GenesungsbegleiterInnen unterstützen Menschen in psychischer Krise

Zertifikatsverleihung von EX-IN GenesungsbegleiterInnen

  • Menschen, die selbst schwere psychische Krisen überwunden haben, unterstützen Betroffene auf ihrem Genesungsweg 
  • EU-übergreifende Entwicklung des Qualifizierungslehrgangs

Ein neues und innovatives Konzept ergänzt die Unterstützungslandschaft in der psychosozialen Versorgung: „Menschen, die selbst schwere psychische Krisen überwunden haben, können nach Absolvierung des EX-IN Kurses anderen durch ihr persönliches Vorbild neue Hoffnung auf Genesung und mehr Mut zur Eigenverantwortung vermitteln“, berichten Soziallandesrätin Gabriele Fischer und Gesundheitslandesrätin Annette Leja. EX-IN steht für EXperienced-INvolvement, also die Einbeziehung Psychiatrie-erfahrener Personen. Im Rahmen eines EX-IN Kurses werden die fachlichen und professionellen Voraussetzungen für das Berufsbild der EX-IN GenesungsbegleiterInnen geschaffen.

Kürzlich erfolgte im AZW die Zertifikatsverleihung des Kurses, der zwölf Module, zwei Praktika in psychiatrischen Einrichtungen und eine Portfolio-Arbeit umfasst. Das Land Tirol förderte den Lehrgang mit 30.000 Euro.

„Die zertifizierten EX-IN GenesungsbegleiterInnen oder EX-IN MultiplikatorInnen gewähren anderen Menschen Innenansichten von bekannten und irritierenden Wahrnehmungswelten in psychischen Ausnahmesituationen. Sie liefern neue Beschreibungen für den tieferen Sinn psychischer Krisen und sind ausgewiesene ExpertInnen für praxistaugliche Bewältigungsstrategien“, erläutert Lehrgangsleiterin Martina Pixner-Huber.

Länderübergreifende Konzeptentwicklung

Das Curriculum zur Qualifizierung der GenesungsbegleiterInnen wurde im Rahmen eines EU-Projekts entwickelt. Der Lehr- und Lernplan wurde von norwegischen, schwedischen, niederländischen, englischen, slowenischen und deutschen Partnern im Rahmen des europäischen Leonardo da Vinci-Pilotprojektes EX-IN konzeptioniert. Von Oktober 2005 bis September 2007 saßen dazu Psychiatrie-Erfahrene mit WissenschaftlerInnen und Fachkräften aus psychiatrischen Arbeitsfeldern gemeinsam an einem Tisch.

„Im Sinne von Zusammenhelfen und anderen Hoffnung geben tragen GenesungsbegleiterInnen wesentlich zur Verbesserung der sozialpsychiatrischen Unterstützungsangebote bei, indem sie die Ausrichtung nach den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer gewährleisten“, betont LRin Fischer. Betroffene Personen haben dadurch weniger Hemmungen, sich Unterstützung zu suchen, und die Inanspruchnahme der Angebote wird dadurch erleichtert. „Die Genesungsbegleiterinnen und -begleiter leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Enttabuisierung und zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen“, ist LRin Leja überzeugt

Bereits seit 2014 arbeiten EX-IN GenesungsbegleiterInnen in sozialpsychiatrischen Institutionen der PSP, Start pro mente und pro mente tirol, seit 2016 auch im klinischen Bereich in der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Krankenhauses Zams. Die Schaffung von EX-IN GenesungsbegleiterInnen-Teilzeitstellen in den tirol kliniken ist in Planung.