Borkenkäfer: Gefahr für Wald in Osttirol

Borkenkäfer-Vermehrung in vielen Gemeinden Osttirols

  • Maßnahmen: Befallene Bäume müssen entfernt werden
  • Schutzwald verliert durch Baumverlust an Funktionsfähigkeit – Projektplanungen mit Wildbach- und Lawinenverbauung

Borkenkäfer sind Waldschädlinge – sie befallen gesunde Bäume und legen Eier unter der Rinde ab. Der Fraß der Larven bringt die Bäume zum Absterben. Nach den extremen Wetterereignissen der letzten Jahre sind die Vermehrungsbedingungen für die Borkenkäfer ideal gewesen. Dieser kann sich in Schadholz sprunghaft vermehren. Eine solch großflächige Vermehrung ist derzeit in Osttirol, konkret in Oberlienz und in Hopfgarten in Defereggen im Gange. Auch im Iseltal zeichnet sich eine solche ab. Das ergab eine Besichtigung und Begehung der ExpertInnen. Während die Aufarbeitung der befallenen Waldbestände in Oberlienz bereits fortgeschritten sind, wird mit den Arbeiten in Hopfgarten und anderen Gemeinden des Iseltals nun begonnen.

„Es wurde eine große Gefahr für den örtlichen Waldbestand festgestellt. Ein Großteil der betroffenen Waldflächen im Iseltal und am Eingang in das Defereggental gelten als Schutzwald. Durch die nun notwendigen Maßnahmen kommt es nach Sturm- und Schneebrüchen seit dem Jahr 2018 zu einer weiteren Vergrößerung der entwaldeten Flächen“, sagt LHStv Josef Geisler und betont, dass „die nun notwendigen Maßnahmen nicht nur zur Sicherung der Waldbestände, sondern auch im Sinne der Sicherheit der Bevölkerung zu tätigen sind.“ Weiters hebt LHStv Geisler hervor: „Das Land Tirol steht den Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern in dieser schwierigen Situation bei und sichert finanzielle Unterstützung zu. Die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung der Massenvermehrung werden aus dem Waldfonds und im Rahmen der flächenwirtschaftlichen Projekte sowie aus forstlichen Förderungen unterstützt.“

Befallene Bäume müssen aufgearbeitet werden – Einsatz von Drohnen

Im Zuge der Begehung zeigte sich nicht nur die Verfärbung der Baumkronen, sondern auch Harzfluss an den Stämmen, abgefallene Rindenteile und vertrocknete grüne Nadeln am Waldboden – „die Entwicklung der Jungkäfer ist bereits so weit fortgeschritten, dass eine kurzfristige Eindämmung der Massenvermehrung nicht mehr möglich ist. Wir haben es mit einer sehr großen Fläche – auch im nicht begehbaren Wald – zu tun, die vom Borkenkäfer befallen ist. Der Fokus liegt nun auf der raschen Aufarbeitung frisch befallener Bäume. Hier ist der Käfer noch in Vermehrung. Dadurch geht von diesen Bäumen eine große Gefahr für die restlichen Waldbestände aus“, sagt Christian Schwaninger, Vorstand der Abteilung Waldschutz des Landes. Die Bezirksforstinspektion Lienz unterstützt die WaldeigentümerInnen und priorisiert die Maßnahmen. „Wir werden zur Früherkennung frischen Befalls auch erstmals Drohnen einsetzen und die Aufarbeitungsmaßnahmen auch nach diesen Erkenntnissen ausrichten“, sagt der Leiter der Bezirksforstinspektion Erich Gollmitzer.

Situation wird beobachtet – bei Bedarf weitere Maßnahmen

Die größte Herausforderung besteht aktuell in der Aufrechterhaltung der Sicherheitswirkung des Waldes, wie auch Gebhart Walter von der Wildbach- und Lawinenverbauung betont: „Weniger Wald bedeutet ein erhöhtes Naturgefahrenpotential. Aufgabe der nächsten Wochen wird es sein, gemeinsam mit den Expertinnen und Experten des Landesforstdienstes die Situation vor allem im Schutzwald genau zu beobachten. Sollten hier zusätzliche technischen Maßnahmen erforderlich werden, müssen diese umgehend geplant und in Kombination mit den Forstschutzmaßnahmen errichtet werden. Die bereits nach den Sturm- und Schneebruchkatastrophen eingerichteten Projekte stehen natürlich auch für diese Maßnahmen zur Verfügung.“ Dahingehend betont LHStv Geisler: „Die Sicherheit der Bevölkerung hat oberste Priorität. Dort, wo die Natur bzw. der Schutzwald den Aufgaben nicht mehr nachkommen kann, müssen wir mit technischen Maßnahmen nachhelfen.“

Man werde alles dafür tun, um schnellstmöglich eine Verbesserung der Situation herbeizuführen: „Auch wenn die Arbeitskapazität zur raschen Aufarbeitung durch Holzschlägerunternehmen begrenzt ist, da die Schadholzaufarbeitung nach den Unwetterereignissen der vergangenen Jahre in Osttirol nach wie vor im Gange sind und viel Arbeitskapazität derzeit außerhalb Tirols umgesetzt wird, werden wir alles daran setzen, dem Borkenkäfer mit allen Mitteln den Kampf anzusagen“, sagt LHStv Geisler. Dahingehend ergänzt Bezirkshauptfrau Olga Reisner: „Alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Borkenkäfer werden im Verordnungswege vorgegeben. Für allfällig erforderliche kurzfristige Straßensperren bitte ich die Bevölkerung um Verständnis – es geht um die Sicherheit aller.“