- Anschlussbahnen und regionale Terminals: Potenzialerhebung durchgeführt
- Best-Practice-Beispiel: Holztransport ins Tiroler Unterland
Seit knapp einem Jahr hat das Land Tirol gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Tirol den Vorsitz der Aktionsgemeinschaft Brennerbahn (AGB) inne. Gestern, Montag, fand die PräsidentInnenkonferenz in Innsbruck statt. „Im Rahmen der Tiroler Präsidentschaft liegen unsere Anstrengungen vor allem auf der Stärkung des regionalen Schienengüterverkehrs. Der Modal-Split, also der Anteil von Warentransporten auf der Schiene im Vergleich zur Straße gibt in Tirol leider wenig Anlass zur Freude – im Gegenteil: Immer noch wird ein Großteil der Waren auf der Straße transportiert. Dabei zeigt eine Studie des Landes, dass der Schienenverkehr nicht nur in Sachen Klimaschutz bedeutend ist, sondern auch aus ökonomischer Sicht viel weniger Energie für den Transport verbraucht wird. Auch im Rahmen der AGB arbeiten wir intensiv daran, den Modal-Split noch vor der Fertigstellung des Brenner Basistunnels zum Besseren zu verändern“, so Verkehrslandesrat René Zumtobel.
Holztransport: 180 Lkw pro Monat weniger durch Tirol
Ein erstes Vorzeigeprojekt wurde im ersten Jahr der Tiroler Präsidentschaft bereits realisiert. Seit Juni werden einmal wöchentlich Schadholztransporte aus Südtirol bis ins Tiroler Unterland durchgeführt. Ein Zug ersetzt dabei rund 40 Lkw, die andernfalls auf der Brenner- bzw. Inntalautobahn unterwegs wären. Pro Monat sind dies rund 180 Lkw die damit auf die Schiene verlagert werden. Ein weiterer Ausbau ist vorgesehen: Pro Jahr sollen dadurch insgesamt rund 200.000 Tonnen Holz von der Straße auf die Schiene verlagert werden.
Der Südtiroler Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider, der online an der Konferenz teilnahm, erklärt die Herausforderungen, die beim grenzüberschreitenden Schienentransport nur gemeinsam bewältigbar sind: „Wir haben gemeinsam mit dem staatlichen Schienennetzbetreiber in Bozen ein neues Verladegleis errichtet, wodurch dieser Transport auf speziellen Güterwagen erst ermöglicht wird. Ich denke, dieses Beispiel zeigt ganz deutlich, dass konkrete regionale Projekte umsetzbar sind, wenn alle Partner an einem Strang ziehen.“
Anschlussbahnen und regionale Terminals für den kombinierten Verkehr
Mit dem Thema Güterverlagerung auf die Schiene beschäftigte sich heuer bereits eine Landtagsenquete in Tirol. Dabei wurden aktuelle Herausforderungen diskutiert und Best-Practice-Beispiele aufgezeigt. Worin sich alle Beteiligten aus Politik und Wirtschaft einig sind: Damit eine Verlagerung des Warentransports attraktiv ist, braucht es die entsprechende Infrastruktur und den Abbau bürokratischer Hürden im grenzüberschreitenden internationalen Bahnverkehr. Die Errichtung und der Ausbau von lokalen Verladeterminals werden daher in Tirol nach Kräften unterstützt. „Nur durch leistungsstarke regionale Verladeterminals kann es gelingen, Transporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Dafür braucht es entsprechend gute Anschlüsse sowie verlässliche und unbürokratische Buchungsmöglichkeiten“, zeigt sich auchGabriel Klammer, Spartengeschäftsführer Transport und Verkehr der WK-Tirol überzeugt.
Ebenfalls relevant für den regionalen Schienengüterverkehr sind die anstehenden Bauarbeiten entlang der Brennerautobahn. „Bei der Landtagsenquete im Juni fand dazu bereits ein sehr guter Austausch zwischen Politik und Wirtschaft statt. Klar ist: Wir müssen uns auf Einschränkungen auf der Straße durch die umfangreichen Bauarbeiten dies- und jenseits des Brenners so gut als möglich vorbereiten – im Sinne der Bevölkerung, der Verkehrsteilnehmenden und damit die Warenströme sichergestellt werden können. Die Schiene bietet hier viele Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt“, ist LR Zumtobel überzeugt.
Potenzialerhebung zeigt Verlademöglichkeiten auf
Ein weiteres Projekt der AGB unter der Vorsitzführung Tirols ist eine Bahnterminal-Potenzialerhebung, um einen laufend aktuellen Überblick der Terminal- und Anschlussgleisangebote am Brennerkorridor zwischen München und Verona für den kombinierten Verkehr digital anbieten zu können. Das Ergebnis wird nun auf einer interaktiven Webseite dargestellt: „Die Karte liefert den Unternehmen aber auch der verladenden Wirtschaft einen Überblick zum Güterterminalangebot auf der Brennerachse und wird von uns laufend aktualisiert. Es würde mich freuen, wenn zeitnah weitere aktive Terminals die Karte und damit das Angebot für die Verlagerung auf die Schiene erweitern würden. Darauf arbeiten wir in der AGB mit Hochdruck hin“, so LR Zumtobel nach der AGB-Sitzung.
„Die globale Wettbewerbsfähigkeit funktioniert nur durch eine enge Kooperation der Regionen. Dies zeigt sich beispielhaft an der neuen Terminalkarte der AGB. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) unterstützte das Land Tirol sehr gerne mit Daten und Informationen. Diese aktuelle Informationsgrundlage dient auch uns zur tiefergehenden Beratung der Unternehmerinnen und Unternehmer. Das ist ein Best Practice Beispiel, welches Relevanz in der täglichen Arbeit aller Handelskammern entlang des Brennerkorridors haben wird“, so der Leiter des Referates für Verkehr und Mobilität der IHK München und Oberbayern, Korbinian Leitner.
Die interaktiven Karte ist auf Deutsch und Italienisch öffentlich unter Brennerkorridor / Corridoio del Brennero abrufbar.
Auch im zweiten Jahr der Präsidentschaft soll der enge Austausch der Mitgliedsländer fortgesetzt werden. Neben einer abschließenden Präsidentenkonferenz, bei der der Vorsitz an das Trentino übergeben wird, plant das Land Tirol gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Tirol eine Veranstaltung in Brüssel. Auch sind weitere Fachkommissisonssitzungen mit ExpertInnen zur Verlagerung auf die Schiene bereits geplant.