Equal Pay Day

Frauenarbeit ist nicht weniger wert, sie wird nur schlechter bezahlt

  • Ab 14. Oktober arbeiten Frauen in Tirol zwar nicht umsonst, aber „gratis“
  • Ganzjährig vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen in Tirol verdienen um 21,6 Prozent weniger als vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer
  • Gleichstellungspaket 2020-2023 des Landes Tirol setzt wichtige Impulse zum Schließen der Lohnschere

Der Equal Pay Day wird an zwei Tagen im Jahr begangen: Einerseits an jenem Tag, bis zu dem Frauen ab Jahresbeginn unentgeltlich arbeiten, bis sie die gleiche Lohnsumme wie Männer bekämen – dies ist in Tirol der 9. März. Der 14. Oktober hingegen markiert jenen Tag, ab dem Frauen – verglichen mit den Löhnen der Männer – unentgeltlich arbeiten: Am 14. Oktober haben Männer in Tirol nämlich bereits jenes Einkommen erreicht, wofür Frauen bis Jahresende noch arbeiten müssen.

„Egal wie der Equal Pay Day berechnet wird: Er zeigt die immer noch bestehende Ungleichheit bei den Einkommen von Frauen und Männern auf“, stellen Frauenlandesrätin Gabriele Fischer und Arbeitslandesrätin Beate Palfrader klar. In Zahlen gegossen bedeutet dies: Ganzjährig vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen in Tirol verdienen um 21,6 Prozent weniger als ihre männlichen Pendants. Das sind 79 „unbezahlte“ Tage im Jahr.

Die Gründe für diese Lohnschere sind mannigfaltig. Zugrunde liege aber in erster Linie die unterschiedliche Bewertung von Arbeit: „Sogenannte Frauenarbeit wurde seit jeher geringer geschätzt. Frauen arbeiten vielfach in bestimmten Berufsfeldern mit eher geringerem Einkommensniveau wie Dienstleistungsberufe, die gleichzeitig eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschweren. Das führt wiederum zu unterbrochenen Erwerbsbiografien und einem hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigung“, erläutert LRin Palfrader.

Historische Chance zur Veränderung der Arbeitskultur

Für eine Lösung müsse an mehreren Schrauben gedreht werden: Einerseits müssen mehr Frauen motiviert werden, ihre berufliche Zukunft abseits der frauendominierten Berufe zu suchen. „Es ist aber nicht allein die Bringschuld der Frauen, die Einkommensverhältnisse individuell zu ihren Gunsten zu ändern. Es ist die Bringschuld aller, Berufe, Branchen, hierarchische Positionen und die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie so auszugestalten, dass Frauen schlussendlich mehr und besser verdienen“, stellt LRin Fischer klar.

Gerade nach den coronabedingten Lockdowns, in denen Frauen Außerordentliches leisten mussten und trotzdem vielfach positive und wertvolle Erfahrungen mit Homeoffice und Telearbeit gesammelt wurden, ergebe sich die historische Chance, die Arbeitskultur nachträglich zu verändern und somit eine Win-Win-Situation für ArbeitnehmerInnen und Wirtschaft zu schaffen: „Eine moderne Arbeitskultur ermöglicht Beschäftigten – auch den Vätern – die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, steigert die Arbeitsplatzattraktivität und sorgt dafür, dass Unternehmen Fachkräfte halten und anziehen können“, ist LRin Palfrader überzeugt. Die Betreuungsaufgaben können besser aufgeteilt und somit die unbezahlte Arbeit von Frauen reduziert werden, wodurch wiederum die Teilzeitquote von Frauen gesenkt werden kann – allesamt wichtige Faktoren, um die Einkommensunterschiede zu verringern.

Gleichstellungspaket 2020 – 2023: Wichtige Impulse zum Schließen der Lohnschere

Wiewohl das Gleichstellungspaket 2020 – 2023 des Landes Tirol nicht das Problem der Lohnungleichheit als Ganzes lösen kann, so gibt es doch wichtige Impulse, um dem Schließen der Lohnschere einige Schritte näherzukommen: „Mit Maßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung und eigenständigen Existenzsicherung von Frauen, aber auch zur Erhöhung des Frauenanteils in der Technik und des Männeranteils in der Betreuung, liegt der finanzielle Schwerpunkt des Gleichstellungspaketes auf Frauen am Arbeitsmarkt“, berichtet LRin Fischer. Gestartet wurden bereits 5 Projekte, welche die Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen und damit die eigenständige Existenzsicherung ermöglichen sollen. Angebote zum Erwerb digitaler Kompetenzen, Online-Schulungen, niederschwellige Beratungen zu beruflichen Perspektiven, Coaching und vieles mehr werden in ganz Tirol angeboten – Kinderbetreuung inklusive. Auch mobile und aufsuchende Beratungsangebote sind beinhaltet. Für den Zeitraum 2021 bis 2023 stehen dafür rund drei Millionen Euro aus dem Gleichstellungspaket zur Verfügung.
Gleichzeitig wird ein Augenmerk auf das Aufbrechen von Rollenbildern gelegt und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert.

Insgesamt sieht das Gleichstellungspaket zusätzlich zum laufenden Budget rund 6,7 Millionen Euro für Gleichstellungsmaßnahmen vor. Darüber hinaus können rund 3,5 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds lukriert werden.