- Bezirk Lienz setzt auf gemeinde- und betriebsübergreifende Kinderbetreuung
- Koordinierungsstellen in Planungsverbänden und digitale Bedarfserhebungen geplant
Insgesamt knapp 95 Prozent aller Kindergartenkinder wohnen auch in der Standortgemeinde der Einrichtung. Rund fünf Prozent der Kinder müssen für den Besuch des Kindergartens über die Gemeindegrenze pendeln. Vor allem während der Ferienzeiten und am Nachmittag verschiebt sich der Bedarf zwischen den Gemeinden, weshalb vermehrt gemeindeübergreifende Kooperationen zwischen den Kinderbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen genutzt werden sollen, um Betreuungsplätze angepasst an den aktuellen Bedarf zur Verfügung zu stellen. Im Bezirk Lienz wurde im Sommer deshalb ein gemeinde- und betriebsübergreifendes Pilotprojekt für die Ferienbetreuung gestartet. Insgesamt 47 Kinder und Jugendliche zwischen drei und 14 Jahren nahmen daran teil. Diese und viele weitere Maßnahmen sollen in den kommenden Jahren in ganz Tirol weiter ausgebaut werden, um das Recht auf Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes für Kinder ab zwei Jahren bis 2026 umzusetzen. Um die Gemeinden als Erhalter der Kinderbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen bestmöglich einzubinden, lud Bildungslandesrätin Cornelia Hagele kürzlich alle BürgermeisterInnen des Bezirks Lienz zum Austausch ein.
„Wir wollen hinsichtlich des Verwaltungsaufwands flexiblere und effizientere Rahmenbedingungen für die Erhalter schaffen. Mit gemeindeübergreifenden Kooperationen, geplanten Koordinierungsstellen in den jeweiligen Planungsverbänden und einer digitalen Anmeldeplattform zur Bedarfsermittlung in den Bezirken sowie dem Ausbau der Tageselternstrukturen wollen wir Schritt für Schritt dieses Recht in Tirol umsetzen“, betont LRin Hagele.
Gemeinde- und betriebsübergreifendes Kinderbetreuungsprojekt
Initiiert wurde das Pilotprojekt in Osttirol im Rahmen des LEADER-Projektes „Gleichstellungskoordination Osttirol“ vom Regionsmanagement Osttirol (RMO) in Zusammenarbeit mit fünf Unternehmen, vier Gemeinden und dem Osttiroler Kinderbetreuungs-Zentrum (OK-Zentrum). Teil des Projektes waren die Unternehmen Euroclima, E.G.O. Austria Elektrogeräte, HELLA, Loacker und Nordpan sowie die Gemeinden Abfaltersbach, Heinfels, Sillian und Strassen.
Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt in den Sommerferien wird die Kinderbetreuung in Tessenberg während des Schuljahres nun als Hort weitergeführt. Die Nachmittagsbetreuung findet von 11.30 bis 18 Uhr statt und während der Ferien wird eine Ganztagesbetreuung von 7 bis 18 Uhr angeboten.
„Um künftig eine ganztägige und ganzjährige Kinderbetreuung in ganz Tirol zu gewährleisten, ist die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden enorm wichtig. Mit gemeinde- und betriebsübergreifenden Kooperationen wie hier in Osttirol soll der Bedarf für eine ganztägige und ganzjährige Kinderbildung und Kinderbetreuung in den Bezirken bestmöglich abgedeckt werden. Dabei wollen wir die Gemeinden bei der Umsetzung solcher Initiativen noch stärker unterstützen“, so die Landesrätin.
Aktuelle Betreuungssituation in Lienz
Im Betreuungsjahr 2022/23 betreuten rund 262 ElementarpädagogInnen und Assistenzkräfte in Lienz insgesamt über 2.170 Kinder unter 15 Jahren. Aufgeteilt auf die verschiedenen Einrichtungsbereiche gibt es in Lienz 45 Kindergärten, 12 Kinderkrippen, einen Hort, 16 Tageseltern für eine Tagesbetreuung sowie 12 Ganztagsschulen und eine Kinderspielgruppe. Neben den 46 öffentlichen Einrichtungen der Gemeinden stehen zudem 12 privat geführte Einrichtungen sowie ein Betriebskindergarten zur Verfügung.
Im Zuge der BürgermeisterInnen-Konferenzen wie jene in Lienz wird der 10-Punkte-Maßnahmenplan des Landes zur Umsetzung des Rechts auf Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes mit den Gemeinden im Detail besprochen. Wesentlich sind dabei die geplanten Koordinierungsstellen. Sie sollen in den jeweiligen Planungsverbänden angesiedelt und in einer ersten Pilotphase im Betreuungsjahr 2024/25 getestet werden. Mithilfe einer digitalen Anmeldeplattform sollen zudem Bedarfsermittlung sowie die Vergabe der Plätze in den Gemeinden künftig erleichtert werden.
„Vom Recht auf die Vermittlung eines Kinderbildungs- und Kinderbetreuungsplatzes profitieren die Gemeinden, der Bezirk und die gesamte Bevölkerung. Eine qualitätsvolle, ganztägige und ganzjährige Bildung und Betreuung unserer Kinder ist ein wesentlicher Bestandteil, um vor allem junge Familien in einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen und ein echter Standortvorteil für die Gemeinden. Zudem sind eine gute, umfassende Bildung und Betreuung für alle Kinder die beste Voraussetzung für echte Chancengleichheit“, so Landtagsvizepräsidentin und Bürgermeisterin von Lienz Elisabeth Blanik.
Kampagne liefert Einblick in die Elementarbildung
Einer der ersten Schritte ist die bereits ausgerollte Kampagne „Wir sind elementar.“ Seit Anfang Oktober sollen durch sie in den kommenden Wochen und Monaten Personen für die Elementarpädagogik begeistert bzw. bestehendes Personal gehalten und wertgeschätzt werden. Die Webseite www.wirsindelementar.at bietet Informationen zu den verschiedenen Berufsbildern und listet alle elementarpädagogischen Ausbildungswege für Weiter-, Quer- und NeueinsteigerInnen auf. Individuelle Beratungen sind über eine eigens geschulte Ausbildungsberaterin per Telefon oder E-Mail möglich.