte sind die Bezirke Kitzbühel (4,5 Millionen Euro), Reutte (3,9 Millionen Euro) und Lienz (3,3 Millionen Euro). In den vergangenen zehn Jahren haben Bund, Land Tirol und die Gemeinden rund 170 Millionen Euro für den vorbeugenden Hochwasserschutz in Tirol ausgegeben.

„Es wird auch in Zukunft notwendig sein, Lebens- und Wirtschaftsraum durch technische Schutzbauten zu sichern. Ganz wesentlich ist aber auch der Erhalt von natürlichen, bereits bestehenden Überflutungsflächen, die in den Gefahrenzonenplänen des Wasserbaus als sogenannte Funktionsbereiche ausgewiesen sind“, sagt DI Markus Federspiel, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft.