Bei Menschenhandel hinschauen und helfen

Welttag gegen Menschenhandel am 30. Juli

  • Land Tirol ist Mitglied der Task Force Menschenhandel
  • Koordinierungsstelle in der Abteilung Staatsbürgerschaft
  • Vielfältige Aktivitäten zur Bekämpfung des Menschenhandels

 „Menschenhandel ist eine Menschenrechtsverletzung und auch in Österreich und in Tirol finden Ausbeutungen von Personen statt. Auch wenn das Thema oft lokal nicht wahrgenommen wird, dürfen wir bei der Situation hier vor Ort nicht wegsehen“, stellt LRinGabriele Fischer anlässlich des morgen, am 30. Juli, stattfindenden Welttags gegen den Menschenhandel klar. Die Gründe von Menschenhandel sind vielfältig. Sie treten in Form von sexueller Ausbeutung, Kinderhandel, Arbeitsausbeutung, sklavereiähnlichen Zuständen bei Hausangestellten, Heirats- und Organhandel zutage. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen (UNO) gibt es heute weltweit an die 30 Millionen versklavte Menschen – mehr als je zuvor in der Geschichte. In Österreich stammen die Opfer von Menschenhandel meist aus ärmeren EU- oder Drittstaaten.

Das Problem bei der Bekämpfung des Menschenhandels ist die hohe Dunkelziffer der Opfer. „Viele schweigen aus Scham oder auch, weil sie in einem existenzbedrohenden Abhängigkeitsverhältnis zu den Täterinnen und Tätern stehen“, weiß LRin Fischer.

Die häufigste Form von Menschenhandel in Österreich ist die sexuelle Ausbeutung. Um die betroffenen Personen besser zu schützen und dieses lukrative Geschäft der organisierten Kriminalität zu bekämpfen, wurden im Rahmen des Nationalen Aktionsplans für Menschenrechte runde Tische in den Bundesländern – so auch in Tirol – eingerichtet, die sich sowohl mit Menschenhandel als auch mit Prostitution befassen. Ende Mai 2021 nahm die Polizei nach mehrmonatiger Ermittlungsarbeit bei insgesamt vier Hausdurchsuchungen zwei Zuhälter und eine Zuhälterin fest. Mittlerweile konnten 10 Beschuldigte und 24 Frauen als Opfer identifiziert und bei den Hausdurchsuchungen neben zahlreichen Kommunikationsmitteln auch ein hoher Bargeldbetrag sichergestellt werden. Bereits Ende des Jahres 2020 mittelte die Polizei eine kriminelle Vereinigung bestehend aus 6 Beschuldigten aus. Auch diese Gruppe steht im Verdacht, die Prostituierten ausgenützt und ihnen einen beträchtlichen Teil ihres durch die Prostitutionstätigkeit erwirtschafteten Erlöses abgenommen zu haben. Bei der Finalisierung dieser Amtshandlung konnten drei Beschuldigte festgenommen und mindestens 18 Opfer identifiziert werden.

„Menschenhandel – die moderne Form der Sklaverei – betrifft Frauen, Männer und Kinder gleichermaßen und ist eine schwerwiegende Verletzung der Menschenrechte. Alle verfügbaren Zahlen lassen den Schluss zu, dass es sich beim Menschenhandel – vor allem bei der sexuellen Ausbeutung – um eine sehr lukrative illegale Geschäftssparte mit einem vergleichsweise geringen Risiko für die Täter handelt. Auch in Österreich steht der Menschenhandel mit sexueller Ausbeutung im Vordergrund; aber auch die Arbeitsausbeutung, Bettelei, Begehung von Straftaten und der Kinderhandel stehen im Focus der Sicherheitsbehörden. In Tirol werden diese Deliktsfelder vorwiegend vom Landeskriminalamt bearbeitet. Da es sich aber um eine gesamtpolizeiliche Aufgabenstellung handelt, finden laufend interne Schulungen statt, um alle Polizistinnen und Polizisten in Tirol entsprechend zu sensibilisieren,“ erläutert Landespolizeidirektor Edelbert Kohler.

Sensibilisierungsmaßnahmen

In Tirol finden laufend Aktivitäten zur Bekämpfung des Menschenhandels statt. So wurde zum Beispiel eine Fortbildung zur Identifizierung von Betroffenen des Kinderhandels und Frauenhandels für hauptamtliche MitarbeiterInnen des Landes Tirol durchgeführt. Um die MitarbeiterInnen der Kinder- und Jugendhilfe Tirols weiter zu sensibilisieren, nehmen diese laufend an Schulungen zum Thema teil.

2004 wurde eine österreichweite Task Force Menschenhandel eingerichtet, welcher die relevanten Bundesministerien, die Bundesländer, die Sozialpartner sowie spezialisierte Nichtregierungsorganisationen angehören. „Ziel ist es, die Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels zu koordinieren und zu forcieren. Innerhalb der Tiroler Landesverwaltung wurde die Koordinierungsstelle in der Abteilung Staatsbürgerschaft eingerichtet“, berichtet LRin Fischer. „Der Welttag gegen Menschenhandel soll vor allem auf das Thema aufmerksam machen. Dabei ist hinschauen und bei Verdacht die Behörden informieren das Wichtigste“, so Landesrätin Fischer abschließend.