Landeskulturfonds unterstützt Betriebszweige

Bäuerliche Betriebe haben 40 Millionen Euro in Tierwohl und ergänzende Betriebszweige investiert

  • Kreditvergaben als Seismograph für Lage der Tiroler Landwirtschaft
  • Kapfererhof in Zirl setzt erfolgreich auf mehrere Betriebsstandbeine

Der Kapfererhof in Zirl ist ein Betrieb in so genannter Gunstlage. Aber auch hier im Inntal, wo die Felder eben und die Erträge gut sind, braucht eine Bauernfamilie mehrere Standbeine, um ihren landwirtschaftlichen Betrieb im Vollerwerb führen zu können. Das verlangt Einsatz, Ideenreichtum und auch Investitionen. Über verschiedene Kreditprogramme unterstützt der Landeskulturfonds bäuerliche Betriebe beim Aufbau zusätzlicher Betriebszweige. Im Falle der Familie Georg und Manuela Kapferer sind das neben der traditionellen Milchwirtschaft insbesondere die Direktvermarktung, der Getreideanbau und auch die Sonnenernte vom Dach.

40 Millionen Euro haben Tirols Bäuerinnen und Bauern mit Hilfe von zinsgünstigen Darlehen des Landeskulturfonds vergangenes Jahr investiert. „Wer etwa in einen neuen Stall investiert, hat den Willen weiterzumachen und schaut mit einer gewissen Zuversicht in die Zukunft – ob im Voll- oder im Nebenerwerb. Die Kreditvergaben des Landeskulturfonds sind damit so etwas wie ein Seismograph für die Lage und die Stimmung in der Tiroler Landwirtschaft“, weiß Agrarreferent LHStv Josef Geisler. Die Situation bezeichnet LHStv Geisler als „weitgehend stabil“, wenngleich das steigende Zinsniveau Investitionen schwieriger mache.

Tirols Bauernfamilien stehen wirtschaftlich auf mehreren Beinen

In Tirol gibt es rund 11.000 aktive bäuerliche Betriebe, zwei von drei werden im Nebenerwerb geführt. Ein ausreichendes Familienkommen kann nur durch zusätzliche Betriebszweige wie Urlaub am Bauernhof, die Tätigkeit beim Maschinenring, die Direktvermarktung oder eine zusätzliche außerlandwirtschaftliche Erwerbstätigkeit erzielt werden. „Die Urproduktion alleine ist meist zu wenig. Über den Landeskulturfonds unterstützen wir alle, die sich breiter aufstellen, um so die Lebensmittelproduktion sowie die Bewirtschaftung und Pflege unseres Landes sicherzustellen“, so LHStv Geisler. Chancen würden auch die großen Dachflächen in der Landwirtschaft, die zur Energieerzeugung verwendet werden können, bieten.

Die Wichtigkeit von mehreren Einkommensbestandteilen bestätigt auch der Geschäftsführer des Landeskulturfonds, Thomas Danzl: „Wir haben im vergangenen Jahr in Summe knapp 130 Kredite mit einem Volumen von 17,8 Millionen Euro abgewickelt und damit Investitionen in der Höhe von mehr als 40 Millionen Euro mitfinanziert. Nur aus der Urproduktion wären diese Kredite nicht bedienbar.“ Zwei Drittel der Kreditsumme fließen in den Bezirk Innsbruck-Land und das Tiroler Unterland. Dort sind die Betrieben etwas größer.

Tierwohl an erster Stelle

Der Großteil der Kreditvergaben des Landeskulturfonds betrifft so genannte Agrarinvestitionskredite für den Neu-, Zu- oder Umbau von Ställen, Verarbeitungsräumen oder Spezialmaschinen. 85 Stallbaumaßnahmen wurden im Jahr 2022 finanziert. „Diese werden zum überwiegenden Teil weit über den Mindeststandards besonders tiergerecht ausgeführt“, betont Danzl die Tierwohlausrichtung der Tiroler Landwirtschaft. Neben 109 Agrarinvestitionskrediten wurden im vergangenen Jahr zudem je neun Kredite für PV-Anlagen und Grundankäufe sowie ein Kredit für Urlaub am Bauernhof vergeben. Die Nachfrage nach Krediten für PV-Anlagen ist im heurigen Jahr weiter gestiegen. Allein im ersten Halbjahr konnten gleich viele Kreditanträge genehmigt werden wie im ganzen Vorjahr – Tendenz steigend.

Milch, Joghurt, Käse und Strom

Bereits 2016 hat Georg Kapferer, kurz nachdem der Betrieb mit 50 Milchkühen und 50 Stück Jungvieh aus den beengten Lage zwischen Kirche und Schule in die Zirler Auen ausgesiedelt ist, in eine PV-Anlage mit 64 Kilowattstunden (kWh) investiert. Eine zweite Anlage mit 190 kWh wird heuer errichtet und machen den Landwirt endgültig auch zum Energiewirt. Der Einstieg in die Direktvermarktung und die Joghurtproduktion erfolgte 2019/2020. Neben PrivatkundInnen beliefert die Familie Kapferer das Krankenhaus Hochzirl mit pasteurisierter Frischmilch und das örtliche Altersheim mit Milch und Joghurt. In regelmäßigen Abständen kommt die mobile Lohnkäserei auf den Hof und verarbeitet die betriebseigene Milch zu Käse, der ebenfalls ab Hof verkauft wird. Rund zehn Prozent der produzierten Milch werden selbst verarbeitet und vermarktet.

Zubrot Getreideanbau

Ein weiteres wichtiges Betriebsstandbein und Zubrot ist der Getreideanbau. Auf fünf Hektar produzieren Manuela und Georg Kapferer Roggen und Weizen für eine regionale Bäckerei. „Die Familie Kapferer nutzt ausgehend von der Milchwirtschaft alle sich bietenden Möglichkeiten. Das erfordert viel Fleiß und täglichen Einsatz, aber auch Mut“, gratuliert LHStv Geisler zum zukunftsfitten bäuerlichen Familienbetrieb.