Über eine halbe Million Euro für Ausbau der Soziallandschaft in Reutte

LRin Pawlata kündigt großflächigen Ausbau der Soziallandschaft im Bezirk im heurigen Jahr an

  • Verbesserungen in der Kinder- und Jugendhilfe für Betreuung innerhalb des Bezirks
  • Schulsozialarbeit startet im Jänner an zwei Mittelschulen und der Polytechnischen Schule in Reutte
  • Übergangswohnung für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder soll entstehen

Bereits im Sommer 2023 besuchte Landesrätin Eva Pawlata das Außerfern und tauschte sich mit Bezirkshauptfrau Katharina Rumpf zu den Herausforderungen und Angeboten in der Kinder- und Jugendhilfe sowie im Opferschutz aus. Heute, Mittwoch, informierte die Soziallandesrätin zum großflächigen Ausbau der Soziallandschaft im Bezirk Reutte. Gemeinsam mit Bezirkshauptfrau Rumpf und dem Leiter der Kinder- und Jugendhilfe an der BH Reutte, Martin Vindl, wurde auch die derzeitige Situation im Bezirk erläutert. Seitens des Landes sind rund 570.000 Euro für Verbesserungen in der Kinder- und Jugendhilfe im Bezirk Reutte vorgesehen. Damit soll es ermöglicht werden, Kinder und Jugendliche erstmals auch innerhalb des Bezirks entsprechend zu betreuen. Im Bereich des Opferschutzes ist die Errichtung einer Übergangswohnung für von Gewalt betroffene Frauen sowie deren Kinder geplant. In Abstimmung mit potentiellen Trägervereinen wird zum derzeitigen Zeitpunkt intensiv an der Umsetzung der beiden Maßnahmen gearbeitet. Bereits diesen Monat startet darüber hinaus das Angebot der Schulsozialarbeit an den zwei Mittelschulen und der Polytechnischen Schule in Reutte.

„Es ist mir ein Anliegen, die Soziallandschaft in Tirol flächendeckend in allen Regionen auszubauen. Von zentraler Bedeutung sind dabei Einrichtungen, die dem Schutz von Kindern und Jugendlichen sowie von Frauen dienen. In vielen Fällen ist häusliche Gewalt die Ursache dafür, dass sie in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher sind. Hier braucht es niederschwellige Hilfs- und Unterstützungsangebote. Eine Regionalisierung dieser Angebote ist insofern wichtig, da sie Betroffenen die Wahl ermöglicht: Sie können eine größere Distanz zu ihrem Wohnort einnehmen, aber auch im gewohnten Umfeld bleiben, was viele Vorteile mit sich bringt“, betont die für Kinder- und Jugendhilfe sowie Frauen zuständige LRin Pawlata.

BH Rumpf führt aus: „Werden Kinder und Jugendliche jenseits des Fernpasses betreut, bedeutet das einen vollständigen Abbruch der bisherigen sozialen Beziehungen: Sie müssen die Schule wechseln, verlieren Freundinnen und Freunde sowie wertvolle Ressourcen in Vereinen oder der Verwandtschaft. Seit Jahren setzen wir uns daher für Betreuungsmöglichkeiten im Bezirk Reutte ein. Eine vergleichbare Situation ergibt sich bei häuslicher Gewalt. Auch hier sind regionale Schutzräume essentiell. Wir freuen uns daher sehr über die anstehenden Maßnahmen. Ein Meilenstein in der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen ist durch den Start der Schulsozialarbeit bereits gelungen.“

Familien stärken, Kinder schützen

Die Tiroler Kinder- und Jugendhilfe, die an den jeweiligen Bezirkshauptmannschaften angesiedelt ist, berät und unterstützt bei familiären Herausforderungen und Problemen. Nach dem Motto „Familien stärken und Kinder schützen“ begleitet sie Familien durch Belastungs- und Krisenzeiten. „2023 verzeichneten wir im Bezirk Reutte im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von über 30 Prozent bei Gefährdungsmeldungen. Der Großteil entstammt vorangegangenen Vorfällen von Gewalt in der Privatsphäre. Es kam dort also in der Vergangenheit bereits zu Wegweisungen bzw. der Aussprache von Annäherungs- und Betretungsverboten“, informiert Kinder- und Jugendhilfeleiter an der BH Reutte, Martin Vindl.

Können familiäre Probleme durch Unterstützungsleistungen nicht bewältigt werden und kommt es zu Vernachlässigung und Gewalt wird für Kinder und Jugendliche ein geeigneter Unterkunfts- und Betreuungsplatz außerhalb der Familie gesucht. Im Bezirk Reutte musste hierbei bis dato auf andere Tiroler Bezirke oder das Ausland – vorwiegend das angrenzende Allgäu (Bayern) – zurückgegriffen werden. Künftig soll dies wohnortnahe möglich sein.

SCHUSO nun auch in Reutte präsent

Die SCHUSO – Schulsozialarbeit Tirol fördert und unterstützt Kinder und Jugendliche als niederschwellige Anlaufstelle vor Ort im Lebensraum Schule und schützt sie vor Gewalt und Diskriminierung. Mit Beginn des Schuljahres 2023/24 wurde die Schulsozialarbeit an 80 Schulstandorten in 30 Tiroler Gemeinden genehmigt. Noch diesen Monat startet das Angebot erstmals auch in Reutte: Zwei SchulsozialarbeiterInnen sind künftig an der Mittelschule und Sportmittelschule Königsweg Reutte (MSK Reutte), der Mittelschule Untermarkt Reutte (MSU Reutte) und der Polytechnischen Schule Reutte (PTS Reutte) tätig. Insgesamt stellt das Land Tirol für den tirolweiten Ausbau der Schulsozialarbeit bis zum Jahr 2026 rund 1,2 Millionen Euro zur Verfügung.

Sicherheit und Schutz bei Gewalt

Eine weitere Maßnahme umfasst den Bereich des Opferschutzes: So soll 2024 in Reutte eine Übergangswohnung für von Gewalt betroffene Frauen sowie deren Kinder entstehen. Damit wird die erste Schutzunterkunft im Bezirk Reutte geschaffen. Tirolweit stehen aktuell 34 Plätze für Frauen und 41 Plätze für Kinder in den insgesamt vier Frauenhäusern im Raum Innsbruck (zwei Einrichtungen) sowie im Ober- und Unterland (je eine Einrichtung) zur Verfügung. Dazu kommen weitere 30 Plätze für Frauen und 57 Plätze für Kinder in Übergangswohnungen in Tirol.

Finanziert wird die neue Schutzunterkunft aus dem Zuschuss des Bundes, mit dem bis zum Jahr 2027 sieben neue Frauenplätze mit mindestens je einem Kinderplatz in Tirol neu ausgebaut werden sollen (siehe Presseaussendung vom 7. Juni 2023). Österreichweit stehen für den Ausbau und Erhalt von Frauen- und Kinderplätzen sowie für Beratungs- und Betreuungsleistungen insbesondere in Übergangswohnungen bis 2027 zwölf Millionen Euro zur Verfügung.